Einleitung:
Da mit der Fuji GFX 50 nun auch das digitale Mittelformat in „greifbare“ und „finanzierbare“ Reichweite kommt und durch die stetig steigenden Preise mit jeder neuen Version der KB Kameras von Canon, Nikon, Sony und Co. auch kein Quantensprung im Preis zwischen den Systemen zum Mittelformat mehr herrscht (die Dinger werden ja immer teuerer), entstand bei einem Foren-Mitglied der Wunsch nach einem Adapter der die alten Objektive der „TEXAS LEICA“ (Fuji GL 690 Typen) an seiner neu erworbenen GFX 50s nutzbar macht.
Der wohlüberlegte und aus monetärerer und technischer Sicht nachvollziehbare Schritt einen Adapter zu bekommen, ist angesichts des Bildkreises von mindestens 9 cm, den die alten Objektive ja für das 6x9 Format ausleuchten mussten, naheliegend. Diese Objektive sollten am deutlich kleineren Sensor der GFXs mit 43.8x32.9mm den "Sweet Spot" mit der im Bildzentrum liegenden, höchsten Schärfe erbringen.
Er wandte sich deshalb mit der Frage an mich, ob der Bau eines Adapters technisch für mich realisierbar wäre.
Es geht also um eine echte „Spezialität“ und ich möchte alle DCC User einladen, einmal mit zu verfolgen, wie ein Sonderadapter entsteht, den es so bislang wohl nicht zu kaufen gibt.
Beim Entstehungsprozess werde ich Wert darauf legen, die ökonomischen Abwägungen bei der eventuellen, späteren Entstehung einer Kleinserie zu schildern.
Beginnend wir bei der Machbarkeits-Studie, so wie die Gedankengänge bei mir abliefen:
Zunächst sei einmal kurz die Fuji G 690 gezeigt und im Schnelldurchlauf beschrieben.
texas-leica.jpg
Bei der Fuji G 690 handelt es sich um eine alte, analoge Mittelformatkamera für 120er und 220er Rollfilme.
Die riesigen Dimensionen dieses Geräts verbunden mit dem Meßsucherprinzip der Kamera zur Scharfstellungen brachten ihr den Spitznamen
"TEXAS LEICA"
ein.
Leica ist mit seinen Kameras seit ewigen Zeiten der Vorreiter und Verfechter dieses Prinzips, bei dem über einen vom Objektiv bewegten Spiegel
ein Mischbild für die Scharfstellung mit dem Bild im Hauptsucherfenster zur Deckung gebracht werden muss. Dies geschieht über ein zweites Sucherfenster, hinter dem der Umlenkspiegel sitzt, der mit mehr oder minder starker Parallaxe sein Teilbild in das Haupt-Sucherfenster „einblendet“.
Hat wohl jeder Fotograf mal gesehen, denn dieses Mischbild-Prinzip gibt es auch bei anderen alten Analogkameras.
Leica ist mit diesem M-Prinzip und der mit dieser sehr schnellen Art der Fokussierung untrennbar verbunden.
In Texas ist eben vieles größer und gröber als im Rest der Welt, daher wohl der Name der bulligen Kamera… grins.
Da man die Objektive zu dieser alten Kamera relativ günstig finden kann (im Vergleich zu den neueren MF Linsen zur Fuji GFX), kam also beim Anfragenden der Gedanke auf, diese Objektive der alten G 690 Typen an die GFX zu bringen um eine „günstige Alternative“ zu den neuen Objektiven zur Verfügung zu haben.
Der Preisverfall bei diesen Kameras und Objektiven ist ähnlich dramatisch, wie bei Hasselblad, wo ehemals ziemlich teure Objektive inzwischen für einen „Spottpreis“ zu bekommen sind.
Also insgesamt eine gute Voraussetzung, diese Objektive (Fujinon) an die GFX 50s zu bringen.
Was man im Bild noch so sieht:
Mittels eines drehbaren Ringes wird das Objektivbajonett nach dem Ansetzen (zentriert über eine Kerbe in einem Flügel in der 12 Uhr Position und einem im Kamerabajonett befindlichen Führungs- PIN) an die Kamerabjonett-Flügel durch die Gewinde-Steigung des Ringes herangezogen. Das funktioniert gut und nach ca. ¼ Umdrehung des Ringes im Uhrzeigersinn sitzt das Objektiv „bombenfest“. Also letztlich sehr ähnlich dem Canon oder Icarex - Außenbajonett, nur deutlich größer im Gesamtdurchmesser.
Eine funktionierende Fuji G690 spannt den im Objektiv sitzenden Zentral-Verschluss über einen langen Hebel, der in einer langen Aussparungsbahn gleitet, wie man im Bild der alten G690 Kamera im Bereich zwischen der "5 und 7 Uhr - Position" erkennen kann.
Und sie löst den Verschluss mit dem zweiten, kleineren Hebel aus…
Das nur erstmal am Rande...
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Stufe 1.
Planerische Vorüberlegungen:
In regem Mailverkehr mit dem User wurden zunächst einige Dinge abgeklärt und verabredet, notwendige Teilschritte besprochen und nach dem Kauf einer alten, komplett und irreparabel defekten G690 Kamera mit einem zugehörigen Wechsel-Objektiv konnte es dann losgehen, denn das Verständnis der Mechanik einer alten Kamera-Objektiv-Kombination ist immer essentiell beim Bau eines Adapters um nicht böse Überraschungen bei so einem teueren Vorhaben zu erleben.
Die Recherche, wie denn das Auflagemaß einer alten Fuji G690 überhaupt ist… und weil sich im Internet da nichts wirklich finden ließ, machte die Anschaffung einer Kamera überdies notwendig. Für die mechanische Auslegung eines solchen Adapters war es natürlich auch erforderlich, sich das neue Fuji Bajonett für die GFX 50 anzusehen.
Da es sich zunächst um Vorüberlegungen handelte, lag eine GFX 50 für den nachfolgenden Adapterbau noch nicht vor, aber um den Mount zu vermessen, wurde ein bei K&F schon erhältlicher EOS > Fuji GFX Adapter vom User beschafft.
Somit war der zweite Teil erfüllt, nämlich eine Vorlage für das Objektivbajonett dieser neuen GFX Kamera in Händen zu halten. Zudem hatte ich mit dem EOS - Adapter ein Referenzauflagemaß, wenn ich schon keine Fuji GFX zur Verfügung hatte, konnte ich nun den "Umweg" über einen Canon EF Anschluss gehen und im nächsten Schritt dann das "Gesamtauflagemaß" bzw. die gesamte Adapterlänge/Höhe bestimmen.
Als dritten Bestandteil verabreden wir, auch das Objektiv von der alten G 690 Kamera mitgeschickt zu bekommen.
Ein solches Objektiv war erforderlich, um auf die Besonderheiten bezüglich überstehender Hebel, Übertragungs- PINs etc. einzugehen… z.B. welche beweglichen Teile wie Stößel, Aufzugshebel oder sonstigen überstehenden Teile eine stoßbündige Verbindung im neu zu schaffenden Adapter behindern könnten und bei der Konstruktion zu berücksichtigen sein würden.
Hierzu muss man wissen, dass es sich bei den Objektiven um solche mit Zentralverschlüssen handelt.
Die Auslösung und Spannung dieser Verschlüsse muss also kameraseitig durch den Aufzugshebel der Kamera erfolgen und mittels irgendwelcher Hebel an das Objektiv übertragen werden.
Dies muss ein Adapter natürlich auch berücksichtigen oder eine sonstige Lösung außerhalb des Adapters gefunden werden, damit der Zentralverschluss der G-Objektive ständig offen bleibt bei der späteren Verwendung an der Fuji GFX.
Ich gehe da später noch im Detail auf die Schwierigkeiten ein.
Zunächst galt es also die Informationen zusammen zu tragen und soweit wie möglich Dinge anzuschaffen für die Entwicklung.
Wichtig war heraus zu finden, um welche Art von Bajonett es sich bei dieser Objektiv-Kamera-Kombination handelt und welches reale Auflagemaß die Kamera hat.
Nach dem Eintreffen der Kamera, des Objektivs und dem Canon EF auf Fuji GFX Adapter, begann das Ausmessen der Gegebenheiten.
Da im Internet so gut wie kaum etwas zu finden war, blieb eigentlich nur das direkte Vermessen an der Kamera mit ihrem Bajonettanschluss bis zur Filmbühne mit einem digitalen Höhenmesser, der vom Nullpunkt der Auflagefläche aus 64,7mm bis zur Filmbühne anzeigte.
Das war also das mit dem Höhenmesser bis zur Filmbühne gemessene Kamerabajonett-Auflagemaß… Nur fürs Protokoll, damit es mal irgendwo im Internet auch zu finden ist.
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Zunächst aber noch die Art des Bajonetts und die Konstruktion der überstehenden Hebel kurz beschrieben…
Beim Bajonett der GL690 Objektive handelt es sich um ein typisches Außenbajonett, wie wir es z.B. von alten Canon FD oder auch Icarex BM – Mount Objektiven kennen.
Hier schonmal an einem ersten Prototypen gezeigt... mit dem zunächst aus der Kamera übernommenen Bajonettring.
hebelbahnen-unten.jpg
Hier die Orientierungs-Nut am Objektivhals.. schön erkennt man auch den gerändelten Verriegelungsring mit der roten Markierung...
Objektivzentrierungsnut.jpg
Mittels eines drehbaren Ringes wird das Objektivbajonett nach dem Ansetzen (zentriert über eine Kerbe in einem Flügel in der 12 Uhr Position und einem im Kamerabajonett befindlichen Führungs- PIN) an die Kamerabjonett-Flügel durch die Gewinde-Steigung des Ringes herangezogen. Das funktioniert gut und nach ca. ¼ Umdrehung des Ringes im Uhrzeigersinn sitzt das Objektiv „bombenfest“. Also letztlich sehr ähnlich dem Canon oder Icarex - Außenbajonett, nur deutlich größer im Gesamtdurchmesser.
Eine funktionierende Fuji G690 spannt den im Objektiv sitzenden Zentral-Verschluss über einen langen Hebel, der in einer langen Aussparungsbahn gleitet
und löst ihn an einem zweiten Hebel, der in einer deutlich kleineren Aussparung gleitet aus…
Hier ein Bild, das die beiden "Bahnen" zeigt, die in den Adapter gefräst werden müssen...
zv-bahnen.jpg
Damit die Objektiv-Zentralverschlüsse über diese im Bajonett sitzenden Hebel gespannt werden können, besitzt jedes der Objektive zwei "Gegenspieler-Hebel", die in die Fräsungen eindringen müssen. Diese Fräsungen im Adapter müssen ca. 3,5-4mm tief ausgeführt werden. Das nur nebenbei, denn sonst kann man das Objektiv nicht ansetzen, weil die am Objektiv sitzenden und später gezeigten überstehenden Aufzugshebel sonst ein Ansetzen blockieren.
Das war schonmal die erste Hürde beim Adapterbau, weshalb man da nicht mit normalen "Bordmitteln" weiterkommt, sondern diese Dinge exakt vermessen und übertragen muss in den zu schaffenden Adapter.
Mit dem Hebel in der langen Aussparung wird also gespannt und mit dem Hebel in der kurzen Aussparung wird die Bewegung des Auslösers an der Kamera an das Objektiv weitergegeben und der Zentralverschluss löst mit der am Objektiv eingestellten Zeit aus.
Die mechanische Aufzugsmöglichkeit in einem Adapter zu etablieren ist schon eine echte Herausforderung… vielleicht später in einer nächsten Ausbaustufe wird auch das noch implementiert.
Bei der Herstellung eines Prototyps galt es für mich zunächst eine Möglichkeit zu finden, den Verschluss dauerhaft offen zu halten um die nur indirekt zu vermessenden Dinge zu klären.
Gut, es gibt die Stellung „B“ an jedem Zentralverschluss, aber die greift auch nur, wenn der Zentralverschluss des Objektivs vorher aufgezogen wird und in der Regel der Auslöseknopf der Kamera gedrückt bleibt. Und wenn versehentlich der Ring für die Verschlusszeiten aus der "B"-Stellung verstellt wird, schließt der Verschluss und muss händisch wieder gespannt werden. Das geht dann derzeit nur über das Abnehmen des Objektivs vom Adapter und dem erneuten Spannen des Verschluss mit Wiederansetzen des Objektivs an den Adapter...
Also galt es für die weiteren Schritte zunächst einmal dafür zu sorgen, dass das „Dauerdrücken“ des Auslöseknopfes der Kamera am Objektiv „nachgebildet“ wird, also den Verschluss des Objektivs dauerhaft in der "B" - Stellung offen zu halten.
Hierzu habe ich in den Schlitz, in dem der Hebel läuft, mit einem 3mm Gewindebohrer ein Gewinde geschnitten, in das dann eine 3mm Madenschraube eingeschraubt wurde. So bleibt das Objektiv dauerhaft ausgelöst, offen. Eine Madenschraube wurde deshalb gewählt, weil die keinen „Schraubenkopf“ besitzt. Ein „Schraubenkopf“ hätte durch den Überstand des Kopfes das Objektiv beim Ansetzten an das Kamera-Bajonett behindert, weil er breiter als der Schlitz ausgefallen wäre und nicht zu einer planen und stoßbündigen Verbindung geführt hätte. Also ging nur irgendwas blockierendes ohne breitere Köpfe.
Es wurde dann im weiteren Verlauf aber ein passend zurecht geschnittenes Plasteröhrchen eines Q-Tipps, das als Sperre verwendet und auch am Objektiv verbleiben konnte um die B-Stellung zu halten.
Auf diese Weise blieb der Zentralverschluss in offen und die Vermessung der Komponenten konnte weitergehen. Auch bleibt das Objektiv unverändert…
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Da ich natürlich keine Fuji GFX 50 mein eigen nennen kann, müssen also zunächst die Verhältnisse für einen Adapterbau ausgemessen werden.
Dafür wurde das mit 6 Schrauben leicht entfernbare Fuji Kamerabajonett von der Kamera geschraubt um Durchmesser, die Aussparungen für die Hebel und auch die Eindringtiefe des kameraseitigen Außenbajonett in den Kameravorbau zu bestimmen. Dies ist in den Bildern ja schon zu sehen...
Prima… nun hatte ich eine Vorlage und wollte sehen, wo in welchem Abstand sich ein Unendlich ergibt.
Das sogenannte „Free-Lensing“ also die Suche nach unendlich nur mit einem „frei vor die Kamera gehaltenen Objektiv ist mir oft „ein Graus“, weil man dazu im Grunde 4 Hände bräuchte
Deshalb wird zunächst nur näherungsweise bestimmt, was zwischen Kamera und Objektiv passen könnte und das auf eine „Referenzkamera“ bezogen.
Bei Mittelformat-Objektiven ist dies bei mir immer die EOS 5D MKII… sie hat ein bekanntes Auflagemaß von 44mm, es gibt hinreichend Adapter auch für andere Systeme… also ideal nachdem das Kamera-Auflagemaß der G 690 mit den 64.7mm hinreichend genug bestimmt worden ist. Zudem wird über diesen "Umweg" zunächst alles auf die Canon EF Bajonette zu konstruieren, der Adapter auch für Canon "anbietbar"...
Durch den bereits vorliegenden EOS auf GFX Adapter brauchte ich nun erstmal nur dafür sorgen, dass ich einen Adapter von diesen Fujinon - Mittelformatobjektiven an meine Canon 5D MKII ausmessen und bauen musste.
Zunächst wurde daher nur näherungsweise bestimmt, was zwischen Kamera und Objektiv passen könnte und das auf meine „Referenzkamera“ bezogen. Etwaige Differenzen könnten ja später noch auf der Drehbank nachbearbeitet werden, falls Unendlich noch nicht ganz erreicht ist.
Wer aber nun glaubt… es sei ganz einfach dann die Differenz aus 64,7mm zu den 44mm, also 20,7mm wären das Maß der Dinge bei dem Adapterbau, der irrt sich gewaltig, denn nun kommen die feineren Dinge ins Spiel.
Da ich einige selbst gebaute Canon EF – Canon EF Zwischenringe besitze, einen mit 8,6mm und einen mit knapp 12mm, erreichte ich ein angenähertes Unendlich mit dem 8,6mm Zwischenring… das konnte so bleiben. Mit ca. 1mm Drehwegveränderung war ich mittels dieses Zwischenrings am Ziel und hatte das Unendlich fast sofort getroffen. Ich war begeistert...
Das macht die Herstellung so eines Probe-Adapters zunächst relativ einfach. Aber ich wollte das Ganze natürlich deutlich professioneller bauen lassen und das möglichst flexibel für die neuen Kamerasysteme von Nikon/Canon und Panasonic nutzbar machen und zu Papier bringen und stellte nun nachfolgende Überlegungen an..
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Der EOS auf GFX Anschluss und weitere Überlegungen bei der Herstellung:
Bei der Entwicklung so eines Adapters wäre es wirtschaftlicher Blödsinn, ihn nur für dieses eine Fuji GFX- Kamerasystem zu bauen. Wenn ich schon einen schwierigen Adapter baue, so sollte der eben auch an einer Canon 5er oder einer der neuen Canon Kameras funktionieren und nicht nur an der GFX 50 von Fuji, für die mir hier ja ein EOS auf Fuji GFX- Adapter vorlag mit dem man standardmäßig EOS EF Objektive an die GFX50 bringen kann. Zudem warten das R und Z Bajonett auch auf Adapter..
Durch meine Technik der Verwendung von Umkehrringen konnte ich ja schon an das VNEX oder die Samtfokussier Tuben die Kamera-Anschlüsse beliebig tauschen.
So entstand die Idee, einen 3 teiligen Adapter zu bauen…
1. Das Kamerabajonett in einen Tubus zu integrieren
2. Ein das Auflagemaß anpassendes Zwischenteil
3. Einen Umkehrring in dieses Zwischenteil zu integrieren, wie man es von den SFT kennt.
So hätte man halt nicht nur einen Adapter, sondern kann mittels geeigneter Zwischen und Endstücken an so gut wie jede Kamera anpassen. Für die spiegellosen Systemkameras und die EOS Kameras käme man mit dem EOS Endstück sehr gut hin, weil wohl so gut wie jeder so einen EOS EF auf irgendwas Adapter rumliegen hat oder sich günstig für seine Kamera besorgen kann.
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