Um EUR 10,- kam das Tokina mit Anschluß für Minolta MD zu mir.
Äußerlich in schönem Zustand, allerdings mit blockiertem Zoomring und arger Linsentrübung.
Ich wollte sehen, was ich erreichen kann
Zierring ab
Nach Teildemontage sah ich die Ursache für die Blockade.
Die beiden gegenüberliegenden Gleitlager aus Kunststoff im Tubus, die den Fokusring vertikal in Position halten, sind in Teile zerfallen, die zugehörigen Schrauben abgebrochen.
Unten eine intakte - längere - Schraube.
Nach Säuberung der Stelle von den Bruchstücken des Gleitlagers erinnert nur noch der verbliebene Schraubenrest an beweglichere Zeiten.
So sah es in beiden Bohrungen aus.
Die beiden diametralen Gleitlager für die Brennweitenverstellung sind dagegen intakt.
Nur können sie alleine den Fokusring nicht halten.
Mit dem großen Dremel, einem Metallbohrer und einem kleinen Fräsmesser arbeitete ich mich durch den Schraubenrest.
Zuerst bohrte ich nur ein kleines Loch, da ich eine neue kleinere Schraube einsetzen wollte.
Dann entdeckte ich zwei Gleitlager mit Schrauben in meinem Vorrat und vergrößerte den Durchmesser der Bohrung.
Freihändig und nach Augenmaß.
Und es klappte!
Die beiden Gleitlager ließen sich in die neuen Bohrungen einschrauben.
Passgenau - als wären es originale Ersatzteile
Auch die Höhe stimmte.
Ich hatte Glück
Anschließend wurden alle vier Gleitlager in ihren Führungen mit Ballistol Silikonöl geschmiert.
Nachdem ich den Fokussiermechanismus verstanden hatte, trennte ich die Helicoide.
Zuvor markierte ich die Unendlich- und die Stellung für minimale Distanz.
Ebenso den Punkt, an dem die Helicoide auseinandergehen.
Um die Gleitlager aus Kunststoff nicht chemisch zu stressen, reinigte ich die Helicoide und das Innere des Tubus mit Isopropylalkohol, dem mildesten Lösungsmittel in meiner Box.
Gefettet wurde mit Castrol LMX.
Damit gleitet der Fokusring geschmeidig wie gewünscht.
Der Zusammenbau klappte, wobei die angebrachten Markierungen Orientierung gaben.
Hintere und vordere Linseneinheit vor …
… und nach der Reinigung mit Wundbenzin.
Die beiden Linsenblöcke hinten und vorne lassen sich abschrauben.
Der hintere Block ist verklebt, ich konnte daher nur die beiden äußeren Linsenflächen reinigen.
Die Trübung ist stark, daher wird das Tokina nur für Portraitaufnahmen Einsatz finden ;-)
Vorne ist die Situation besser.
Schade, aber hier hatte ich meine Grenze erreicht.
Die Linsenblöcke öffnen war mir zu viel Risiko.
Die Strecke
Heute kamen erstmals Reinigungsstäbchen mit Schaumstoffkopf zum Einsatz.
Ich bin sehr angetan.
Bereits trocken nehmen die Stäbchen Schmutz auf und scheinen - für wie lange allerdings? - auch Aceton zu wiederstehen.
Eine Führungschiene im Tubus sorgt dafür, dass die maximale Blendenöffnung an die jeweilige Brennweite angepasst ist.
Hier war ich beim Erkunden mit dem Lösen der Stellschrauben zu voreilig.
Aber die Reste des Siegellacks zeigten mir die ursprüngliche Justierungsposition.
Zum zweiten Mal heute Glück gehabt
Blende f = 4.0 bei Brennweite 25 mm …
… und bei 50 mm.
Die Rastkerben für die Blendeneinstellungen bekommen auch etwas Fett.
Die Rastkugel verhielt sich bei Abnahme/Aufsetzen des Blendenringes gutmütig.
Sie blieb am Tisch
Montage
Tokina back to action :-)
Auch die Unendlichstellung passt.
Mission achieved
Fazit
- Das war ein guter Raid
- Ich konnte das Zoom wieder funktionsfähig machen.
- Leider hatte ich keine Möglichkeit, die trüben Linsen in den verklebten Linseneinheiten zu erreichen. Vielleicht hätte ich die Baueinheiten mit Aceton aufbekommen, aber das war mir zu riskant.
- Das Aufbohren der Schraubenreste ließ sich freihändig machen. Besser wäre natürlich ein Bohrtisch, um den Bohrkopf exakt in der Vertikalen führen zu können.
- Der Zufall gab mir zwei passende Gleitlager mit den dazugehörigen Schrauben in die Hand. Den passenden Bohrer wählte ich Daumen mal Pi. Ich schnitt in die Bohrung auch kein Gewinde, sondern vertraute darauf, dass die Metallschrauben greifen würden. Was sie auch taten. Ordentlich gemacht bedeutet natürlich auch, zuvor zu messen und so dafür zu sorgen, dass das neue Gleitlager an genau derselben Stelle wie das alte sitzt. Aber auch mit Augenmaß und freihändig klappte es gut.
- Für mich ein schönes Lehrprojekt und wieder Erfahrungen gesammelt
- Ob ich ein wertvolles Objektiv mit dieser Problemlage auch selbst angehen würde? Ich weiß nicht, dafür reicht die am Küchentisch mit dem vorhandenen Werkzeug erreichbare Genauigkeit vermutlich nicht aus. Aber das ist egal, alleine, dass ich abschätzen kann, was Do it yourself läuft und was nicht, ist bereits ein Gewinn :-)