Seit rund drei Wochen bin ich glücklicher Besitzer der Sony A7R und ich möchte meine Erfahrungen soweit mit dieser Teilen. Dazu sei gesagt, dass ich reiner Hobbist bin und mich mehr als so etwas wie ein fortgeschrittener Anfänger der Fotografie sehe. Der Spaß beim Fotografieren ist genauso wichtig für mich wie das Ergebnis am Ende. Was mich zur Sony A7R gebracht hatte, war vor allem die Tatsache, dass ich die Haptik vieler alter Objektive liebe, die ich geerbt hatte. Eigentlich schon seit längerem suchte ich nach einer Lösung, diese Objektive an einer digitalen Kamera zu verwenden, und über einen Sucher scharf stellen zu können. Zum anderen wollte ich wenn eine Vollformat-Kamera haben (Weitwinkel, Schärfentiefe, Lichtstärke), doch ein Body + 2-3 Objektive waren mir immer zu viel Geld um sie auf einen Schlag zu kaufen. Ich hatte zwar eine Crop-Sensor DSLR (Canon 40D), doch sich Objektive zu kaufen, die dann erst später mit dem Vollformat-Body die gewünschte 'effektive Brennweite' haben, war nicht sonderlich einladend. Und ein Body ohne angemessene Objektive wäre komplett unsinnig gewesen.
Mein erster Kontakt mit der A7R war ein Gemisch der Gefühle. Der Händler hatte mich nach einer kleinen Einweisung auf eine Fototour in der Umgebung geschickt und so sollte ich mit einem Adapter und einem meiner Objektive in der Umgebung meine ersten Erfahrungen sammeln, bevor ich mich für oder gegen den Kauf entscheide. Von dem elektronischen Sucher war ich direkt fasziniert. Der so kleine Body hatte mich jedoch ganz schön irritiert und verschlimmernd kam hinzu, dass ich anfangs meine Probleme mit der Bedienung hatte - die Tasten wirkten ganz schön nah beeinander und nachdem ich grob die richtigen Einstellungen hatte ich dann effektiv nur über die Linse Helligkeit und Fokus gesetzt. Wieder die Objektive so verwenden können, hatte mir jedoch derartig viel Spaß bereitet in den rund 30 Minuten meiner kleinen Tour, dass ich dann die Kamera auch mitnahm inkl. eines Nikon und Leica Adapters.
Dann folgte auch bald meine zweite Irritation - Kamera ausgepackt, angeschaltet und die Batterie war auf 30%. Nachdem ich ein paar wenige Testfotos machte, war der Batteriestand bereits nahe 20%. Da ich zum Billard mit einem Bekannten abends verabredet war (und natürlich meine neuste Errungenschaft präsentieren wollte), entschloss ich mich notgedrungen die Kamera zu laden über das USB-Kabel. Ich konnte nicht einmal mir das Kameramenü weiter anschauen, da auf dem Bildschirm die Nachricht 'Connecting to USB' stand und nach 2h Ladezeit, war der Batteriestand gerade mal auf gute 40% geklettert. Eine zweite Batterie und Ladegerät war dann auch eine meiner ersten zusätzlichen Anschaffungen.
Ein wirklich schönes Motiv für ein Foto konnte ich an dem Billardabend nicht finden, doch ich war beeindruckt, was für gute scharfe Bilder selbst in dem dunklen Billard-Salon noch möglich waren und auch das manuelle Scharfstellen klappte problemlos. Da kannte ich ansonsten immer nur stark verrauschte oder verwackelte Bilder und insofern war ich trotz des langweiligen Motivs glücklich über Bilder wie diese.
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(Summicron-R 1:2 35mm)
Weniger überraschend aber dennoch etwas gewöhnungsbedürftig, ist die Datenmenge, die produziert wird. Mit ca. 50MB pro Bild (Jpg + Raw) füllt sich die Speicherkarte echt schnell.
Am nächsten Tag folgten Versuche mit dem Makro und Stativ - fairer Weise muss gesagt sein, dass ich hier bereits mit meiner Canon 40D inkl. dem Leica-R Adapter sehr zufrieden war. Dennoch war ich natürlich sehr neugierig, ob es mir gelingen sollte ein scharfes Bild mit 36 MP zu schießen. Eine Sache die mir direkt aufgefallen war - ggf. durch den zusätzlichen Abstand des Leica-R Adapters (der z.B. auch die Fokussierung auf unendlich verhinderte an der 40D), war ein Fokussieren mit dem 1:1 Adapter für mein Leica 100 APO zuvor nicht möglich. Ich musste immer die Kamera bzw. das Stativ bewegen, um die Fokussierebene zu setzen. Das war ein unerwarteter positiver Effekt, dass nun wieder ein fokussieren vernünftig möglich war. Sehr schön war es natürlich auch, dass ebenso durch die Live-View auf dem 3'' Display ich nicht groß ausprobieren musste, ob die Belichtungszeit passt - diese scheint sehr präzise zu arbeiten.
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Weizen01.jpg
100% Ausschnitt:
Weizen01a.jpg
(APO-Macro-Elmarit-R 1:2.8/100)
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(mit ELPRO 1:2-1:1 Aussatz)
Ich hatte in diesem Zusammenhang gelesen, dass es durch den Verschluss zu Verwacklern kommen könnte, doch ich konnte hier nix feststellen - also zumindest im 100mm Makro Bereich scheint dieses Problem nicht entscheidend zu sein. In einem Test hatte ich gelesen, dass dieses Phänomen am deutlichsten bei 1/100s Belichtungszeit sei, doch hier konnte ich auch nix feststellen.
Am nächsten Tag auf dem Rückweg von der Arbeit sah ich eine fette Kreuzspinne und da ich die Kamera dabei hatte, versuchte ich diese trotz der leichten Dämmerung mit der Kamera festzuhalten. Ein Stativ hatte ich natürlich nicht dabei und etwas beunruhigt war ich eigentlich schon von dieser großen Spinne. Wenn sie zuckte, stieg jeweils mein Adrenalin. Auf 36MP gelang es mir natürlich nicht die Spinne scharf zu bekommen, doch mit der Hilfe des elektronischen Sucher konnte ich Bilder machen, für dich ich ansonsten ein Stativ benötigt hätte.
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Langsam fühlte ich mich zunehmend auch sicher in der Bedienung und die Tasten, die mir anfangs etwas eng angeordnet wirkten, wirken nun genau richtig. Extrem angenehm ist es auch, dass man jede Taste frei programmieren kann und ich so alles wichtige bedienen kann, ohne mein Auge vom Sucher lösen zu müssen.
(Fortsetzung folgt).