Die Neugier bescherte mir vor einiger Zeit mein erstes Vergrößerungsobjektiv, ein Schneider-Kreuznach Componon 4/50mm. Für sage und schreibe 1 Euro konnte dieses Objektiv mit Fungus ergattern und vor dem weiteren Verfall bewahren. Nun, gereinigt und gewartet, kann es zeigen, was in ihm steckt.
Meinen Recherchen zufolge beschreibt Schneider-Kreuznach die Objektive der Componon-Serie als „das seit vielen Jahren bewährte Fach-Vergrößerungsobjektiv für Klein- und Mittelformat. Ein Sechslinser mit hoher Kontrastleistung und ausgezeichneter Detailwiedergabe. Abgestimmt auf Vergrößerungsbereiche zwischen 2:1 und 10:1.“
Das macht neugierig.
Doch zunächst erst einmal ein paar technische Daten:
Aufbau: 6 Linsen / 4 Gruppen
Blendenstufen 4-5,6-8-11-16
Blendenlamellen 15
Durchmesser x Länge: 37,5 x 19,5 mm
Gewicht ca. 80g
Anschluss: M25 x 0,5
Objektiv
Linsenschnitt
an der 5D
Vor einem Test stellt sich dem DSLR-Besitzer zunächst einmal die Hürde der Adaption.
Die Tabelle macht deutlich: Das Ding ist verdammt klein, es fällt mühelos durch einen M42-Adapter.
In China erstand ich einen c-mount-M42-Adapter, der zunächst einmal die Verbindung zu einem gängigen Adaptionssytem schafft.
So kann das Objektiv nun entweder über einen M42-EOS-Adapter direkt an meine EOS 5D oder auch via M42-CY-Adapter an meinen Yashica-Balgen montiert werden.
Leider sind die M25-Gewindesteigungen von Objektiv und Adapter nicht identisch. Dennoch hält das Objektiv sicher und fest im Adapter, kann aber nicht bis zum Anschlag eingedreht werden. Da unendlich bei diesem Objektiv an einer DSLR ohnehin nicht erreicht werden kann, ist dies allerdings nicht weiter kritisch. Bei direkter Montage über c-mount- und M42-Adapter an die Kamera liegt die Schärfeebene etwa 50cm von der Frontlinse entfernt.
Mit der Kombination Componon-EOS 5D erntet man spöttische Blicke, nach dem Motto: Große fette Kamera, aber für ein vernünftiges Objektiv hat es nicht mehr gereicht .
An der 5D fällt zuallererst auf:
Das Objektiv hat keinerlei Probleme, den Bildkreis des Vollformatsensors komplett auszuleuchten. Und es ist scharf, sogar sauscharf, auch bei Offenblende.
Es vignettiert kaum, auch CAs lassen sich keine finden. Farbsäume an Spiegelungen an metallischen Oberflächen: Fehlanzeige.
Offenblende am KB-Sensor der 5D
Offenblende, 100% Crop
Bei hellem Umgebungslicht zeigt es sich aber etwas streulichtanfällig, was dann in kontrastarmen Bildern resultieren kann. Als typisches „Dunkelkammer-Kind“ ist es auf helle Umgebung offenbar nicht ausgelegt.
Die Blende ist trotz ihrer 15 Blendenlamellen nicht kreisrund, sondern bildet einen Stern, der bei Blende 8 am stärksten ausgeprägt ist und sich auch in den Highlights wiederfindet.
mit 16mm-Zwischenring, f8
Highlights bei f8, 100% Crop aus dem vorherigen Bild
Am Balgen zeigt sich lediglich bei Offenblende eine leichte Schärfeeinbuße in den äußersten Ecken, ab f5.6 ein durchgehend scharfes Bild:
Offenblende (f4) am Balgen
Ein paar weitere Bildbeispiele:
Offenblende
Offenblende, mit 16mm-Zwischenring
Offenblende, hier lohnt ein Blick auf den Crop:
Offenblende, 100% Crop
Mein Kurzfazit in 3 Worten:
Klein, aber fein !
Alle Bilder mit Canon EOS 5D