Liebe Altglasfreunde,
was ich nach dem Kauf und Test meines Biometar 80mm schon befürchtet habe, ist wirklich eingetreten -
eine innere Stimme hat mich dazu gezwungen, den 120mm-Bruder auch zu erwerben....
Technische Daten:
Gebaut wurde das Objektiv in verschiedenen Versionen von 1956 bis 1988.
Es ist eine Mittelformat-Optik für die Pentacon Six.
Mein Exemplar stammt laut der Seriennummer aus der letzten gefertigten Baureihe und befindet sich in neuwertigem Zustand.
Linsen: 5 Elemente in 3 Gruppen
Blende: f2,8 - f22
Blendenlamellen: 8
Naheinstellgrenze: 1,3m
Gewicht: 550g
Länge: 87mm
Adaptiert wird das ganze per Pentacon-Eos-Adapter von KF Concept und dann per Commlite EOS-Nex-Adapter an die Sony A7 II.
Bilder von der Kombination findet ihr leider erst im nächsten Beitrag,
da hat was mit den Anhängen nicht funktioniert.
Alle Bilder sind jpg OOC im Modus Portrait - Schärfe +2, Sättigung +2, Kontrast +1
Gedreht habe ich meine "Alternativ-Runde" am See im Nachbarort. Neben dem Biometar hatte ich auch noch das Jupiter 9 85mm f2 dabei.
Bilder zeige ich dort im zugehörigen Thread, los geht es hier: http://www.digicamclub.de/showthread...l=1#post244046 .
Los geht es mit kleinen Blendenvergleichen. Jeweils das 1. Bild mit f2,8 und das 2. Bild mit Blende 8.
Die Schärfe liegt jeweils auf der roten Hütte am anderen Seeufer.
Bereits bei f2,8 ist die Grundschärfe sehr gut, gewinnt beim abblenden nur noch moderat.
Eine Vignettierung kann ich nicht feststellen, weder bei Offenblende noch abgeblendet.
Ebenso wie beim 80mm-Bruder ändert sich die Farbcharakteristik (bzw. reagiert der AWB auf die Blendenänderung) von wärmer zu kühler beim abblenden.
Auch hier das 1. Bild bei f2,8, das 2. bei f8.
Fokus liegt auf den Fensterkreuzen. Farbränder an diesen sehe ich keine.
Auch hier ist die Änderung der Farbabstimmung von warm zu kühl gut ersichtlich.
Als kleine Bokeh-Studie hier auf die Äste im Vordergrund fokussiert:
Auch hier wieder zuerst f2,8, dann f8 - ich finde den Schärfeunterschied wirklich erstaunlich klein!
(Das meine ich so: bereits bei f2,8 ist es sehr scharf...).
Und wieder die Farbunterschiede.
Bei den nächsten Bildern hatte ich Streiflicht von links. Auch hier sind die Blenden f2,8 und f8.
Fokussiert auf das 1. Fenster links der Hausecke.
Bei Offenblende kann man etwas Überstrahlen erkennen, bei f8 nicht mehr.
Auch hier ist die Schärfe-Leistung bereits bei f2,8 sehr gut und wird bei f8 nur moderat besser.
Als nächstes habe ich die Portrait-Eignung überprüft. Mangels lebender Objekte halt mit Ersatz...
Den Kopf habe ich mit Offenblende und mit f4 fotografiert. Schärfe ist beinahe gleich, Kontraste ebenso, das Bokeh ist bei f4 etwas ruhiger.
Für Kopf/Schulterportraits ist das Biometar sehr gut!
Ab jetzt sind alle Bilder bei Offenblende entstanden - weiter mit Portraitsituationen:
Noch ein Beispiel für Kopfportraits:
Und 2x "Ganzkörper" :
An den Kettengliedern sieht man erstaunlich wenig chromatische Aberrationen, und vor allem beim 2. Bild bubbelt es sogar etwas.
Die Schärfe in den Randbereichen kann man als wirklich gut beschreiben, wie man an folgendem Bild sieht. Der Fokus liegt auf dem rechten Fensterladen.
Auch die Bokehgestaltung in dieser unruhigen Situation ist wirklich schön.
Der Schärfe-Unschärfe-Übergang ist sehr weich. Klasse!
Beim nächsten Bild habe ich voll gegen die Sonne gehalten. Keine sichtbaren Flares, nur der erkennbare Kontrastverlust.
Auch hier nur etwas Kontrastminderung, keine bösen Überraschungen. Dabei war das Licht gegen 14 Uhr wirklich fies heute.
Weitere Bildbeispiele (auch hier alles bei Offenblende):
Mein Fazit:
Meine Erwartungen waren aufgrund der guten Erfahrungen mit dem CZJ Biometar 80mm f2,8 hoch.
Diese erfüllt das 120mm zu jeder Zeit.
Die Schärfe ist bereits bei Offenblende sehr gut und wird beim Abblenden noch etwas besser.
Die Kontraste sind gut, mit einem modernen Glas vergleichbar.
Chromatische Abberrationen sind leicht da, aber wirklich in geringem Maß und gut entfernbar in der Nachbearbeitung.
Eine Vignettierung ist nicht zu erkennen.
Das Bokeh ist in Ordnung. Bei weit entfernten Hintergründen werden diese schön weichgezeichnet,
Bei näheren Szenen kann es etwas bubbeln und je nach Situation wird es etwas nervös. Insgesamt aber kein Grund zur Sorge.
Die Randschärfe ist gut, konnte keinen Abfall im Vergleich zu mittiger Anordnung erkennen.
Das Gegenlichtverhalten ist sehr unspektakulär. Etwas Kontrastverlust, das wars. Keine Flares (zumindest konnte ich keine provozieren).
Für mich ist es die gelungene Brennweitenverlängerung in meiner Reihe Carl Zeiss Jena-Reihe Pancolar 50mm und Biometar 80mm.
Diese 3 Linsen haben für mich eine sehr ähnliche Charakteristik, die ich sehr mag.
Von der Leistung her finde ich das 120mm etwas stärker als das 80mm Biometar.
Inwiefern da aber beim 80er die Adaptierung eine Rolle spielt (sh. zugehörigen Thread) ist aber noch eine Aufgabe für mich für die nächste Zeit.
Beim 120mm gibt es da keinerlei Probleme, ich habe aber statt des Helicoid-Adapters den Commlite-Adapter genutzt.