Als ich heute mit diesem Objektiv vor der Kamera um die Ecke kam, schaute mich meine bessere Hälfte mit diesem halb mitleidigen, halb ratlosen Blick an, der signalisiert: Jetzt ist er endgültig übergeschnappt. Ich kann es ihr nicht verdenken, denn ich habe selten etwas gesehen, das so eindeutig nicht an einen Fotoapparat gehört wie dieses Teil:
Die genaue Bezeichnung der Firma heißt Taylor, Taylor & Hobson LTD, England und das Objektiv ist beschriftet als 16mm Projection 3 1/2 Inch f/2
Es handelt sich also offensichtlich um die Linse eines 16mm-Filmprojektors und sie ist mir zusammen mit einem kleinen Bruder (2 Inch, f 1.65) für den Gegenwert weniger Äpfel und Eier zugeflogen. Lange schlummerte dieses Kuriosum in der Schublade ganz unten da mir die Konstruktion denkbar ungeeignet für die Adaptierung an eine Kamera erschien. Aber dank Henrys genialem VNEX-System war es jetzt eigentlich völlig unproblematisch. Man muss nur eine passende Wandlerplatte an dieser Stelle am Objektiv fixieren:
Und schon kann man das ganze mit einem Verlängerungsstück ans VNEX anschließen:
Wenn man die Inch in mm umrechnet, dann ist das ungefähr ein 2/90mm-Objektiv, also an der NEX enstsprechend 135mm am Kleinbildformat. Es lässt sich mit der von mir hier gezeigten Konstruktion von ca. 80cm bis unendlich fokussieren und leuchtet den APS-C-Sensor nahezu komplett aus mit der Einschränkung dass bei Fokussierung auf große Entfernungen eine Vignettierung in den extremen Ecken auftritt. Hier ein paar Bilder an der NEX 5N:
Im mittleren Entfernungsbereich scheint mir das ein durchaus ernstzunehmendes Objektiv zu sein mit akzeptabler Mittenschärfe, relativ geringem Überstrahlen und recht interessanter Hintergrundgestaltung. Bei größeren Entfernungen geht die Leistung in den Keller und die Randschärfe ist schwach wie nicht anders zu erwarten bei einem Objektiv, das eigentlich nur für 16mm-Format ausgelegt ist. Auf jeden Fall lädt das Taylor&Hobson "2/90" zu weiterem Experimentieren ein.