Ursprünglich hatte ich mir das Nikkor Ai-S 2.8/20mm zugelegt aus dem Antrieb, auch am Crop2-Sensor (Olympus) ein halbwegs weitwinkliges manuelles Objektiv zu haben. Eine Vorstellung habe ich mir aber damals gespart weil es eigentlich schon an Zweckentfremdung grenzt, ein 20mm-Superweitwinkel als virtuelles 40mm-Reportageobjektiv zu nutzen. Seit ich auch eine Vollformat-DSLR zur Verfügung habe, kommt es aber hauptsächlich in seinem angestammten Bereich zum Einsatz und daher habe ich jetzt auch die Möglichkeit, es hier zumindest mit ein paar Beispielbildern vorzustellen (alle Fotos mit EOS 5D MkII).
Das Objektiv wurde von 1984 bis 2006 in dieser Version gebaut und in leicht abgewandelter Version wird es sogar noch bis heute als manuelles Objektiv von Nikon gefertigt. Auch das aktuelle AF-Nikor hat laut Ken Rockwell die gleiche optische Rechnung. Das 2.8/20 Ai-S ist der Nachfolger der verschiedenen 3.5/20mm-Nikkore, von denen eine Version hier von Henry im Rahmen eines Vergleichstests vorgestellt wurde: http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=9941
Die technischen Daten soweit ich sie ermitteln konnte:
Gewicht: 260 g
Länge: 42 mm
Filtergewinde: 62 mm
Naheinstellgrenze : 0.25 m
7 Blendenlamellen
Blendenstufen: 2.8-22 in ganzen Stufen
Optischer Aufbau: 12 Linsen in 9 Gruppen
Floating Element für Korrektur im Nahbereich
Linsenschnitt: ?
Für einen wirklich detaillierten Test hatte ich noch keine Gelegenheit, aber ein paar Bilder sind inzwischen zusammen gekommen, die einen Eindruck vermitteln. Ich fange mal mit ein paar "Freilandbildern" an und schiebe dann die langweiligen Wandfotos nach.
Innenraum; f/2.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-1ytsog.jpg
Innenraum; f/5.6
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-29vs2d.jpg
Die relativ große Offenblende 2.8 ermöglicht gerade in Innenräumen schon bei ungünstigem Licht Fotos wobei dann die Schärfe zum Rand hin merklich aber für mich in akzeptablem Rahmen nachlässt. Bei f/5.6 hat man dann knackige Schärfe bis in die Ecken des KB-Sensors, zumindest wenn man eine CA-Korrektur in der Nachbearbeitung durchführt was ich in dem zweiten Beispiel getan habe, um das Potential des Objektivs zu zeigen.
CAs sind in den unbearbeiteten Bildern das einzige Problem, das ich im realen Einsatz bei dem Nikkor 2.8/20 feststellen konnte. Zumindest an harten Kontrastkanten am Rand des Bildfeldes können diese schon mal so deutlich werden, dass man sie auch in Bildschirmauflösung sieht. Tendenziell sind sie nach meiner Beobachtung umso stärker je mehr man abblendet.
f/8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-98qsnm.jpg
Was den Einsatzbereich betrifft: Ich finde solche Superweitwinkel schwierig und nur bei speziellen Motiven angebracht. Innenräume sind einer, bei Architektur außen wird es schon schwieriger wegen der massiven perpektivischen Verzerrungen. Menschen dürfen höchstens in der Bildmitte sein, und bei Landschaft muss es schon eine sehr "dreidimensionale" Gegend sein (s. oben) damit man nicht endlos viel Himmel oder Wiese im Vordergrund drauf hat. Dafür können 20mm Brennweite in eigentlich langweilige, statische Motive eine interessante Dynamik bringen:
f/5.6
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-7fgsfp.jpg
Was man definitiv gut darstellen kann mit den 20mm Brennweite ist "Tiefe":
f/5.6
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-10czs2f.jpg
Die Schärfe im mittleren Bereich und im Nahbereich ist m.E. hervorragend, wohl nicht zuletzt wegen des Floating Elements, und bei normalen Arbeitsblenden auch bis in die Randbereiche überzeugend.
f/5.6
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-36rs2e.jpg
Freistellpotential hat man bei dieser extremen Brennweite natürlich nur in der Nähe der Naheinstellgrenze, aber dann ist das Bokeh durchaus akzeptabel und ohne auffällige Unruhe:
f/2.8
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik20_g-6jbsy2.jpg
Zumindest für meine Praxisanforderungen habe ich bis auf die leicht zu entfernenden CAs eigentlich fast nichts auszusetzen. Testbilder, die ich noch nachreiche, zeigen zwar eine erkennbare Verzeichnung und bis f/4 auch eine moderate Vignettierung, aber das dürfte bei Superweitwinkelobjektiven kaum zu vermeiden sein.
Da auch Verarbeitung und Handling wie von Nikon nicht anders gewohnt sehr gut sind, kann ich eine klare Empfehlung für das kleine, leichte und leistungsstarke Nikkor 2.8/20 aussprechen.