Heute möchte ich das Biometar 2.8/80 von Carl Zeiss Jena in der Alu-M42-Version vorstellen.
Der Fünflinser wurde laut Zeittafel von Heinz Schrauf von 1951 bis 1965 gebaut, ist aber gleichwohl sehr selten in der M42 Ausführung. Wesentlich häufiger ist die Pentacon Six-Variante anzutreffen, die aber als P6-Mittelformat natürlich eine völlig andere Optik darstellt.
Die Naheinstellgrenze liegt bei 80 cm, die Blenden reichen von 2.8 bis 16. Die 12 Blendenlamellen erzeugen eine sehr schöne kreisrunde Wirkung. Die Exportausführung wurde mit „Bm Jena“ beschriftet.
Zeitliche Einordnung der 80 mm Zeiss Jena M42-Objektive:
Das Biometar 80 in M42 ist der Nachfolger des Tessar 2.8/80 mm (4-Linser), das nur sehr wenigen Exemplaren 1951 gebaut wurde.
Nachfolger des Biometar 80 ist das legendäre Pancolar 1.8/80 (6 Linser), welches ja als eine der besten DDR-Linsen gilt und ab 1978 produziert wurde.
Bei ebay findet sich selten ein Exemplar, die Preise liegen für tatsächlich gelaufene Transaktionen dementsprechend hoch bei ca. 150 bis 250 Euro.
Das Biometar zeichnet bei Offenblende recht weich, ist aber ab Blende 4.0 scharf. Chromatische Aberrationen sind kaum vorhanden.
Schwächen sind die sehr weiche Offenblende und Empfindlichkeit bei Gegenlicht.
Eine Streulichtblende gehört also zum Pflichtprogramm.
Das Bokeh empfinde ich als angenehm, leicht crazy, hat aber einen besonderen Flair.
Die Linse eignet sich mit der Brennweite von 80 mm gut für Portrait aber durchaus auch für Landschaftsaufnahmen. Trotz der nur einfachen Vergütung sind die Farben sehr angenehm, knackig und zugleich sehr warm. Daher ist die Linse für mich einer meiner Favoriten zur Blütenfotografie.
Adaptiert an der Sony A7 II lassen sich dank Fokuslupe und Fokuspeaking sehr ordentliche Aufnahmen machen, das Objektiv ist hier absolut Vollformat tauglich. Die Fokussierung gelingt mir damit wesentlich treffsicherer als bei der Canon EOS 600 D, bei der trotz akustischem Signal der Focus eben oft minimal daneben liegt.
Größenvergleich: links Tessar 2.8/80 in M42, rechts Biometar 2.8/80 in M42
Das Biometar ist sehr kompakt und hat nur eine Länge von 64 mm bei Fokussierung auf unendlich.
Nachstehende Beispielbilder stammen aus dem Goethepark in Cottbus mit dem Dieselkraft-Museum. Alle Bilder sind nicht nachgeschärft und mit Blende 5.6 aufgenommen:
Die Abbildungsleistung ist sehr ordentlich. Anbei 2 Aufnahmen: Die erste normal, die zweite als Crop:
Unter Verwendung von Zwischenringen sind stimmungsvolle Makroaufnahmen möglich.
Alle mit Blende 2.8 und leicht nachgeschärft.
Fazit:
Eine sehr ansprechende Linse, die leider wenig bekannt ist und sich für Portraits, Landschaft und Makros mit Zwischenringen gut eignet.
Ich möchte die Note 2 + vergeben.
Andreas aus Calau
(patzeld)