Enna München Tele-Ennalyt 1:2.8/135mm
S/N 4037058
10 Blendelamellen
1,5m Nacheinstellgrenze
Drehwinkel bis unendlich 350°
Gewicht 307g ohne Kappen
Rastblende (Preset)
Blendebereich 2.8-22 , rastet in ganzen Blenden
Filterdurchmesser 52mm
Durchmesser Frontlinse 46mm, dreht beim Fokussieren mit
Objektivdurchmesser max. 55mm
Länge bei unendlich 88mm ab Bajonett
Länge bei min. Fokus 105mm
Vergütung bläulich schimmernd, einfach
optische Konstruktion 5 Linsen, Sonnar-Typ
Das Tele-Ennalyt 2.8/135mm ist der lichtstärkere Bruder des 3.5/135mm,
vorgestellt hier: http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=12424&page=2
Dieses vergleichsweise kleine, leichte und mit einem damaligen (1960er Jahre) Verkaufspreis unter 200 DM preiswerte Objektiv genießt keinen sehr guten Ruf,
die mechanische Qualität kann nicht mit der renomierter deutscher Herstellern wie Schneider Kreuznach oder Schacht-Ulm mithalten.
Die optische Qualität wurde in den 60er Jahren eher skeptisch gesehen.
Mein Eindruck ist nicht so negativ, verglichen mit heutigen Plastikobjekiven ist die Haptik relativ erfreulich,
die Preset-Blende läßt sich leicht verstellen, sitzt aber an einer heute ungewohnten Stelle vorn am Objektiv
und der Verstellring ist größer, als der Fokusring. Zudem drehen sich Blenden- und Fokusskala beim Scharfstellen mit.
Das Zebra-Design finde ich jedoch einfach schön und die wesentlichen Bedienelemente sind angenehm griffig.
Die Frontlinse ist nicht im Tubus versenkt, so dass eine Streulichtblende absolute Pflicht ist, da die Vergütung höchstens "einfach" ist.
Der zierliche Bau des Objektivs im Vergleich zu anderen 2.8/135mm Objektiven läßt daran zweifeln, ob es wirklich ein 2.8er ist. Rein rechnerisch ist die Öffnung 2.93.
Hier von links nach rechts
Mamiya SX 2.8/135 - Carl Zeiss Jena 3.5/135 - Schacht-Ulm 3.5/135 - Enna 2.8/135
Im Vergleich wirkt das Enna angenehm schlank, das Gewicht spricht auch dafür, es gern mitzunehmen
Mamiya 506g
CZJ Sonnar 431g
Schacht-Ulm 363g
Enna 307g
Auch ist das Mamiya links schon deutlich wuchtiger im Querschnitt und das 3.5/135 Schacht-Ulm hat zwar die kleinere Frontlinse,
aber trotzdem einen größeren Tubus.
Als Teleobjektiv ist das Enna nicht für den Nahbereich konzipiert, die Naheinstellgrenze ist klassentypisch bei etwas unter 1,5m.
Die 10 Blendenlamellen lassen darauf hoffen, dass das Bokeh auch abgeblendet nicht durch geometrische Strukturen verunstaltet wird.
Die optische Leistung stelle ich im Folgenden im Vergleich zum Mamiya Sekor SX 2.8/135mm an der Canon 6D dar. Los gehts...bei unendlich >100m
Crop Enna
Crop Mamiya
Das Enna ist nicht verheerend schlecht, aber das Mamiya einfach deutlich besser, sowohl beim Kontrast, als auch bei der Schärfe.
Ein Stück Mauer aus 4m Entfernung nur die rechte obere Ecke bei Offenblende
Mamiya 2.8
Enna 2.8
Enna 5.6
Wo das Mamiya auch im Randbereich meiner Ansicht nach recht ordentlich abliefert, ist beim Enna auch bei Blende 5.6 noch keine Schärfe sichtbar.
Deutlich ist auch die stärkere Vignettierung des Enna zu erkennen.
Auf der Suche nach chromatischen Aberationen bieten sich Äste vor grauem Himmel immer an:
Crop Enna 2.8 rechte obere Ecke
Crop Mamiya 2.8 (nicht ganz der identische Ausschnitt)
Ich habe schon schlimmeres gesehen, CAs sind erträglich, aber die Randschärfe ist schon bedauerlich.
Auf einem 27" Monitor mit 1920x1080 Bildpunkten ist die Bildqualität nicht zu beanstanden, Belichtungen in 20x30cm sind sicher kein Problem.
Wie sehen nun "normale" Bilder aus?
Enna 2.8
Mamiya 2.8
Das Bokeh ist recht ähnlich, die Farben beim Mamiya etwas wärmer, es kommt mehr Licht durch das Mamiya auf den Sensor
Enna 5.6
Mamiya 5.6
Hier kommt das Enna eindeutig besser weg, neben den "runden" Highlights ist auch der Kontrast besser
Enna 2.8
Mamiya 2.8
und nochmal Crops daraus
Enna
Mamiya
Die Unterschiede sind nicht sehr groß und nach meinem Ermessen nicht relevant, wenn man nicht große Ausgabeformate benötigt.
Bei meinem letzten Spaziergang durchs Eidertal war das Enna ein angenehmer Begleiter, ein paar Bilder hatte ich ja schon gezeigt.
Hier noch weitere
@2.8
@5.6
@2.8
@2.8
Die größte Schwäche ist der totale Kontrastverlust, wenn zuviel Sonne im Spiel ist...
Da ist die einfache Vergütung völlig überfordert und die verwendete Streulichtblende hätte vermutlich 5 cm länger sein müssen
Mit Licht im Rücken sind jedenfalls gute Ergebnisse möglich
@2.8
Fazit:
Ich glaube, dass das Enna wegen seines geringen Gewichts und der zierlichen Maße eine gute Chance hat, in der Fototasche zu landen.
Die optische Qualität bei Offenblende ist nicht für Ausschnittsvergößerungen und große Ausbelichtungen geeignet, richtige Schärfe hierffür gibt es bei Blende 8.
Bas Bokeh ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders. Ich würde das Objektiv insgesamt als durchschnittlich alltagstauglich bezeichnen.
LG Jörn