Link: http://www.zeiss.de/C12567A8003B8B6F...E_102188_d.pdf
Bei dem hier behandelten Objektiv handelt es sich um eine Portraitbrennweite (besser: lange Normalbrennweite) für das Hasselblad-Mittelformatsystem der Gehäusereihe 200 mit Schlitzverschluss ohne den ansonsten Hasselblad-endemischen Zentralverschluss im Objektiv, was die hohe Lichtstärke ermöglicht. Der fünfgliedrige 7-Linser - Hauptdaten siehe Link - verfügt über Abmessungen, die sehr gut zu einer Kleinbild-DSLR passen, so dass es sich neben seinen optischen Eigenschaften auch haptisch sehr gut für eine Adaption eignet.
Die sehr gute Erfahrungen mit dem Objektiv haben es zu meiner Standardbestückung meiner EOS 1Ds gemacht, da ich den eher begrenzten Bildausschnitt mag und seit je her schon zu analog-Zeiten meistens ein 85mm auf meiner T90 hatte, damals das FD 1,8/85, dass ich seinerzeit für sehr zufriedenstellend hielt.
Mit dem Objektiv erhielt ich seinerzeit kein Zubehör ausser den beiden Deckeln, so dass ich wegen des doch damals signifikanten Preises nach ein wenig stabilem Zubehör Ausschau hielt, da ich auch das Sonnar 2,8/150 mm suchte und die Anschlußmaße gleich sind, so kam von Heliopan eine Metall-Gegenlichtblende 86mm, ein Stepup-Ring 77/86mm und ein Bajonett-Adapter dazu, da diese Hasselblad-Objektive KEIN Filtergewinde besitzen. Zusammen mit einem gechipten SIOLEX-Adapter auf das EOS-Bajonett entstand so die Kombination, die mich derzeit und bei nahezu jedem Wetter begleitet. Die größe der Gegenlichtblende habe ich damals nach einer im INet gefundenen Formel hinsichtlich Länge und Durchmesser ausgerechnet und parallel nach einem Lieferanten gesucht, der etwas passendes hatte. So kam das Setup wie heute gegeben zustande. Da eine kürzere Brennweite als die hier gegebene nicht mit demselben Anschluß existiert passt der Aufbau auch an das zwischenzeitlich vorhandenen Sonnar 2,8/150 und das Tele Tessar 4,0/250.
Besonderheiten:
Das Objektiv verfügt neben der üblichen Fokussierung per Schneckengang mit Geradführung über eine vergleichsweise originelle, aber sehr durchdachte Blendenbetätigung. Dreht man den Blendenring, dessen Rastung sich durch einen Knopf ausschalten lässt, tut sich im ersten Moment nichts, die Blende wird nur vorgewählt. Links in etwa in 16-Uhr-Position befindet sich eine kleine Raste, die die Blende dann auf den Arbeitswert schließt. So kann man bei Offfenblende fokussieren und dann rasch mit einem "klick" auf Arbeitsblende umstellen und zurück. Hat man das ein wenig im Griff, mag man es nicht mehr missen, da das ganze auch gut zur Handhaltung passt.
Der Testaufbau:
Die Aufnahmen entstanden mit der gezeigten Kombination, in der das Objektiv auch ansonsten verwendet wird. Das Filter ist ein B&W 486 entsprechendes UV/IR-Cut von Heliopan.
So gehört alles zusammen. Kamera + Adapter + Objektiv + Filter/GeLi-Kombination
Das ganze von der Seite.
Die Abblendraste neben der weissen "2,5"
Und der Knopf zum Auswerfen der Raste.
Das ganze Setup nochmal am Stück.
Anwendung und Erfahrungen:
Was mich an dem Objektiv begeistert ist seine universelle Verwendbarkeit, bei jedem Licht, bei Offenblende so gut wie abgeblendet. Selbst Astrofotos kann man machen, ohne dass man (bei Offenblende) einen Ansatz von Farbhöfen sieht. Durch die durchdachte Blendenmimik ist das Fokussieren mit der eingesetzten Canon-Einstellscheibe mit Schnittbildindikator ein Kinderspiel, egal ob mit der 1Ds oder der 10D, die ja einen viel dunkleren Sucher aufweist (mit KatzEye-Scheibe). Mit beiden Kameras (10D mit BG) liegt das Objektiv sehr gut in der Hand, bei der 400D und der EF-M weniger, da das Gegengewicht zur schweren Linse fehlt.
Durch die kurze Naheinstellgrenze von nur 0,8m kommt man auf einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5,5, was auch den Nahbereich erschließt. Versuche mit einem 77mm Vorsatzachromaten stehen noch aus, ich denke aber, dass auch das zu akzeptablen Ergebnissen führen wird, auch wenn das Objektiv seine Hauptanwendung sicher im Portrait haben wird. Da auch harte Kontraste bzw. Reflexe kaum Probleme machen, richtig fokussiert ist selbstredend auch Schärfe kein Problemthema, entsteht ein runder, einfach sehr guter Gesamteindruck, der keine offensichtlichen Schwächen aufzeigt.
Von der Farbe her meine ich, das Objektiv neige eher zu einer kühlen Wiedergabe, das ist sicher Geschmacksache, aber da gibt es Linsen, die mir besser gefallen, man muss aber ehrlicher Weise anmerken, dass das Jammern auf hohem Niveau ist, einen "Farbstich" ins blaue hat das Objektiv nicht. Die Kombination aus großer Anfangsöffnung und Brennweite erlaubt es, das Motiv vor dem hintergrund sehr schön frei zu stellen, zugleich gestattet ein Griff in die Blende die freie Wahl, wie sehr man die Schärfentiefe ausdehnen möchte, da das Bokeh unaufdringlich bleibt und nicht "kippt" bzw. unruhig wird hat man alle Freiheiten.
Fotostrecke:
- alle Fotos aufgenommen im Raw-Format der 1Ds, Empfindlichkeitseinstellung, damit die Blende möglichst offen bleiben konnte, ISO "L" bis 200
- von Raw -> 16Bit Tiff umgewandelt mit RawDrop im Batch-Verfahren
- mit IrFanView nach auf die Zielgröße und jpg konvertiert
- Helligkeit mit The Gimp 2.8 geringfügig nachgezogen, da irrtümlich mit -1,33 LW aufgenommen.
Aufnahmen im Nahbereich sind, wie die folgenden Bilder zeigen, kein Thema, legt man es nicht bewußt auf harte Kontraste an wie bei diesen Bildern, natürlich noch einfacher.
Die beiden Bilder, am gleichen Strauch aufgenommen, zeigen den Wechsel der Lichtstimmung je nach Sonneneinstrahlung, das "blauere" bei strahlendem Sonnenschein, das andere bei verschleierter Sonne.
Schließt man die Blende ein wenig mehr (Bl. 5,6), wird der Hintergrund unruhiger, aber noch nicht so, dass es (mich) stören würde.
Was aber neben dem Auge des Betrachters auch vom Motiv abhängt.
Mit harten Kontrasten hat das Objektiv ebenfalls keine Probleme, Reflexe muss man so man sie will explizit provozieren.
Genau so wenig macht die Wiedergabe geometrischer Strukturen Probleme:
Ich stelle diese und ein paar mehr Bilder dieser Tage bei Flickr online, damit man die Originalauflösung erhalten kann zwecks Beurteilung mit der Lupe, Link folgt.
Nachtrag v. 19.09.2012 - die Bilder fliegen nochmal raus, auf meinem Monitor sah das ja noch nach was aus, aber auf dem Laptop ist das nur Murks, der Workflow taugt nichts, ich bleibe bei Capture One, das ist zwar für mich wegen der im Hintergrund immer irgendwie mitlaufenden Optimierung weniger durchsichtig, aber die Ergebnisse sind um Meilen besser als so, und Capture One liest die EOS 1Ds-Raw's, was RawTherapee nicht kann, mit dem ich ansonsten gearbeitet hätte. So habe ich die Umwandlung mit RawDrop gemacht, das ich für Astroaufnahmen mit der 1Ds wegen der einfachen Batchverarbeitung nutze, aber die Weiterverarbeitung ist so definitiv Murks. Beim komprimieren sind wie ich jetzt sehe arge Artefakte entstanden - EBV ist für mich echt noch eine Herausforderung. :((
Jörg