Moin,
da ich immer noch bekennender Zoom-Nutzer bin und mittlerweile viele manuelle Zooms der 100-300mm Brennweite teils per Beifang, teils bewußt in meinen Fundus gewandert sind, möchte ich euch eine Einschätzung über die Stärken und Schwächen dieser alten "Schätze" geben. Dieser Test ist keine wissenschaftliche Arbeit, er würde bei genauer arbeitsweise Tage dauern. Trotzdem werde ich versuchen, jedem Objektiv gleiche Bedingungen zu schaffen.
Hier erstmal das Testfeld:
von links nach rechts:
1. Vivitar Auto Telephoto 300mm 1:5.6 (S/N 37xxxxxx = Tokina) (M42)
2. Tamron CZ-735 Adaptall 70-350mm 1:4.5 (OM)
3. Tokina AT-X SD 100-300mm 1:4.0 (Nikon Ai)
4. Osawa Mark II 60-300mm 1:5.6 (M42)
5. Soligor C/D Macro Zoom MC 60-300mm 1:4~5.6 (S/N 9952107) (PK/R)
6. Tokina SZ-1 RMC II 100-300mm 1:5.6 (OM)
7. Canon EF USM 100-300 1:4.5-5.6
Hier die wichtigsten Daten in Tabellenform:
Gewicht Länge bei 300mm und unendlich Fokus in cm kleinste Länge in cm Naheinstellgrenze Frontlinse Längenänderung beim Zoomen/Fokussieren Vivitar Auto Telephoto 729g Festbrennweite 16,5/18,5 m.S. 16,5 ~ 6m rotiert nicht -/ja Tamron CZ-735 2062g Drehzoom 27,5/29,5 m.S. 27,5 ~ 2m rotiert nein/ja Tokina AT-X SD 100-300 1306g Schiebezoom 21,5/25,5 m.S. 21,5 2m rotiert nein/ja Osawa Mark II 865g Drehzoom 18,5 18,5 2,5m + Macro 1:4 rotiert nein/ja Soligor C/D Macro Zoom 610g Drehzoom 17 11,3 2m + Macro 1:4 rotiert ja/ja Tokina SZ-1 699g Schiebezoom 17 17 1m (1:2.3) rotiert nein/ja Canon EF USM 100-300 531g Drehzoom 17 12 2m + Macro rotiert nicht ja/nein
Das zwar auch schon alte, aber hier neueste Objektiv Canon USM 100-300mm ist das handlichste dieses Zoom-Sextetts, dicht gefolgt vom Soligor, alle Zooms mit gleichbleibender Blende sind deutlich länger. Das Tamron ist ohne Einbein schwer zu bändigen, das Tokina AT-X ist grenzwertig freihändig zu bedienen. Das Anfass-Gefühl ist bei allen Objektiven besser als beim Canon, vor allem das manuelle Einstellen des Fokus ist beim Canon sehr kratzig. Ob man Dreh-oder Schiebezooms bevorzugt, ist Geschmackssache, beides hat vor und Nachteile.
Und nun Bilder, zuerst bei grauem Nieselwetter etwa 40 Meter vom Objekt entfernt, alle mit ISO 400 an der Canon 50D M-Modus per Liveview fokussiert mit einem Velbon ALU Stativ aus unserem Haus heraus:
300mm
Im Folgenden gibt es nur 100% Bildausschnitte aus dem Zentrum und die Schornsteinkappe bei 300mm, da man ansonsten bei 1024 Bildpunkten Gesamtbildbreite keine Unterschiede erkennt.
Fokuspunkt war die linle vordere Ecke der Schornsteinverkleidung.
1. Vivitar 300mm
beides 1/200s, Blende 5.6
beides 1/100s, Blende 8
Abgesehen vom miesen Wetter hat das Vivitar bei dieser zugegeben reichlichen Belichtung große CA-Probleme und von der Schärfe hätte ich mehr erwartet.
Jetzt das erste und vermutlich älteste Zoom, das Tamron CZ-735
beides 1/320s, Blende 4.5
beides 1/100s und Blende 8
Dieses riesige Metallkonstrukt hat nochmals heftigere CA-Probleme und von Schärfe kann man selbst bei Blende 8 noch nicht reden.
Wie schlägt sich das Tokina AT-X SD? Hoffentlich besser...
beides 1/400s Blende 4
beides 1/100s Blende 8
Ja, finde ich schon ganz ordentlich, Schärfe und CA besser als beim Vivitar.
Dann kommt jetzt das Osawa Mark II, an das man keine Erwartungen stellen würde. Wer hat das wohl gebaut?
beides 1/200s Blende 5.6
biedes 1/100s Blende 8
Hmmm, das Vivitar ist nicht wirklich besser, schade das die CAs so deutlich sind. Es ist auf jeden Fall besser als das Tamron.
Was macht das Soligor C/D:
beides 1/200s Blende 5.6
beides 1/100s Blende 8
Bei Offenblende 5.6 ist das im Vergleich zum Vivitar gut, bei Blende 8 hat der Fotograf verwackelt - vielleicht, weil das Gewicht fehlt?
Nun zum zweiten Tokina, dem SZ-1 aus der Budget-Linie
beides 1/200s Blende 5.6
beides 1/100s Blende 8
Kaum zu glauben, dass sich hier eine Blende geschlossen haben soll - hat sie aber. Ich schließe Verwacklung nicht aus.
Bleibt noch das Canon USM 100-300, ein weit verbreitetes Zoom der unteren Mittelklasse aus den frühen 90er Jahren:
beides 1/200s Blende 5.6
beides 1/100s Blende 8
Ganz annehmbar, es setzt sich nicht vom Tokina AT-X SD ab, wobei dieses eine Blende mehr bei 300mm bietet.
Insgesamt sind die Ergebnisse bei dem von mir gewählten Motiv und der festgelegten Belichtungszeit schlechter, als ich erwartet hätte. Im Grenzbereich - lange Brennweite und Offenblende - sind diese Objektive allesamt nicht zum Pixelpeepen gebaut, am ehesten kann das Tokina AT-X SD noch bescheidene Bedürfnisse befriedigen.
Meine Rangliste für die 300mm Brennweite ist:
1. Tokina AT-X SD 100-300mm
2. Canon USM 100-300 mm
3. Vivitar Auto Tele 300mm
4. Osawa Mark II 60-300mm
5. Soligor C/D 60-300
6. Tokina SZ-1 100-300mm
7. Tamron CZ-735
Mal sehen, ob ich noch Lust habe, die kurze 100mm Brennweite zu testen und Bokeh/Nahbereich zu erkunden. Leider dauern solche Test sehr sehr lange...
LG Jörn