Und wieder einmal ein russisches Projektionsobjektiv mit 62.5mm-Tubus und insofern ziemlich sicher zu einem Kinoprojektor (35mm-Film) gehörend und mit Henry's Samtfokussiertubus in der passenden Größe schön komfortabel adaptierbar: Es hört auf den etwas sperrigen Namen 0KP-1-100-1 und hat eine Blende/Lichtstärke von f/1.8 bei einer Brennweite von 100mm.
Da zumindest bei meinem Exemplar der Außendurchmesser des Tubus etwas "sparsam" ausfällt, musste ich erst eine Lage dünnes Klebeband aufbringen und danach die Samtstreifen, da es ansonsten zu locker im Tubus gesessen hätte:
Die Eckdaten:
Länge: 95mm
Gewicht: 775g
Maximaler Durchmesser: 75mm
Filtergewinde: 68mm (von Frontlinsenfassung blockiert)
Fassung: 62,5mm-Tubus für Kinoprojektoren mit Klemmfassung
Optischer Aufbau: 6 Linsen in 4 Gruppen
Die Frontlinse (rechts) ist konvex/konkav und insofern sieht das für mich eigentlich nach einem Planar-Schema aus, auch wenn hinsichtlich der Gesamtabmessungen einiges an das Biotar-Schema erinnert, das Henry bei dem Meopta Meostigmat 1.4/70 erkannt hat (s. http://www.digicamclub.de/showthread...l=1#post207438). Übrigens ist die farbig schillernde Mehrfachvergütung interessanterweise nicht auf der Frontlinse aufgebracht sondern auf der Vorderseite des zweiten Elements - welchen Sinn das ergibt, zumal bei einem Projektionsobjektiv, erschließt sich mir nicht so ganz.
Bei solchen zweckentfremdet genutzen und adaptierten Projektionsobjektiven stellt sich für mich immer zuerst die Frage: Ist das eher ein reines "Effektobjektiv" zum Spielen oder kann man es auch als seriöses optisches Werkzeug nutzen. Im Falle des 0KP 1.8/100 sehen die ersten Eindrücke deutlich nach dem zweiten Fall aus. Natürlich muss man mit einigen Kompromissen rechnen, aber das ist bei einem nicht abblendbaren so lichtstarken Objektiv im Bereich von Portraitbrennweiten auch nicht anders zu erwarten. So sieht das Testbild an der Ziegelmauer aus (alle Bilder an der Canon 5D MkII, KB-Format, ca. 21 MPx):
100%-Ausschnitt Mitte
Das ist nicht sensationell aber auch nicht schlecht und für "normale" Fotos bei Bildschirmauflösung durchaus brauchbar. Der Schärfeabfall in den Ecken ist zum größeren Teil auf eine leichte Bildfeldwölbung zurückzuführen. Bei Fokussierung auf den Randbereich kann man diesen fast genauso scharf stellen wie die hier gezeigte Mitte. Nur die äußersten Ecken bleiben in jedem Fall unscharf. Überraschend gut sind auch Farben und Kontraste, die hier nicht besonders gepusht sind sondern nur mit meinen Standard-Einstellungen aus LR exportiert.
Wirklich erstaunt war ich dann beim Auswerten der Testfotos von glänzendem Metall in der prallen Sonne. Fast keine Überstrahlungen, sauber und scharf abgebildete Glanzlichter, nur minimale Farbsäume. Da habe ich schon teure Zuikos und Nikkore erlebt, die in solchen Situationen schlechter aussehen:
100%-Ausschnitt
Auf größere Entfernungen lässt die Schärfe noch mal leicht nach, bleibt aber immer noch in einem Rahmen, der für ein 1.8/100 bei Offenblende nicht schlecht ist:
100%-Ausschnitt
--- Fortsetzung folgt ---