Hallo,
nachdem ich inzwischen einige teildefekte Contaflex und nun auch die zweite Kodak Retina Reflex I (€ 20,-) zerlegt habe, scheint für mich die Rücklinse der Kodak deutlich einfacher und schneller zu transplantieren. Die 4 Schrauben an der Front in den Ecken unter der Belederung freigelegt und ausgeschraubt, kann man die komplette Platte mit dem Objektiv entfernen und auf der Rückseite die Schrauben lösen. Mit der Plastikwelle durch Drehen den Verschluss öffnen sowie das Plastikröhrchen abnehmen und als Werkzeug aufbewahren. Nun liegt der Tubus frei, um den eine von Henrys VNEX Wandlerplatten mit dem kleinsten Durchmesser verschraubt wird. Ich habe dies nun sowohl mit dem Schneider als auch dem Rodenstock Bajonett gemacht. Der Zeitbedarf liegt bei 30 min.
Beim ähnlichen System der verschieden Contaflex-Versionen ist das Extrahieren komplexer und es können hier und da Komplikationen auftreten. Zum einen reicht zum Teil das Lösen der Frontschrauben nicht und man muss nach Abnehmen der Rückwand durchs Gehäuse an die relativ unzugängliche Objektivrückseite ran. Zum anderen bleiben Blende und Verschluss ggf. nicht zu öffnen und man muss sich rückseitig Ebene für Ebene vorarbeiten und unbenötigte Teile entfernen. Sobald man mittels der freigelegten Hebel Blende und Verschluss offen fixiert hat, muss der Rückdeckel in der richtigen Position mit den winzigen Schrauben wieder befestigt werden. Ich habe dies nun sowohl mit dem Bajonett für Zeiss als auch Rodenstock Pantar gemacht. Je nach auftretenden Komplikationen brauche ich dafür zwischen 1-2 Stunden Zeit.
Die Belohnung ist der Einsatz der o.g. exzellenten Objektivköpfe von Schneider, Rodenstock bzw. Zeiss.
Nachdem ich mit den intakten Kameras vorher analog fotografiert habe, kommen die Objektive im Vergleich jedoch erst jetzt zu ihrer Geltung. Die beste Abbildungsleistung, Schärfe und Farbe an der A7 zeigt bei mir bereits bei Offenblende das Pro Tessar 3,2 35 der Contaflex (€ 16,-!)
Die optisch schönsten Gläser sind die gewölbten Frontlinsen des Schneider-Kreuznach C 4 80 sowie des 4 35 Rodenstock der Kodak.
Derzeit bastle ich am 1,7-fach Teleskop für die Standard-Tessare der Contaflex I und II. Nachdem ich im Vorjahr bereits ein Teleskop testweise auf ein 2,8 50 Tessar montiert hatte, habe ich nun das 2,8 45 Tessar+Standarte+Teleskop in Arbeit, so wie es an der Original-Kamera vorgesehen war.
Zwar etwas off topic, aber meint Ihr, dass es erfolgsversprechend sein könnte, einen Stereotar-Vorsatz zu adaptieren? Hat das schon mal jemand geprüft? Könnte man an einer digitalen Systemkamera mit einer komplett adaptierten Contaflex-Standardlinse einen Vorsatz zur analogen Stereofotografie einsetzen? Könnte man statt der damaligen Stereo-Diaprojektionssysteme den digitalen Fotos in der Bildbearbeitung eine räumliche Wirkung verleihen?
So long
Jürgen