Zitat von
hinnerker
Im Grunde ist die Frage nach der "Freistellung" müssig, denn es ging bei der Entwicklung solcher hochlichtstarken Objektive sicher nicht um diese Aspekte, sondern darum, mit der hohen Lichtstärke in "brenzligen Situationen" in den Grenzbereichen des vorhandenen Lichts noch Verschlusszeiten zu realisieren, die eine "verwacklungsfreie" Aufnahme gestatteten.
Nach dieser Aussage habe ich erst mal überlegt, ob du damit überhaupt recht hast.
Schließlich gab es zwar nicht
die in Mode gekommene "Bokeh-Frage"...
aber Mode ohne die "Bokeh-Frage" , sprich die Models auf den Laufstegen, oder Fotos für Modezeitschriften. Und da ist Freistellung sehr wohl ein Thema. Für Privatporträts wurden neben Öffnen der Blende auch gerne Weichzeichner oder Weichzeichner mit Klarsichtbereich (Effektfilter) für Porträts empfohlen.
Wer von uns hat jetzt also recht?
Fragen wir doch mal Nikon selbst:The 200mm f/2, which I'll introduce tonight, was mainly intended for shooting gymnastics events. The wish of press photographers at that time was for a lens that would allow hand-held shooting and offered the fastest possible aperture, with a focal length of about 200mm.
Hallensport also. Kein Theater, keine Mode. Für Sportporträts kann Freistellung gut sein, trotzdem denke ich, dass du recht hast. Für Pressefotografen wird die große Freistellung hinderlich gewesen sein, denn mit einem manuellem Objektiv macht es die geringe Schärfentiefe sehr schwer, den Turner überhaupt scharf zu stellen.
Auch sah man es früher als Vorteil an, dass man mit Kleinbild alles von vorne bis hinten scharf bekommen konnte. Ich erinnere mich noch an Lehrbücher meines Vaters, wo empfohlen wurde, die längste Zeit zu wählen, bei der weder Fotograf noch Motiv verwackeln und dann so weit abzublenden, bis die Belichtung stimmt, um die maximale Schärfentiefe zu erhalten. Für Porträts mit großer Freistellung konnte der Profi auf Mittel- und Großformat ausweichen.
Dennoch teile ich deine Aussage
Zitat von
hinnerker
Und auch heute noch sehe ich das als einzigen Vorteil eines so lichtstarken Objektivs, denn was nutzt es, wenn Du in der Umkehrsituation mit zuviel Licht zu weiteren Maßnahmen wie abblenden oder der Benutzung eines ND-Filters greifen musst?
nicht. Denn Bokeh und Freistellung ist nicht nur Mode, sondern auch durch die technische Entwicklung bedingt. Für scharf von vorne bis hinten sind MFT, Smartphones und andere kleine Sensoren besser geeignet, Kleinbild aka Vollformat hingegen ist das größte bezahlbare Sensorformat. Daher wird heutzutage für Fotos, die gute Freistellung verlangen, zu Kleinbild gegriffen. Hinzu kommt, dass Verbesserungen beim Autofokus es deutlich erleichtern, auch bewegte Motive noch scharf zu kriegen.
Davon unbenommen gibt es nicht nur in diesem Forum viele Bilder, wo Freistellung scheinbar Selbstzweck war und die durch Abblenden deutlich besser geworden wären.