Bei uns hier in Europa führen die Kameras und Objektive von Tokyo Kogaku (Topcon) eher ein Schattendasein und blieben weitgehend unbekannt.
Dies ist insoweit erstaunlich, da die Innovationskraft und Fertigungsqualität allerhöchsten Ansprüchen genügte (unter anderem wählte die US-Navy die Topcon-Kameras und Objektive nach einem ausgiebigen Vergleich mit den zeitgenössischen Nikon-Produkten zur Verwendung aus - aufgrund der besseren optischen Qualitäten und der robusteren Verarbeitung).
Vor allem die 1962 auf der Photokina erschienene Topcon RE Super war ein Meilenstein des Kamerabaus, denn sie war die erste Kamera mit TTL (Trough the lens)-Belichtungsmessung.
Auch die komplette RE Auto Topcor-Objektivlinie war zu ihrer Zeit "top notch". Vom Weitwinkel bis zum Super-Teleobjektiv waren alle Brennweiten vorhanden, und dies in hervorragender Verarbeitung und optisch zu ihrer Zeit absolute Spitzenklasse.
Aus dieser Objektivlinie möchte ich euch hier das
Tokyo Kogaku RE Auto-Topcor 100mm f2.8
etwas vorstellen.
Den kompletten Objektivtest inklusive exzessiven Schärfereihen, Verzeichnungstests usw. findet ihr auf meiner Seite unter diesem Link:
https://www.nikolaus-burgard.de/obje...or-100mm-f2-8/
Hier möchte ich einfach plakativ ein paar schöne Bilder mit diesem (Achtung Spoiler) sehr guten Objektiv zeigen.
Einige technische Daten:
- Länge: 54mm
- Gewicht: 265g
- Optisches System: 5 Linsen in 3 Gruppen
- Blende: von f2.8 bis f22 mit Clicks, 6 Blendenlamellen
- Naheinstellgrenze: 120cm
- Filterdurchmesser: 49mm
- Erscheinungsjahr: 1965
So sieht das gute Stück aus:
Die Topcon RE-Kameras benutzten eine Modifikation des Exakta-Bajonetts.
Die Verriegelung ist Exakta-typisch, jedoch gibt es zusätzliche Pins zur Datenübertragung.
Typischerweise passen die meisten erhältlichen Exakta-Adapter problemlos (z.B. Exakta auf Sony E-Mount). Lediglich bei den extrem flachen Adaptern wie z.B. Exakta auf Canon EF kann es Probleme geben, hier können die zusätzlichen Pins das Ansetzen verhindern.
Ich adaptiere die Topcon-Objektive mittels eines von einem Fotokollegen gebauten Helicoid-Adapters. Dieser besteht aus einem abgedrehten handelsüblichen Exakta-Adapter, der mit einem zusätzlichen M42-Helicoid verheiratet wurde und einem dünnen M42 auf Sony-E-Mount-Rückteil.
Hier einige Bilder des auf diese Weise an die Sony Alpha 7III adaptierten Objektives:
Die Kombination aus Objektiv, Adapter und Kamera bleibt verhältnismäßig kompakt und erinnert vom Anfassgefühl her eher an eine Normalbrennweite als an ein leichtes Teleobjektiv.
Das Ensemble liegt gut in der Hand und ist nicht frontlastig.
Das Objektiv selbst hat die etwa 5 Jahrzehnte sehr gut überdauert und sieht "wie neu" aus,
auch die Fokussierung läuft noch seidenweich und der Blendenring klackt satt in seine Positionen.
Kamera für die meisten Bilder dieses Tests war die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat,24MP),
die analytischen Bilder zu Bildschärfe usw. sind mit der Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP) entstanden. Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.