Ich möchte noch auf einen wichtigen Punkt eingehen, den andere hier schon umschrieben haben mit der Weichheit bei Offenblende an modernen Sensoren. Deine MFT hat effektiv 16 MP. Das hört sich nicht so überragend an, denn im APS-C-Bereich ist längst 24-26MP Standard, und die ersten Vollformatkameras hatten schon ca. 20 MP.
Entscheidend ist aber die Größe des Sensors. Der Crop-Faktor 1:2 kennzeichnet die Diagonale, nicht die Fläche. Ziehst du in Gedanken eine Diagonale durch den Sensor und nimmst ihn mal 2, um auf das Vollformat/35mm-Äquivalent zu schließen, kannst du mal ein Rechteck um diese neue Diagonale ziehen. Das Ergebnis: du hast plötzlich das vierfache an Fläche. Das bedeutet, die Pixeldichte deines MFT-Sensors entspräche einem Vollformatsensor mit 64 MP. Das entspricht der Auflösung z.B. der Sony A7RIV, an die man guten Gewissens auch niemals Altglas bei Offenblende verwenden würde (will man nicht einen Weichzeichner- oder Nebeleffekt haben). Ich habe eine Sony A7RII mit 42 MP und da trennt sich bereits eine Menge Spreu vom Weizen, was die Tauglichkeit angeht.
Die alten Objektive wurden für Filmkorn gerechnet. Nicht umsonst bringen meine Nikon-Kleinbildscanner maximal 20 MP Auflösung auf den Rechner. Selbst das Korn vom Fuji Velvia ist darauf zu erkennen. Es gibt deshalb eine physikalische Grenze bei Objektiven, die sich durch keine Postproduktion mit Klarheit, Schärfe oder Kontrast überschreiten lässt und das ist das Auflösungsvermögen der Objektive. Das sind die MTF-Kurven, die bei modernen Labor-Objektivtests immer mal auftauchen. Altglas wurde aber für die vergleichsweise harmlosen Anforderungen von Filmkorn gerechnet, nicht für hochgezüchtete Digitalsensoren. Du wirst im Lauf der Zeit beispielsweise sehen, dass es frühe Tests hier im Forum gibt, die mit 20 MP Canon-Vollformatkameras gemacht wurden. Das heißt eben nicht, dass dort vielleicht als hervorragend abgeschnitten Objektive auch an einem APS-C- oder gar einem MFT-Sensor mit 20 MP performen. Eigentlich kann man sagen, dass Vollformatsensoren mit 24 MP ideal sind für Altglas, einige Objektive schaffen auch 36 MP, wenige 42, kaum eines 60 MP. Geteilt durch vier wären 24 MP schlappe 6 MP an einem MFT-Sensor (im APS-C-Modus hat die 24MP Sony A7/II/III gerade mal ca 11 MP).
Dass du beim Abblenden um eine Stufe von f1.8 auf f2.8 eine erhebliche Verbesserung siehst, liegt ebenfalls eher nicht am Fehlfokus, sondern an den physikalischen Gesetzen des Auflösungsvermögens. Am geringsten ist das Auflösungsvermögen immer bei Offenblende, eine Stufe Abblenden bringt bereits einen großen Schritt, das ist wie eine steil ansteigende Kurve, deren Steigung bei weiterem Abblenden abnimmt. Am extremsten zeigt sich das bei lichtsraken Objektiven. Eines meiner schärfsten Linsen bei f2 ist bspw. ein Olympus Zuiko 55/1.2. Offenblendig auch am gutmütigen 24MP-Sensor eher mittelmäßig bis mau, ist der Leistungszuwachs bei f2 gewaltig. Und heute noch gilt die alte Regel, dass die beste Leistung an Kontrast, Schärfe und eben Auflösungvermögen bei f5.6-f8 erreicht wird, je nach Bauart und Konstruktion.
Fazit meines halben Essays hier: Mit Offenblende kannst du eigentlich mit nativen Objektiven arbeiten, die exakt für diese Sensoren gerechnet werden. Gutes Auflösungsvermögen haben bspw. Makro-Objektive, vielleicht schaust du mal, ob du dir ein 3.5/50er ausleihen kannst, die kosten auch nicht die Welt, Tests gibt es hier genug in der Datenbank.
Grüße
Nils