Hallo zusammen,
Ich habe es tatsächlich riskiert, trotz vieler desillusionierender Berichte über die berüchtigten
"white spots" das M-Rokkor 2,8/28mm zur Reperatur zu kaufen.
Der aufgerufene Preis war (im Hinblick auf die immer noch aufgerufenen Preise) moderat, aber
eigentlich für ein "kaputtes" Objektiv, das zusätzlich noch von Fungus befallen war, viel zu
viel. Na ja, nicht jeder Kauf muß immer von Vernunft geprägt sein.
Hier das Objektiv:
hier die white spots:
hier der Fungus:
Wie blöd muß man sein, dafür Geld auszugeben... Aber wie gesagt, man muß nicht immer vernünftig sein.
Zuerst habe ich den Fungus entfernt. Das war einfach, da dieser auf den beiden Oberflächen vor und nach
der Blende saß. Hierzu waren nur die beiden Linsenblöcke zu entfernen und glücklicherweise ließ sich der
Pilz komplett und rückstandslos entfernen.
Leider war das nur das Vorspiel... Denn jetzt kamen die white spots an die Reihe.
Diese sitzen auf der Rückseite der Frontlinse und diese auszubauen ist eigentlich unmöglich.
Gemäß einer Anleitung im Netz muß die Linse freigesägt werden. Das habe ich dann auch mit der Laubsäge
meiner Kinder gemacht. Die Laubsäge eignet sich wegen des dünnen Sägeblattes sehr gut dafür. Ich habe dies
und alle folgenden Arbeiten unter einem schwach vergrösserndern Mikroskop, in meinem Fall dem wunderbaren
Wild (Heerbrugg) M5, ausgeführt.
Das Absägen ging gut voran, bis ich kurz vor Schluß einmal abgerutscht bin und tatsächlich einen mittelmäßigen
Kratzer auf der Linsenoberfläche verursacht habe...
Hier die Frontlinse im abgesägten Tubus:
Leider machte die Linse immer noch keine Anstalten aus der Fassung herauszugehen. Auch sanftes Aufheizen im
Backofen half nichts.
Also mußte ich in den beiden Vertiefungen (siehe grüner Kreis) vorsichtig mit einem 1,2mm gekörnten Bohrer im
Dremel am Linsenrand hinunterbohren, bis der Bohrer "durch" war. Anschließend konnte ich mit einem feinen
Schraubendreher die Linse quasi raushebeln. Ich hatte Glück diese Prozedur ohne weitere Beschädigung der
Linse zu schaffen.
Hier ist die Linse (Schwärzung ist runtergekratzt, aber noch nicht geschliffen):
Die white spots hatten sich schon in die Vergütung reingefressen, ließen sich aber mit lauwarmen Wasser und Seife
ganz gut entfernen. Anschließend habe ich noch mit etwas Propylalkohol nachbehandelt (nicht innerlich...). Die Vergütung
bleibt daher geschädigt, aber die Spots können jetzt keine signifikannte Kontrastminderung mehr verursachen. Diese
Spots haben ausgesehen wie kristalliene Ausblühungen und waren mit dem Finger auch spürbar.
Die Schwärzung an den Rändern habe ich runtergekratzt und geschliffen und anschließend mit Edding und einem
Lackstift erneuert.
Der Zusammenbau ging dann recht problemlos. Die Frontlinse wird übrigens von dem Frontring gehalten, so dass
keine weiteren (Klebe-) Maßnahmen nötig waren.
Hier das Endergebnis:
schaut doch schon viel besser aus:
Nun zur Frage, ob das alles wirklich nötig war.
Hier zwei Fotos vor der Behandlung (erst f/2,8, dann f/11):
Und jetzt nach der Behandlung (erst f/2,8, dann f/11):
Ich denke man kann den Unterschied schon deutlich erkennen.
Fazit: wenn ich mal das Malheur mit dem Kratzer außen vor lasse, dann war mein Reperaturversuch
ein voller Erfolg (und Spaß gemacht hat es irgendwie doch...).
Übrigens, das Objektiv gefällt mir von der Abbildungsleistung außerordentlich gut und ich finde es muß
sich nicht vor dem zeitglich gebauten Elmarit-M (andere optische Rechnung) verstecken.
f/2,8:
crop Mitte:
crop Ecke:
Ich habe schon einige Fotos gefertigt und freue mich darauf Euch dieses Objektiv später vorstellen zu
dürfen.
LG, Christian