Das Yashica ML Macro 4/55mm kam zu Beginn der Yashica ML-Serie Mitte der Siebziger auf den Markt und war neben dem Yashica ML Bellows 4/100mm zunächst das einzige Makroobjektiv innerhalb dieser Objektivserie. Wie alle frühen Yashica ML Objektive erschien es zunächst mit silberene Tubuskanten und rautenförmigen Gumminoppen am Fokusring. Später wurde das Design geändert, die zweite Variante war dann komplett schwarz mit rechteckigen Gumminoppen. Zur Photokina 1978 wurde es durch das lichtstärkere Yashica ML Macro 2,8/55mm ersetzt, welches dann bis Ende der 80er Jahre im Yashica-Programm war.
Das ML Macro 2,8/55mm wurde hier im Forum ja schon ausgiebig vorgestellt und diskutiert. Da ich nun beide besitze und das f4 der Vorläufer des f2,8 war, bietet sich ein Vergleich an.
Zunächst die technischen Daten:
ML Macro 4/55mm ML Macro 2,8/55mm Aufbau: 4 Linsen / 3 Gruppen (Tessar) 6 Linsen / 4 Gruppen Blendenstufen : 4-5,6-8-11-16-22 2,8-4-5,6-8-11-16-22 Blendenlamellen: 5 6 Filtergewinde: 52mm 52mm Durchmesser x Länge: 61,5mm x 55mm 61,5mm x 56,6 mm Gewicht: 305g 305g Nahgrenze (1;2): 0,25m 0,24m
Beide haben natürlich ein C/Y-Bajonett. Sie lassen sich von Unendlich bis zum Abbildungsmaßstab 1:2 durchfokussieren, mit 27mm Zwischenring von 1:2 bis 1:1.
In der zweiten (komplett schwarzen) Variante sieht das Yashica ML Macro 4/55mm dem Nachfolger 2,8/55mm zum Verwechseln ähnlich, so dass eine Unterscheidung rein äußerlich fast nur anhand der Beschriftung möglich ist. Auffällig am ML Macro 4/55mm ist die Blende, die als einziges mir bekanntes Yashica ML Objektiv nur 5 Blendenlamellen besitzt, was abgeblendet in den Highlights deutlich wird. Hier liegt neben der kleineren Anfangsöffnung auch der Hauptunterschied im Vergleich zum 2,8/55mm. Beide Objektive liefern trotz unterschiedlicher Linsenkonstruktionen am Crop (Canon EOS 50D) derart ähnliche Ergebnisse, daß eine Zuordnung oft nur anhand der Highlights vorgenommen werden kann. Lediglich im direkten Vergleich wirken die Bilder des 4/55mm etwas kühler, auch scheint mir die Brennweite des 4/55mm minimal länger. Beides ist in der Praxis allerdings nicht wirklich relevant.
ML 4/55mm @f4 sowie ML 2,8/55mm @f4
Vergleich ML 4/55 (links), ML 2,8/55mm @f8
Mein vorläufiges Fazit (resultierend aus meiner Nutzung an der Canon EOS 50D, also Crop):
Beide Objektive sind am Crop in ihrer Abbildungsqualität quasi identisch. Alles über das ML Macro 2,8/55mm positiv geschriebene gilt auch für das Yashica ML Macro 4/55mm.
Wer ein Yashica ML Macro 4/55mm besitzt, hat auf jeden Fall ein gutes, aber verhältnismäßig lichtschwaches Makro mit angenehmer, wertiger Haptik und ansprechender Bildqualität.
Wer jedoch ein Makroobjektiv im 50mm Bereich sucht, sollte aber - wenn es denn unbedingt ein Yashica sein soll - eher zum ML Macro 2,8/55mm greifen. Es sprechen einfach die größere Anfangsöffnung und die bessere Verfügbarkeit für das 2,8er. Auch die 5-eckige Blende ist nicht jedermanns Sache. Wem f4 als Anfangsöffnung reicht und wen 5 Blendenlamellen nicht stören, macht auch nichts verkehrt, wenn er es günstig findet.
Praktisch sieht es aber eher so aus, dass das f4 seltener ist und damit meist teurer gehandelt wird als das f2.8.
Hier noch mal ein paar Freihand-Aufnahmen, die ich mit dem ML Macro 4/55mm an der Canon EOS 50D gemacht habe:
100% Crop
mit f4
100% Crop
mit f5,6
mit f5,6