Ich finde es wirklich überraschend warum ausgerechnet der Name Meyer-Görlitz solche Emotionen hochkochen lässt. Um das noch mal in aller Deutlichkeit klarzustellen: Ich habe mich mit meinem Beitrag in keiner Weise auf die Objektive bezogen, die unter diesem Namen heute verkauft werden - das steht mir auch gar nicht zu, da ich sie bis auf einen einzigen kurzen Test mit einem einzigen Exemplar nie vor der Kamera hatte - sondern ausschließlich auf das Marketing und das Grundprinzip, mit dem viele Luxusartikel heutzutage an die Kunden gebracht werden.
Es ist nun mal so, dass es bei fast allen Konsumgütern eine ganz ähnliche Verteilung der Marktteilnehmer gibt. Man kann diese Segmente bezeichnen als: Billigware, Standardware, hochwertige Ware, Hightech und Luxuswaren. Der Unterschied zwischen den letzten drei Segmenten wird immer wieder übersehen, aber er ist ist nichtsdestotrotz da:
- Hochwertige Ware zeichnet sich dadurch aus, dass sie technisch und qualitativ deutlich über dem Durchschnitt liegt, aber immer noch einem erheblichen Wettbewerb unterliegt und dadurch preislich hart kalkuliert und in den Produktionsprozessen auf Effizienz getrimmt sein muss, um auf dem Markt zu bestehen. Bei Objektiven wären typische Beispiele die "L"-Linie bei Canon oder andere hochwertige Serien mit ED-Gläsern von diversen Massenherstellern.
- Hightech zeichnet sich dadurch aus, dass über technische Alleinstellungsmerkmale der Wettbewerbsaspekt praktisch ausgeschaltet wird. Der Preis kann dann utopisch sein, denn für jemanden, der genau diese Leistung benötigt, gibt es keine Alternative. Beispiel für Objektive wären da vielleicht gewisse Voigtländer-Optiken für Spezialkameras, Großformat, etc. oder so etwas wie die UV-Objektive von Coastal Optics.
- Luxuswaren sind dagegen Produkte, die extrem hohe Preise dadurch erzielen, dass sie ein Image, ein Lebensgefühl oder einen Stil ansprechen. Darin besteht dann das Alleinstellungsmerkmal, das den preislichen Wettbewerb außer Kraft setzt. Wer das Image eines Ferrari will, wird keinen halb so teuren und technisch gleichwertigen Toyota-Sportwagen kaufen. Als technische Basis genügt für Luxusartikel in der Regel das gleiche Niveau wie bei der hochwertigen Ware, vielleicht mit dem ein oder anderen Gimmick gewürzt, der in der Praxis aber meist keine Rolle spielt. Entscheidend ist die Marketing-Story. Beispiele dafür sind meiner Meinung nach viele der modernen Leica-Kameras (welcher Profi-Fotograf würde so etwas benutzen?) und eben auch so etwas wie MOG. Oder behauptet jemand ernsthaft, dass ein "MOG Lydith 3.5/30mm" für 1599€ in Sachen optischer Leistung, Haptik und Fertigungsqualität, sagen wir mal, einem modernen Zeiss Biogon T* 2.8/28 für etwa den halben Preis deutlich überlegen ist?
Es hat ja jeder das Recht, sich aus einem der genannten Segmente das auszusuchen, was ihm persönlich zusagt. Aber ich habe auch das Recht, zu benennen was meiner Meinung nach in welche Kategorie gehört. Und ich darf auch diejenigen belächeln (nicht beleidigen), die im "Luxussegment" einkaufen.