Endlich eine heiße Spur. Sie führt zu Disdéri ....
http://phototech.pairserver.com/wp-c...5/camhis1b.jpg
(Von der Seite http://phototechmag.com/cameras-that...istory-part-i/)
Entdeckt habe ich die Abbildung beim Durchblättern des Buches "Die Geschichte der Fotografie" von Tom Ang, siehe http://www.dorlingkindersley.de/tite...tografie-2501/ , das enthält die gleichen Bilder und auch der Text ist ähnlich.
Das Aussehen des Objektivs passt. Gleiches Material (Messing), gleiche Form und Größe, Fokussiermechanismus über die Petzval-typische Schraube, keine Einsteckblende. Der einzige mir bis jetzt aufgefallene Unterschied ist, dass mein Objektiv seitenverkehrt ist, aber das dürfte daran liegen, dass irgendwann, als mal wieder die Festhalteplatte der Fokussierschraube abgefallen war (genau da fehlt das eine Schräubchen), die Fokussierschraube falsch herum angebracht wurde.
Von Disdéri selbst ist mein Objektiv sicher nicht, und es ist auch unwahrscheinlich, dass er selbst mein Exemplar benutzt hatte. Aber das ganze ergibt Sinn. Während die Fotografie des 19ten Jahrhunderts normalerweise Großformatfotografie war - Negative konnten noch nicht vergrößert werden, Daguerreotypien erst recht nicht, und Fotos wirken erst ab einer gewissen Größe -, hat mein Petzval mit 90mm eine eher kurze Brennweite, und der ausgeleuchtete Bildkreis scheint auch nicht so riesig zu sein. Für die von Disdéri eingeführten Foto-Visitenkarten, welche ein Format von knapp sechs mal neun hatten, passt das aber. Diese Foto-Visitenkarten waren von etwa 1855 bis 1867 sehr populär, so dass es nicht unwahrscheinlich ist, ein Objektiv dafür zu finden, da es viele Objektive gegeben haben muss. Dann wäre mein Messingdöschen etwa von 1860 (und damit älter, als ich erst dachte). Und auch das könnte passen, denn die Petzval-Konstruktion wurde ab etwa 1865 nach und nach vom optisch überlegenen Aplanaten abgelöst.
Jetzt müsste ich noch wissen, wer damals soche Objektive gebaut hatte.