Hallo Leute,
da ich diesbezüglich schon einige Anfragen bekam, hier eine bebilderte Anleitung zur Unendlich-Justage einer "normalen", alten Festbrennweite.
Das zuletzt zu justierende Objektiv war das AGFA COLOR 50/1.4, so habe ich das dafür ausgewählt.
Zuerst den Schraubring mit der Beschriftung mittels Gummistopfen linksherum rausdrehen.
Dann, nachdem die zwei Madenschrauben im Frontring mittels 1,5 mm Flachschraubendreher entfernt wurden, den Frontring rechtsherum (dieses Objektiv hat da ein Linksgewinde) abdrehen - bei den meisten Objektiven ist der aber mit normalem Rechtsgewinde angeschraubt.
Nun die drei von vorne sichtbaren Kreuzschlitzschrauben lösen und den Fokussierring mit der Entfernungsskala abnehmen.
Dann das Objektiv an einer hochauflösenden Digitalkamera für das Kleinbildformat mit passendem Adapter (hier: Pentax K => Nikon Z) montieren und über das mindestens fünffach hineingezoomte Livebild den Linsensatz auf ein "unendlich" entferntes Motiv (ein paar hundert Meter Entfernung reichen aus) scharf stellen.
Dann den Fokussierring mit der Entfernungsskala so wieder aufsetzen, dass das Unendlich-Symbol oo mittig zur Fokusmarkierung am Objektivtubus ist, die drei Schrauben wieder einschrauben und fest ziehen.
Schließlich den Frontring und den Beschriftungsring wieder montieren.
Natürlich muss man den Fokussierring nicht unbedingt abnehmen, wenn der Fokus nur wenig daneben liegt - es reicht oft schon, die Schrauben zu lockern, dann kann man den Fokussierring gegen den Fokussiertubus verdrehen.
Wenn das Objektiv dann nur mit passenden Adaptern an Spiegel-losen Digitalkameras für das Kleinbildformat verwendet werden soll, war's das.
Falls es aber auch an alten analogen Spiegelreflexkameras mit Schnittbildkeilen und / oder Mikroprismenring verwendet werden soll, ist es empfehlenswert, das Objektiv etwas weiter in Richtung unendlich drehbar zu justieren,
da Schnittbildkeile in den analogen Mattscheiben offenbar etwas anders arbeiten - ich hatte schon mal eine Beschwerde, dass ein 35 mm Objektiv nach Schnittbildkeil in der Mattscheibe einer analogen SLR nur bis auf etwa 30 Meter Motiventfernung scharf zu stellen war.
Das sind zwar weniger als 0,1 mm zu viel Abstand Objektiv-Mitte zum Schnittbildkeil (der Weg der Lichtstrahlen geht ja auch erst über den Spiegel, wenn der leicht dejustiert ist, reicht das schon als Ursache), man erspart sich dadurch aber Ärger oder, im Falle von Auftragsarbeiten für Andere, Rückfragen.