Liebe Freunde des gepflegten Altglases, ich möchte euch gerne das
Tokyo Kogaku RE GN Topcor 50mm f1.8
vorstellen.
Dieses Normalobjektiv war nach dem RE Auto-Topcor 20mm f4 sowie dem RE Auto-Topcor 85mm f1.8 aus den Jahren 1969/70 - zusammen mit dem lichtstärkeren Schwesterobjektiv RE GN Topcor M 50mm f1.4 - das letzte "Lebenszeichen" der Objektiventwicklung bei Tokyo Kogaku.
Diese beiden neuen Normalobjektive hatten neben der zeitgemäßen Brennweitenverkürzung von 58mm auf 50mm wie so oft bei Topcon eine technische Innovation zu bieten.
Das "GN" im Namen steht für das "Guide-Number" - System, einem frühen Vorläufer einer Blitzautomatik, der die eingestellte Blitzleitzahl auf die Belichtung der Kamera überträgt.
Somit entfiel für den Nutzer die "komplizierte" Berechnung des zu nutzenden Blendenwertes abhängig von der Fokusdistanz.
Den kompletten Testbericht inklusive detaillierter Schärfe-, Farbfehler-, Verzeichnungstests findet ihr wie immer auf meiner Seite unter folgendem Link:
Tokyo Kogaku RE GN Topcor 50mm f1.8 - Nikolaus-Burgard.de
Auszüge aus den vielen Bildbeispielen möchte ich euch auch hier zeigen.
Einige technische Daten:
- Länge: 44mm
- Gewicht: 290g
- Optisches System: 6 Linsen in 5 Gruppen, single coated
- Blende: von f1.8 bis f16 mit Clicks in ganzen Blendenstufen, 6 Blendenlamellen
- Naheinstellgrenze: 40cm
- Frontgewindedurchmesser: 62mm
- Erscheinungsjahr: 1973
Und so sieht das gute Stück aus:
Die Topcon RE-Kameras benutzten eine Modifikation des Exakta-Bajonetts.
Die Verriegelung ist Exakta-typisch, jedoch gibt es zusätzliche Pins zur Datenübertragung.
Typischerweise passen die meisten erhältlichen Exakta-Adapter problemlos (z.B. Exakta auf Sony E-Mount). Lediglich bei den extrem flachen Adaptern wie z.B. Exakta auf Canon EF kann es Probleme geben, hier können die zusätzlichen Pins das Ansetzen verhindern.
Ich adaptiere die Topcon-Objektive mittels eines von Hans-Jürgen Diener gebauten Helicoid-Adapters. Dieser besteht aus einem abgedrehten handelsüblichen Exakta-Adapter, der mit einem zusätzlichen M42-Helicoid verheiratet wurde und einem dünnen M42 auf Sony-E-Mount-Rückteil.
Ihr seht diesen Adapter hier neben dem Objektiv - einmal in unendlich-Einstellung und einmal mit dem möglichen zusätzlichen Auszug in den Nahbereich:
Und so sieht das Objektiv fertig adaptiert an eine der Testkameras aus:
Die Kombination aus Objektiv, Adapter und Kamera ist in der Länge vergleichbar mit den lichtstarken Normalobjektiven der anderen etablierten Hersteller, aber deutlich dicker im Umfang als bei vergleichbaren f1.8-Objektiven. Topcon hat hier bei beiden neuen 50mm-Objektiven wohl die gleiche Fassung benutzt (dies war wohl dem neuen GN-System geschuldet), wodurch das 50mm f1.8 riesig für ein Objektiv dieser Lichtstärke ausfällt.
Das Objektiv selbst hat die 5 Jahrzehnte sehr gut überdauert und sieht fast "wie neu" aus,
auch die Fokussierung läuft noch seidenweich und der Blendenring klackt satt in seine Positionen.
Kameras für die Bilder dieses Tests waren die Sony Alpha 7III (Kleinbildformat, 24MP) und die Sony Alpha 7RIII (Kleinbildformat, 42MP).
Die analytischen Bilder zur Bildschärfe sind alle mit der Sony Alpha 7RIII entstanden.
Die jeweils verwendete Kamera steht in den Bildunterschriften.
Alle Bilder sind als raw aufgenommen worden und wurden in Lightroom entwickelt.