Koma Vergleich bei f/1,2 und lichtstärker

[gladstone]

Hallo zusammen,

mich hat interessiert, wie sich meine lichtstärksten Objektive hinsichtlich des
gefürchteten Komafehlers so machen.

Ich habe folgende Objektive verglichen:

Mitakon Speedmaster 0,95/50mm
Nikon Noct Nikkor 1,2/58mm
Canon fd aspherical 1,2/55mm
Canon fd l 1,2/85mm

Bis auf das Mitakon beinhalten alle Objektive mehr, oder weniger aufwendig gefertigte
asphärische Linsen zur Korrektion dieses Bildfehlers.

Gleichzeitig habe ich die Gelegenheit genutzt, die Unschärfekreise unter die Lupe zu
nehmen.

Ich habe eine weihnachtliche Beleuchtung eines Cafes in der Umgebung gewählt.
Fotografiert wurde mit der Sony A7 auf einem stabilen FLM Stativ.

Alle Fotos sind logischerweise bei Offenblende entstanden und zwar im FX Format.

Das Wetter war grausam, so dass ich ein wenig unter Zeitdruck war, aber ich denke
die Fotos sind, wenn auch nicht perfekt, doch ausagekräftig genug.

Zu Beachten ist, dass diese Lichter vor einer stark spiegelnden Fensterscheibe hängen.
Die Reflexe erscheinen daher unscharf. Das hat nichts mit einer unkorrekten Fokuslage
zu tun.

Komavergleich

Canon 1,2/55:


crops, Ecke links, Rand oben, Ecke rechts:







Nikon 1,2/58:


crops, Ecke links, Rand oben, Ecke rechts:







Mitakon 0,95/50:


crops, Ecke links, Rand oben, Ecke rechts:







Canon 1,2/85:


crops, Ecke links, Rand oben, Ecke rechts:







Unschärfekreise:

Canon 1,2/55:


crops, Ecke rechts oben, Rand oben:





Nikon 1,2/58:


crops, Ecke rechts oben, Rand oben:





Mitakon 0,95/50:


crops, Ecke rechts oben, Rand oben:





Canon 1,2/85:


crops, Ecke rechts oben, Rand oben:





Fazit:

Das Nikon liefert in der Summe die Bilder mit dem geringsten Komafehler und den schönsten
Unschärfekreisen.
Das 55er Canon hat einen deutlich erkennbaren Komafehler, aber noch schöne Unschärfekreise.
Das Mitakon hat den deutlichsten Komafehler, aber dafür recht schöne Unschärfekreise.
Das 85er Canon hat einen recht geringen Komafehler, aber grauenhafte Unschärfekreise. Dies
ist wohl der lasergeschnittenen Asphäre zuzuschreiben.

Ich hoffe dass dieser doch sehr spezielle Vergleich für den Einen, oder Anderen von Nutzen ist.

LG Christian

[gladstone]

Hallo zusammen,

ich führe diesen Thread mit einem leicht geänderten Setup weiter.

Die Kandidaten sind diesmal:

Noct Nikkor 1,2/58
Canon Fd aspherical 1,2/55
Canon Fd L 1,2/50

Die Aufnahmen sind mit der Sony A7R II entstanden, das Wetter war mies, das Fokussieren trotz Lupe eine Qual...

Logischerweise sind alle Fotos bei Offenblende, also f/1,2 entstanden. Das Nikon erforderte ein wenig kürzere
Belichtungszeiten, so dass es wohl näher an die Lichtstärke von 1,2 hinkommt, als die beiden Canons.

#1,

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



Crops aus der Ecke links oben.

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



#2,

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



Crops von oberen Teil des Christbaumes

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



#3,

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



#4,

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



Crops, mit Fokus auf den vorderen Pfosten

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



#5,

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



Crops mit Fokus auf dem Kirchturm

Nikon:


Canon 55:


Canon 50:



Fazit: Alle Objektive besitzen eine optische Rechnung, basierend auf dem klassischen Doppel-Gauß Typ.
Von keinem der drei Kanditaten darf man sich heutzutage Wunder an hochauflösenden Sensoren erwarten.
Von der Schärfe und vom Kontrast finde ich das Canon Fd L 1,2/50 am besten. Das Nikon und das Canon
Fd aspherical 1,2/55 sind beide ein wenig duftiger, bieten aber einen hohe Auflösung in der Bildmitte.
Das Nikon bietet die schwächste Randschärfe, hat aber die beste Komakorrektion. Das ist kein Wunder, denn
darauf wurde es getrimmt. Die Unschärferinge sind beim Noct-Nikkor mit grossem Abstand am schönsten.

Als alter Nikonianer, der eine ganz emotionale Bindung zum Noct-Nikkor hat, kann ich keine abschließende
Wertung geben, die wirklich neutral ist.

Damit bleibt mir nur zu sagen, dass alle drei Objektive ihren ganz eigenen Charme und Charakter haben und
damit, wenn sie denn richtig eingesetzt werden auch ganz besondere Fotos entstehen.

LG, Christian

[CanRoda]

Super Vorstellung mit viel Mühe und Sachkenntnis gemacht aber eben auch mit aussergewöhnlichem Informationsgehalt. Das Nikon gefällt mir bestens und Auflösung ist eben nicht immer das ausschlaggebende Kriterium.
Grüße Ulrich

[Miles Teg]

Meine Güte, die Zwiebelringe des 1.2/85 mm sollte Canon an Burger King verkaufen...

[Bessamatic]

Ein stimmiger Vergleich, das Noct-Nikkor rendert in der Tat sehr gleichmässig dank der Komakorrektur. Bei f/1.2 ist aber auch der genaue Fokus entscheidend, der wirkt bei einigen Bildern nicht ganz gleich gesetzt. Aber ich mag mich da irren, die Erfahrung von meinen paar Bildern in der Sache lehrt, dass das recht fummelig ist und gerade im Winter mit klammen Fingern nichts für mal eben schnell.

Fazit: Alle Objektive besitzen eine optische Rechnung, basierend auf dem klassischen Doppel-Gauß Typ.
Von keinem der drei Kanditaten darf man sich heutzutage Wunder an hochauflösenden Sensoren erwarten.

Ich hatte ja mal gefragt, was aktuell in dieser Klasse so geht. Das Fazit war, dass nur wenige neue Rechnungen (z.B. Canon RF 1.2/50L oder Nikon Z 1.2/50 S) über ein Aufkochen der alten Rezepte hinausgehen und diese Objektive sind dann rechte Monster mit vielen Linsen, gross, schwer und teuer. Das muss man dann echt wollen (wobei ein Noct-Nikkor preislich auch wieder eine andere Nummer ist, wenn man es nicht vom Onkel netterweise übernehmen kann).

[gladstone]

Ein stimmiger Vergleich, das Noct-Nikkor rendert in der Tat sehr gleichmässig dank der Komakorrektur. Bei f/1.2 ist aber auch der genaue Fokus entscheidend, der wirkt bei einigen Bildern nicht ganz gleich gesetzt. Aber ich mag mich da irren, die Erfahrung von meinen paar Bildern in der Sache lehrt, dass das recht fummelig ist und gerade im Winter mit klammen Fingern nichts für mal eben schnell.

Das kann ich voll und ganz unterschreiben, auch die Sache mit dem exakten Fokus. Speziell das Fokussieren auf die kleinen Lichtpünktchen ist auch mit der Sucherlupe der A7 nicht so ganz ohne. Ich versuche mich an den Farblängsfehlern zu orientieren: Grün bedeutet, dass der Fokus zu weit nach hinten gerutscht ist, violett bedeutet, dass der Fokus zu weit im Nahbereich liegt. Das ganze kombiniert mit zunehmend klammen Fingern und schon ist der Fokus einen Hauch verrutscht. Aber ich werde sicher noch das eine, oder andere mal unterwegs sein, und es ist ja auch schon lange vor 21 Uhr dunkel...

Ich hatte ja mal gefragt, was aktuell in dieser Klasse so geht. Das Fazit war, dass nur wenige neue Rechnungen (z.B. Canon RF 1.2/50L oder Nikon Z 1.2/50 S) über ein Aufkochen der alten Rezepte hinausgehen und diese Objektive sind dann rechte Monster mit vielen Linsen, gross, schwer und teuer. Das muss man dann echt wollen (wobei ein Noct-Nikkor preislich auch wieder eine andere Nummer ist, wenn man es nicht vom Onkel netterweise übernehmen kann).

Auch das stimmt ganz genau. Ein Zeiss Otus 1,4/55 basiert zB auf dem Distagon Typ, eigentlich eine Rechnung für Weitwinkelobjektive. Dies geht leider einher mit zunehmeder Größe, zunehmendem Gewicht und viel mehr Linsen im Inneren. Das Leica Summilux SL 1,4/50 ist sogar noch größer und wuchtiger, schaut aber so aus, als ob eine gewisse Verwandschaft mit dem optischen Schema vom Otus besteht. Aber immerhin schlagen sich die klassischen doppel-Gauß Objektive wie zB die 6 linsigen 2/50er von Leitz (Summicron M) , oder von Zeiss (Zeiss ZM, Zeiss Loxia) sehr wacker und machen immer noch einen hervorragenden Job.

LG, Christian