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Weiter ging es mit noch größeren Softboxen von Big, ca. 40x40cm. Damit waren nun traumhafte Gradienten an runden Körpern möglich. Nebenbei bekam ich ein weiteres Problem der Makrofotografie mit Kunstlicht in den Griff: Abgesoffene Hintergründe. Mich hat es schon immer gestört, wenn bei einem Makro der Hintergrund schwarz ist. Durch die (für Makros) extrem großen Softboxen erreichte ich fast automatisch eine gute Ausleuchtung des noch im Bildfeld befindlichen Hintergrunds. Außerdem stellte sich heraus, dass ich nun häufig mit nur einer großen Lichtquelle auskam, da diese auch gut in die Schatten streut. Die Softbox ließ sich außerdem kompakt zusammenfalten und war daher gut transportabel.
Bildbeispiel: Arcyria cinerea, Beleuchtet mit einer großen Softbox (reichlich von der Seite). 5DMkII mit MP-E 65mm, ISO640, F5,6, ca. 4:1
Anhang 43157
Denn: Ein weiterer, für mich wichtiger Punkt ist die Mobilität des Setups. Ich möchte ja keine ausschließliche Studiofotografie betreiben, sondern in der Natur meine Motive suchen und auch dort, vor Ort, ablichten. Meine Motive in der Natur zu entfernen und ins heimische Studio zu bringen, ist nicht mein Ding. Den Grundsatz „Take nothing but photos, leave nothing but footprints“ versuche ich stets umzusetzen. Durch die Systemblitze ist es möglich, auf externe Spannungsquellen zu verzichten. Allerdings muss ich zugestehen, dass neben den bildentscheidenden Blitzen auch manchmal noch eine Dauerlichtquelle als Führungslicht für das Fokussieren notwendig ist – je nachdem, in welchem „Loch“ man sich gerade rumtreibt reicht das Tageslicht nicht aus, um über den optischen Sucher noch ausreichend zu sehen. Und je weiter man den Abbildungsmaßstab hoch dreht, um so dunkler wird’s im Sucher. Eine kleine Power-LED-Taschenlampe auf einem Ministativ tut da aber schon gute Dienste. Und bleibt dabei so dunkel im Gegensatz zu den Blitzen, dass sie nicht bildrelevant wird.
An geeigneten Blitzen habe ich eine Weile gesucht und bin über Canon schließlich beim Nissin Di866 gelandet, welcher eine gute Leistung bei kurzer Abbrenndauer bietet. Auf E-TTL etc. kam es mir dabei nie an, es wird ohnehin per Funkauslöser geblitzt und alles manuell eingestellt. Die Nissin sind inzwischen ein paar Jahre alt, funktionieren aber nach wie vor gut. Vermutlich gibt es aber heute bereits besseres, ich bin da nicht mehr auf dem Laufenden.
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Ein Problem mit den Softboxen stellte sich bei spiegelnden Objekten dar. Solche reflektierenden Oberflächen sind eine Herausforderung für jeden Beleuchter. Es ist eine hohe Kunst, hier die Lichtquellen „unsichtbar“ zu machen. Vielfach wird mit Lichtzelten gearbeitet, so wird die ganze Umgebung zur homogenen Lichtquelle. Für mich reichte es aber, einfach keine rechteckigen Lichtformer im Objekt gespiegelt zu sehen, wie hier zum Beispiel:
Bildbeispiel: Trichia Decipiens, Beleuchtung mit zwei unterschiedlichen rechteckigen Softboxen, 5DMkII mit MP-E 65mm F5,6, ISO 400, ca. 4:1
Anhang 43158
Erst habe ich mit Oktagon-Softboxen experimentiert – dann hat man aber eben Oktagon-Reflexionen. Auch nicht das wahre... Gut wurde es dann mit zwei Walimex-Beautydishes. Diese sind kreisrund. Der innere Reflektor musste aber weichen, sonst gab es diesen typischen Ring-Effekt. Stattdessen habe ich den Beautysdish mit weißem Stoff bespannt. Die Bespannung gibt es auch fertig zu kaufen, muss ich noch bestellen. Meine Lösung ist bisher etwas, ähm, improvisiert:
40cm Beautydish, stoffbespannt.
Anhang 43159
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Hier ein Setup "on Location", noch ohne Stoffbepannung:
Anhang 43160
Die nun verwendeten Beauty-Dishes von Walimex sind erst einmal zu empfehlen, allerdings ist die Aufnahme für Systemblitze sehr „billig“ verarbeitet. Schon die zweite Aufnahme ist bei mir dabei, sich in die Bestandteile zu zerlegen. Ein Dauerärgernis. Reparatur zwecklos, zumindest mit meinen bescheidenen Mitteln. Ich tape wie eine Weltmeister, wenn wieder was abzufallen droht :) Zum Glück ist mir bis jetzt noch keine Beleuchtung ins Motiv gefallen...
Noch größere Lichtflächen bringen meiner Meinung nach nichts mehr. Denn man kommt damit ja nicht weiter „vor“ das Motiv – irgendwo muss ja auch noch die Kamera und der Kopf des Fotografen hin. Das ist so schon immer alles sehr dicht beieinander. Natürlich könnte man riesige Lichtflächen „hinter“ dem Fotografen platzieren. Die müssten dann aber vermutlich schon mit einem Kompaktblitz betrieben werden, was dann einen Generator bzw. Akkupack für Netzspannung erforderlich macht. Das wird nicht einfach transportabel, geht massiv ins Geld und läuft insgesamt total aus dem Ruder.
Diese „Evolution“ ist noch nicht am Ende angekommen, wenngleich ich damit schon einen hohen Grad erreicht zu haben glaube. Interessant wird ggf. die Umstellung der Arbeitsweise weg vom optischen Sucher. In wieweit das praxistauglich funktioniert. Es droht ja zumindest für die Zukunft bei Canon keine Wechselmattscheibe mehr zu geben. Bei der 5DMkII bin ich mit der e-gs ja sehr gut gefahren. Weiter würde mich interessieren, wie ich den Blitzpunkt noch etwas besser aus dem Beautydish bekommen kann. So dass es ein möglichst homogenes Licht ist, in dem man den Blitz dahinter nicht mehr erkennt. Ich fürchte fast, dass wird sehr, sehr schwierig und stark auf Kosten der Lichtausbeute gehen. Ich überlege derzeit, den runden Einsatz in den Beautydish wieder einzubauen, ihn aber vorher mit der Bohrmaschine mal etwas zu perforieren. Was meint ihr, bringt das was oder kann ich mir das gleich sparen? Alternativ würde ich mal mit einem opaken Plastikeinsatz mein Glück versuchen (runde Tupperdose)... Weiter erscheint das Thema Stacking auch auf meiner Landkarte, wenngleich ich ungern noch mehr Zeit am Rechner verbringen will, sondern lieber dann draußen beim Fotografieren bin. Aber manche Motive erfordern einfach mehr Tiefenschärfe, als mit einer einzigen Aufnahme möglich ist. Dann schleppe ich aber noch ein Kamerastativ und eine Makroschiene mit und bin nicht mehr so flexibel wie bisher. Denn jetzt geht ja nach Lichtaufbau alles aus der Hand, was ich als großen Vorteil für diverse schnelle Blickwinkelveränderungen halte. Und nach Lichtaufbau habe ich auch einen gewissen „Range“, den ich nutzen kann. Wenn z.B. ein Insekt auftaucht, kann ich da schnell reagieren.
Mein Fazit: Das Licht macht das Bild. Es braucht kein MP-E für gute Makroaufnahmen jenseits von 1:1. Ich bin sicher, auch mit anderen Optiken ähnliche Ergebnisse erzielen zu können. Zum Beispiel mit dem gerade von Henry getesteten Zuiko-Makrokopf. Das MP-E bietet aber sicher einige Vorteile in der Handhabung.
So, jetzt habe ich euch aber arg zugetextet. :lol: Was so dabei rauskommt, wenn man Urlaub hat und draußen nichts geht zwecks Regen und Sturm.
Zum Schluss noch ein Bild (bereits in der Galerie gezeigt), wo das Licht für mich eigentlich fast perfekt geworden ist. Zum Einsatz kamen zwei stoffbespannte 40er Beautydishes. Trichia varia, 5DMkII mit MP-E 65mm, F8, ISO 800, ca. 3:1.
Anhang 43161
LG,
Heino
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Ich weiß zwar nicht, dass der Abbildungsmaßstab bei diesen Bilder größer 1:1 ist, aber ich habe bei ähnlich tollem Wetter einmal mit einer 10dpt Vorsatzlinse herumexperimentiert und die Bilder in Photoshop per Focusstacking zusammenrechnen lassen (Bin mir aber jetzt nicht mehr sicher, ob beide Bilder mit der Vorsatzlinse entstanden sind). Es funktioniert in den scharfen Bildbereichen, wenn ausreichend Kontraste vorhanden sind, relativ gut. Im Bokeh kommen aber merkwürdige Struturen zustande. Wenn man das verbessern möchte, kann man da mit dem Pinsel in der Ebenenmaske das per Hand noch korrigieren. Damit kann man aber viel Zeit verbringen.
Schraube M8 mit Sigma 3.5-6.3/18-250 DC Macro OS HSM (16Bilder) - Richtung Schraubenkopf "vermatscht" es das Gewinde. Hier hätte ich wohl eine bessere Beleuchtung gebraucht bzw. noch mehr Einzelbilder machen müssen.
Anhang 43172
Zweig "mit Bewuchs" mit Canon EF 2.8/40 (23Bilder) - Hier sieht man, wie die Software beim Bokeh zu kämpfen hat:
Anhang 43173
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Abbildungsmaßstäbe über 1:1 via Macro Focusing Teleconverter
Ich möchte noch eine Möglichkeit vorstellen zu großen Abbildungsmaßstäben zu kommen. Seit Beginn meiner DSLR-Fotografie Anfang der 80er Jahre begleitet mich
ein Macro Focusing Teleconverter (im folgenden: "MFTC"). Ich benutze ihn bis heute an der Sony A7 - meist in Verbindung mit einem Normalobjektiv.
Weil vielleicht heute nicht mehr alle wissen, was ein MFTC ist eine kurze Erläuterung. Nicht jeder konnte sich im Vergangenen Jahrhundert ein gutes Makro-Objektiv leisten.
Wirklich gute waren recht teuer. Man hat sich deshalb gerne mit Zwischenringen und Objektiven in Retrostellung unter Verwendung eines vorhandenen Objektives genommen.
Eine weitere Möglichkeit war der Einsatz eines MFTC. Das ist typischerweise ein 2xTelekonverter mit einem zusätzlichen langen Heliocoid Auszug. Der TC ist speziell für die
Bedürfnisse im Nahbereich gerechnet und auf die Verwendung mit einem 50 mm Normalobjektiv ausgelegt. Enstsprechen ist am Entfernungsdrehring des Helicoid-Auszugs eine
Abbildungsmaßstabs-Einstellung, die typischerweise von 1:20 bis 1:1 reicht angebracht.
Mein MTFC, den ich nun schon gut 30 Jahre im Einsatz habe, ist ein Vivitar 2x Macro Focusing Teleconverter MC. Ich habe ihn vorrangig in Verbindung mit dem Zeiss Planar 1.4/50
für Contax im Einsatz. In der Kombination ergibt sich ein 2.8/100mm Macro-Objetiv. Hier habe ich die Kombi an der Sony A7 mit einem ausgezeichneteten dedizierten Makro-Objektiv
das ich ebenso lange und auch an der A7 im Einsatz habe, verglichen.
Links: Vivitar 2x Macro Focusing TC MC + Zeiss Planar 1.4/50, Rechts Tokina AT-X 2.5/90 Macro MC ("Bokina"):
Anhang 43174
Wie gesagt ist die Verwendung eines Normalobjektivs der Normalfall. Man kann einen MFTC auch beispielsweise mit einem Planar 1.4/85mm kombinieren und erhält dann in der
Kombination ein langes Makroobjektiv (2.8/170) mit Abbildungsmaßstab bis 1:2 etwa.
Da digitael Einzelbilder nichts mehr kosten, habe ich im vergangenen Urlaub etwas experimentiert, was denn passiert, wenn man statt eines Normalobjektivs ein Weitwinkelobjektiv
verwendet. Ausprobiert habe ich ein Super Paragon 2.8/28 MC - mein kürzestes Objektiv für Contax. Ich nehme es vorweg: man erhält ein Makro-Objektiv mit maximal knapp zweifacher
Vergrößerung.
Hier eine Aufnahme aus dem letzten Sommer (nebenbei beim Kaffee-Trinken auf der Frauenalpe):
Anhang 43175
Und hier noch eine von gerade eben mit größerem Abbildungsmaßstab für diesen Thread:
Anhang 43176
In Verbindung mit Zwischenringen dürfte sich der Abbildungsmaßsstab weiter erhöhen lassen. Ich habe es noch nicht probiert. Der Arbeitsabstand ist aber auch ohne schon sehr kurz
und die Ausleuchtung des Motivs kann sich schon etwas kniffelig gestalten. Weil die Schärfentiefe sehr sehr gering ist, ist auch das Einrichten des Bildausschnittes und das Scharfstellen
ohne spezielle Hilfsmittel nicht trivial. Ich habe mir heute mal mit dem Novoflex Castel Q einen hochwertigen Makroschlitten bestellt. Der wird die Angelegenheit vereinfachen.
Beste Grüße
ro
P.S. Bild 1 ist eine Musik-Spieldose von Ruge, Switzerland. Wer die Motive der letzten beiden Bilder errät, hat sie gewonnen und kann sie bei mir abholen :yes: