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Es wurden doch 12 Versuche ... und vorab ... ich habe bezüglich Randunschärfe was dazugelernt. Früher war mir dies gar nicht so bewusst. Meine eigenen Tests mit diversen Objektiven (Prakticare, Pentax-M ...) haben mir heute gezeigt, dass fast alle meine Objektive eine gewisse Randunschärfe haben, manche weniger, manche mehr, manche fast keine. Erkennen konnte ich dies anhand von Rand-Crops aus Aufnahmen mit OO. Auf jeden Fall wird dies in Zukunft ein Aspekt sein, den ich bei Begutachtung eines neuen Objektivs berücksichtigen werde.
Zu den Ergebnissen mit dem CZJ Prakticar 2.4 / 28 mm MC:
Mein größtes Anliegen, dass Unendlich wieder auf OO und nicht bei 3m des Fokusrings liegt, konnte ich erfolgreich realisieren. Aufgrund des Hinweises von barney bin ich meiner Vermutung nachgegangen, dass der Haupt-Schneckengang neu zu justieren sei. Es war ein wenig diffizil, da die entscheidenden Abstände der Verschiebungen / Justierungen am Ende nur noch 0,5 mm betrugen. Aber der Aufwand hat sich zumindest in diesem Punkt gelohnt.
Zusätzlich konnte ich die Randunschärfe mildern. Meine Hoffnung aber, die Randobjekte genauso scharf wie die Zentrum-Objekte zu bekommen, hat sich leider nicht erfüllt. Angeblich könne ich mir das abschminken ... trotzdem ist es besser geworden und meine Bemühungen haben sich auch in diesem Punkt gelohnt.
Bilder vom zerlegten Prakticar liefere ich am Wochenende nach.
Gruß, Rick
Gesamtbild:
Sony A7RII, F8, ISO 100, 1/640, AWB = Wolken, verkleinert mit IrfanView 900 x 600 90% JPEG
Anhang 79788
Crop Center: 900 x 600, 90% JPEG
Anhang 79789
Crop Rand: 900 x 600, 90% JPEG, nicht perfekt, aber wesentlich besser als auf Bild #6 in Beitrag #1
Anhang 79790
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Noch ein paar Bilder mit dem justierten Objektiv:
#1 Abstand ca. 50 cm
Anhang 79791
#2 Abstand 19 cm
Anhang 79792
#3
Anhang 79793
#4 Crop aus Bild #3
Anhang 79794
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Anleitung CZJ Prakticar 2.4 50 mm MC – Justierung OO
Diese Anleitung ist für erfahrene Objektiv-Bastler mit sehr viel Geduld gedacht. Allerdings bietet diese Anleitung auch einen Einblick in den Floating Mechanismus des Objektivs. Blende und Blendenring sind Standard für Carl Zeiss Jena Prakticare und werden daher hier nicht behandelt. Falls ich unabsichtlich falsche Begriffe verwende, bitte ich um entsprechende Hinweise, danke.
Das Objekt der Begierde
Anhang 79818
Verwendete Abkürzung:
FE = Floating Element / vorderer beweglicher Linsenblock
Voraussetzungen
• Kamera mit digitaler Lupe und Anzeige des Schärfebereichs (z.B. Sony A7, …)
• Adapter mit EXAKTEM Auflagemaß (für PB-EM 26,40 mm, Toleranz ca. 0,02 mm)
• Saubere, weiche Unterlage
• Schlitz-Schraubendreher und Objektivschlüssel
• Besonders viel Geduld
Anhang 79819
Zum Einstieg ein Überblick über die wichtigsten inneren Bestandteile:
• Weiß = hinterer Linsenblock
• Grün = gegenläufiges Haupt-Schneckengewinde mit fest verbundenem Führungsring
• Gelb = Kontermutter / -Ring für das Haupt-Schneckengewinde
• Pink = Schacht für Führungsschienen
• Blau = gegenläufiges Schneckengewinde des FE, sitzt im Bild in der Fassung
• Rot = Vorderes metrisches Gewinde für Führungsring, Konterring und Frontring
• Schwarz = Markierung mit Edding für ursprüngliche Position des Schneckengewinde-Rings in Bezug zum Führungsschacht
Anhang 79820
Von links nach rechts:
• Führungsblock (sitzt auf Stift innen am Fokusring)
• Führungsring mit Führungsschiene
• Kontermutter / -Ring für den Führungsring
Anhang 79821
Das FE ist mit seinem hinteren gegenläufigen Schneckengewinde mit dem hinteren Linsenblock und der dazwischen sitzenden Blende verbunden. Auf dem oberen (vorderen) metrischen Gewinde des FE sitzt sowohl der Frontring als auch der Führungsring, der an seiner Seite eine Führungsschiene für den Führungsblock besitzt. Der Führungsblock sitzt auf einem innen am Fokusring befestigten Stift. Der Führungsring ist von oben mit einem Konterring am Gewinde des FE gesichert. Damit ist der Führungsring fest mit dem FE verbunden. Der Konterring ist zusätzlich mit 3 Schrauben mit dem Führungsring verbunden.
Dreht man nun den Fokusring, dann wird das FE über den Führungsblock in seinem Schneckengewinde um seine eigene Achse gedreht.
De-Assemblierung
Für die nächsten Schritte ist es erforderlich, das Objektiv vorher in die Nahbereichsposition zu stellen. Nach Lösen der Madenschraube lässt sich der Frontring vom oberen/vorderen Gewinde des FE gegen den Uhrzeigersinn abschrauben. Der Gravur-Ring kann zwar aus dem Frontring heraus geschraubt werden, muss aber nicht entfernt werden.
Anhang 79822
Anhang 79823
Nachdem die 3 Schrauben des Konterrings gelöst und entfernt wurden, lässt sich der Konterring mit einem Objektivschlüssel lösen und komplett vom vorderen Gewinde des FE abschrauben. Da der Führungsring nun nicht mehr per Konterring mit dem FE fest verbunden ist, sollte darauf geachtet werden, dass sich die Position des FE beim Abschrauben des Konterrings nicht verändert.
Da ich von diesem Zustand kein Bild habe, hier ein anderes Bild, das im vorherigen Zustand den Sitz des Führungsblocks zeigt. Bei genauem Hinsehen sieht man auch rechts vom Führungsblock den Stift am Fokusring, auf dem der Führungsblock sitzt.
Anhang 79824
Nun wird von Hand oder mit einem Objektivschlüssel das FE 2x im Uhrzeigersinn gedreht (das FE dreht sich wegen des gegenläufigen Schneckengewindes nach vorne), bis der Führungsblock aus seiner Führung „fällt“. Jetzt kann der Führungsring gegen den Uhrzeigersinn vom FE abgeschraubt werden. Auch hier unbedingt darauf achten, dass sich die Position des FE nicht verändert. Nachdem der Führungsring abgeschraubt wurde, sollte geprüft werden, ob der Führungsblock fest auf seinem Stift am Fokusring sitzt. Wenn nicht, dann sollte der Führungsblock unbedingt herausgenommen und wie die Schrauben gesichert aufbewahrt werden.
Anschließend wird das FE mit 2 Umdrehungen gegen den Uhrzeigersinn wieder in seine ursprüngliche Position gedreht. Zum Schluss wird noch der Fokusring wieder in seine OO Position gedreht, wobei das FE von Hand mitzuführen ist, da ja die Führung entfernt wurde.
Nun kann das Objektiv an einer Kamera mit digitaler Lupe und Messung der Schärfentiefe getestet werden, indem man das Objektiv an die Kamera anschließt und das FE von Hand dreht. Neben der Mittenschärfe sollte man auch die Randschärfe überprüfen. Sie sollte nicht außergewöhnlich abfallen, was aber sicherlich subjektiv ist. Bei OO mit über 40m entfernten Objekten ist bei Offenblende F2.4 keine besonders gute Randschärfe zu erwarten, ab F4 sollte es aber schon besser werden. F8 sollte eine akzeptable Randschärfe bringen. Erreicht man bei OO keine akzeptable Einstellung des FE, kann man den Fokusring auch mal leicht (z.B. auf 3m) zurückdrehen und erneut mit dem FE eine Justierung versuchen. Ist man dabei erfolgreich, bedeutet dies, dass der Schneckengewinde-Ring versetzt werden muss. Es liegt in diesem Fall an der Vorstellungskraft des Betrachters, in welcher Richtung der Schneckengewinde-Ring gedreht werden muss.
Außerdem gibt ein solcher Test einem ein Gefühl, wie das Objektiv tickt. Es macht nichts, wenn die Linse dabei von der Hand ein wenig fettig wird, das kann man später wieder sauber machen. Aber man sollte auf keinen Fall den Fokusring drehen!
Kommt man in Position OO des Fokusrings zu einer akzeptablen Justierung, dann kann man ab Einbau Führungsring für Floating Element fortfahren.
Zu diesem Zustand muss man zurückkommen, wenn man in einem weiteren Schritt zuerst das Haupt-Schneckengewinde und erst dann das FE justieren will. Dieser weitere Schritt war in meinem Fall erforderlich, da Unendlich mit starker Randunschärfe bereits bei 3m auf dem Fokusring erreicht wurde.
Um nun an das wesentlich steilere Haupt-Schneckengewinde heranzukommen, muss der gesamte Linsenblock inkl. Blende nach hinten aus dem Fokusring herausgeschraubt werden.
Vorgehensweise
Tipp vorab: Um das Objektiv auf die Front stellen zu können, schraubt man einfach den Frontring mit 1 Umdrehung auf das FE, allerdings ohne das FE zu verstellen. Dazu muss das Gewinde des Frontrings sehr leichtgängig sein. Der Frontring schützt außerdem die Frontlinse.
Zuerst löst man auf der Objektivrückseite die Plastikführung mit den beiden Schrauben und nimmt diese ab. Danach löst man die 3 Schrauben des Blendenrings / Auflagerings und nimmt diesen vorsichtig ab, ohne den Blendenstift zu verbiegen oder gar abzubrechen.
Die durchsichtigen Führungslöcher am Blendenring zeigen, welche Schrauben zu lösen sind.
Anhang 79825
Der Fokus sollte immer noch auf OO stehen. Wenn nicht dann spätestens jetzt! Zuerst macht man sich mit dem Schraubendreher vorsichtig eine Kratzer-Markierung an einem der Führungsstifte über a) den Führungsstift selbst, b) den Beschriftungsring mit der Schärfentiefe-Skala und c) über die Blende. Damit weiß man später, welche Komponenten in welcher Position zusammen gehören.
Anhang 79826
Anhang 79827
Dann werden die 4 Schrauben der Führungsstifte heraus geschraubt und die Führungsstifte heraus genommen.
Anhang 79828
Anschließend wird der Begrenzungsstift für den Fokusring etwas gelöst. Er muss nicht unbedingt entfernt werden.
Anhang 79829
Zuerst sollte man den Beschriftungsring mit der Schärfentiefe-Skala im Uhrzeigersinn bis zum Anschlag drehen, um festzustellen, ob der Ring noch eine Drehung Spiel hat oder er sich bereits in seiner letzten Drehung in Arbeitsstellung befindet. Danach kann man den Beschriftungsring mit der Schärfentiefe-Skala gegen den Uhrzeigersinn vom Fokusring abschrauben.
Jetzt fasst man das Objektiv am hinteren Linsenblock und schraubt den temporär als Objektivständer genutzten Frontring mit der linken Hand wieder ab, wieder ohne das FE zu drehen.
Jetzt kann man – den hinteren Linsenblock in der rechten Hand fassend – beide Linsenblöcke im Uhrzeigersinn von dem – in der linken Hand haltenden – Fokusring im Uhrzeigersinn abschrauben und es kommt der am Linsenblock mit einem Konterring gesicherte Schneckengewinde-Ring zum Vorschein. Um sich merken, wo sich das Gewinde voneinander trennt, kann man den Blendenstift leicht mit dem Daumen auf Offenblende halten und sich die Position des Hebels bei auseinanderfallen am Fokusring merken.
Anhang 79830
Ab jetzt heißt es TRY & ERROR und VORSICHT. Es gibt keine Regel, keinen Hinweis, auf welche Position der Schneckengewinde-Ring gestellt werden muss. Auf jeden Fall sollte man sich mit einem Edding vor Lösen des Konterrings die Position der beiden Führungen der abgenommen Führungsstifte am Schneckengewinde-Ring markieren. Im nachstehenden Bild sieht man unten undeutlich meine Markierung am Schneckengewinde (schwarzer Strich), die die Position des Schneckengewinde-Rings in Bezug zum Führungsschacht VOR meiner Justierung zeigt.
Anhang 79820
Der Konterring kann gelöst werden indem man das Objektiv auf den hinteren Linsenblock stellt, den Schneckengewinde-Ring festhält und mit einem Objektivschlüssel in der anderen Hand den Konterring löst. Sollte sich der Konterring nicht lösen lassen, dann hilft eventuell ein Wattestäbchen mit Acetone. Aber Vorsicht ... nichts in die Blende laufen lassen.
Ich empfehle, den Schneckengewinde-Ring bei jedem Versuch anfänglich um 1 mm und dann um 0,5 mm zu versetzen.
Ab jetzt geht es zurück …
1. Konterring festziehen
2. Schneckengewinde einfädeln gegen den Uhrzeigersinn / Blendenstift als Orientierung mit Daumen halten - KEINE GEWALT !
3. Beschriftungsring mit der Schärfentiefe-Skala aufschrauben
4. Frontring temporär mit 1 Umdrehung aufschrauben (um Objektiv auf Front zu stellen)
5. Führungsstifte bei Position OO einsetzen und festschrauben
6. Begrenzungsstift für Fokusring festziehen
7. Blendenstift in Führung einsetzen und Blendenring mit Auflagering aufsetzen und festziehen
8. Frontring wieder abnehmen
Nun kann das Objektiv wieder an der Kamera mit digitaler Lupe und angezeigter Schärfentiefe getestet werden, indem man das FE von Hand justiert. Einzelheiten zum Test habe ich bereits weiter oben beschrieben.
Wenn man keine zufriedenstellende Justierung findet, dann das Ganze halt nochmal. Ich habe insgesamt 12 Versuche benötigt, jeweils ca. 30 Minuten.
Bei jedoch erfolgreicher Justierung sollte man sich die Position des FE unbedingt merken, da das FE nach Einsetzen von Führungsring und Führungsblock erneut justiert werden muss. Kennt man die Justierte Position bereits, erleichtert dies nach Einsetzen des Führungsrings für das FE bei der späteren erneuten Justierung.
Einbau Führungsring für Floating Element
Nach erfolgreicher Test-Justierung muss der Fokus wieder auf Nahbereich gestellt werden, damit man den Führungsring wieder einsetzen und mit dem Führungsblock verbinden kann. Dabei ist darauf zu achten, dass bei Drehung des Fokusrings das FE auf jeden Fall mit gedreht wird. Falls der Führungsblock bei der Zerlegung herausgenommen wurde, muss er mit einer Spitz-Pinzette wieder auf seinen Stift gesetzt werden.
Danach wird das FE von Hand 1 Umdrehung im Uhrzeigersinn nach vorne geschraubt und dann der Führungsring wieder auf das FE aufgeschraubt werden, bis seine Führungsschiene gegen den Führungsblock stößt. Dann wird der Führungsring zurückgeschraubt, bis seine Führungsschiene genau über dem Führungsblock steht. Nun wird das FE gegen den Uhrzeigersinn wieder 1 Umdrehung eingeschraubt, wobei man mit einem Schraubendreher verhindert, dass sich der Führungsring mit dem FE dreht. Erreicht die Führungsschiene durch das Eindrehen des FE den Führungsblock, kann das Einfädeln mehrere Versuche erfordern. Es ist wie beim Einfädeln des Schneckengewindes manchmal Fummel-Arbeit.
Sitzt der Führungsblock in seiner Führungsschiene, dann muss wieder auf OO gestellt werden, dabei das FE wieder unbedingt mit drehen. Der Führungsblock darf nicht über dem Führungsring herausstehen, ansonsten der Konterring bei der Fokussierung im Weg stehen wird. In Position OO kann nun das FE erneut, diesmal aber final justiert werden. Anschließend wird der Konterring aufgesetzt … und den Rest findet man schon selbst ...
Falls es jemand wirklich mal versuchen sollte ... viel Glück und viel Erfolg !
Gruß Rick