Icarex Distagon f4/25

Nun habe ich endlich "mein" Distagon.

Die Icarex hatte ich 1974 samt Ultron zur Konfirmation bekommen (meine Familie hat sich von dem Verkäufer einwickeln lassen)

Nach und nach kam die eine oder andere Scherbe dazu. Genaugenommen fast alle. Und jetzt eben endlich das Distagon f4/25mm. Gefunden in Polen und der Verkäufer gab offen zu, dass es einen massiven Frontschaden hat. Bekloppt wie ich bin, habe ich trotzdem 380€ ausgegeben. und es sah tatsächlich katastrophal aus:

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Aber ich hatte hier von Dr. Prenzel in Görlitz gelesen. Er hat sich darum gekümmert und für 140,- € plus MwSt. bekam ich es so zurück:

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Meine Frau fragte mich: "Hast Du sie noch alle?" - und ich konnte antworten: "Ja Liebes, jetzt hab ich sie endlich alle!"

Ein paar erste Bilder kommen gleich.

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Es ranken sich ja einige Geschichten um das Icarex Distagon. Es sollte vielleicht die Icarex retten, aber das "Aus" kam schneller. Vielleicht war es auch für die SL 706 geplant. Ich weiß es nicht.

Manchmal liest man, es gäbe nur 20 Stück davon. Das soll angeblich im "Voigtländer Report 2" stehen. Ich habe dieses Buch (noch) nicht - vielleicht hat es jemand und kann nachschauen? Aber an der Zahl habe ich ernste Zweifel, denn dafür begegnete es mir zu oft (einmal im Jahr) auf Ebay. Nun hatte ich es und wollte es wissen: Ich suchte Bilder von der Scherbe auf Google, fand tatsächlich 13 Stück, und schrieb mir die Seriennummern auf. Die liegen alle im Bereich von 7417319 bis 7418264, was auf eine Anzahl von 1000 Stück hindeuten würde. Das erscheint mir aber ziemlich viel.

Weiß jemand von Euch mehr? Oder gibt es überhaupt mehr Informationen? Es gab das Distagon ja auch für die Contarex: Sind die verwandt? (Bei der Namensgebung bin ich bei Zeiss immer ziemlich skeptisch!) Und ist es noch das gleiche Objektiv, das dann später für die Rollei verkauft wurde? Übrigens habe ich das Ding nie in einer Preisliste gesehen - wurde es überhaupt aktiv verkauft?

Es gibt wirklich ziemlich wenig belastbare Informationen - ich würde mich über "Nachhilfe" sehr freuen.

Zitat:

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Zitat von ntech

Aber ich hatte hier von Dr. Prenzel in Görlitz gelesen. Er hat sich darum gekümmert und für 140,- € plus MwSt. bekam ich es so zurück

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Du hast das ganze Objektiv hingeschickt und als Ganzes zurück erhalten?
Wow!
Ich dachte, man kann ihm nur die einzelnen Linsen schicken.

Prochnow erwähnt es auf Seite 20-525 und schreibt "konstruiert und ein einer Kleinserie gefertigt". "Die Rechnung dieses Distagons wurde sonst nur noch für die Contaflex 126 angewendet."

Bei anderen Gelegenheiten wird gerne mal darauf hingewiesen, daß Zeiss erst am Stückzahl X geruht, etwas zu tun, wobei "X" dann mal als 500 oder als 1000 angegeben wird. Wobei dann das Hologon 8/15 zur Leica M eher knapp darunter zu schrammen scheint (gesichtete Nummern reichen bei mir für 435 Stück).

EXPERTEN!

Anhang 152816

Das recht seltene Duonar (knapp über 1000 Stück) und Magnar (knapp unter 1000 Stück) zur Rolleiflex passen zu der These. Auch das Distagon 3,5/15 mit Rollei QBM ist "recht selten", da gab es ein paar in Metallfassung (576.... Nummern) zur SL 35 und später dann gummiarmiert mindestens 6753684 bis 6753781 (knappe 100 Stück) - dazu eine handvoll für Contarex und wer weiß, wieviele für Yashica?

Beim Mirotar 5,6/1000 und Tele-Tessar 8/1000 (zur SL 66 und "diversen" Anschlüssen) sieht man noch weniger und ich weiß nicht, ob Zeiss "hausintern" andere Regeln hatte als gegenüber "Fremden" (wie eben Rollei / Franke&Heidecke).

Das Distagon zur Contarex -Rollei QBM - Yashica war dann ein 2,8/25. "Verwandt" waren die mit dem 4,0er sicher entfernt über die Retrofokusbauweise (daher der Name "Distagon").

Sorry, echte Substanz kann ich in dieser Frage nicht bieten.

@Waldbeutler

Ja, ich habe ihm das Bild des Objektivs zugeschickt und ihn gefragt, ob da was zu retten wäre. Er meinte, ich soll ihm das Objektiv gern schicken.

Und schließlich wirbt er auf seiner Homepage mit "Objektivrestaurierung".

Und ich finde: Der Mann ist klasse!

@Jan Böttcher

Trotzdem ganz herzlichen Dank!

In dem bewussten Buch steht also nichts von den berühmten 20 Stück? Nur "Kleinserie"? Ich kann mir schon vorstellen, dass 1000 Stück für eine Firma wie Zeiss eine Kleinserie sind, vielleicht musste man die Produktion auch wegen "ordre de mufti" vorzeitig abbrechen.

Das Distagon für die Contarex 126 sieht ein bisschen anders aus - da gibt es ja keinen Blendering. aber das ist ja schon ein Hinweis, dass das Objektiv "so" nicht anderweitig verbaut wurde!
Bei Rollei gab es anfangs auch noch einige Objektive, die dieses typische "icarexige" Design hatten nur mit weniger Chrom.

Ich bleibe aber jedenfalls dran - jetzt bin ich neugierig!

Ich müßte das Buch nochmal komplett durcharbeiten um sicher zu sein, daß nirgends eine Stückzahl erwähnt wird ;-)

Wenn man sich Bilder oder Videos aus der Objektivfertigung anguckt, dann sind da immer etliche gleichartige Linsen auf ein Dingsbums montiert (gepecht) und die bekommen alle die gleiche Form. Über die Größe der Maschine ergibt sich die Größe des bearbeitbaren Dingsbums und darauf ergibt sich aus Größe und gewünschtem Radius der Linsen die mögliche Zahl der Linsen pro Dingsbums.

Dazu braucht man dann Prüfkörper um die Linsenradien nachzumessen / zu prüfen (über die Newtonschen Ringe recht präzise) und man hat immer die Einrichtzeiten für die Maschinen. Für Prototypen macht man dann sicher in einer separaten Werkstatt sehr geringe Stückzahlen (bei Zeiss dann gerne mit einer "V 00..." Nummer oder aus dem 25...... Sondernummernblock). Dazu dann Fassungen, im Normalfall wohl auch auf einem Automaten gedreht und nicht in Einzelanfertigung "von Hand" gedreht (und eloxiert / verchromt / ...).

Im Zweifelsfall könnte man auch einfach mal direkt nett in Oberkochen anfragen. Je dümmer die Frage, desto interessanter die Antwort.

Nee, bitte nicht alles durcharbeiten. Ich dachte das ist konkret irgendwo in einer Liste.

Dan "Nachfragen" wird schwierig Zeiss hat das Distagon nie gebaut, das war Voigtländer. Und Voigtländer gibt es ja nicht mehr so wirklich, und die haben alles an Rollei übergeben.

Aber ich werde es versuchen.

Zitat:

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Zitat von ntech

Der Mann ist klasse!

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Sicherlich.
Ich kenne es bisher nur so, dass er komplette Objektive zu einem in der Nähe befindlichen Fotogerätereparaturbetrieb (ist bekannt, der Name fällt mir gerade nur nicht ein) schickt, welcher die zu restaurierenden Linsen ausbaut und nach der Restaurierung die Objektive wieder zusammenbaut.

Das ist natürlich möglich, dass er da einen Subunternehmer hat. Aber letztendlich war ich super zufrieden, auch am Preis konnte ich nicht meckern.

Ich selbst hätte das Teil auch für sehr viel Geld nicht auseinandernehme wollen!

Mich begeistern einfach Leute, die ein exotisches Handwerk perfekt beherrschen und trotzdem auf dem Teppich bleiben.

Zitat:

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Zitat von waldbeutler

Sicherlich.
Ich kenne es bisher nur so, dass er komplette Objektive zu einem in der Nähe befindlichen Fotogerätereparaturbetrieb (ist bekannt, der Name fällt mir gerade nur nicht ein) schickt, welcher die zu restaurierenden Linsen ausbaut und nach der Restaurierung die Objektive wieder zusammenbaut.

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Eine der obersten Stufen von "super gut sein" ist, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren ;-)

Hallo ntech,

eine Bitte: Egal wie selten dieses Icarex Distagon 4/25mm jetzt ist, es ist jedenfalls selten und selbst die großen Sammler im Forum hier haben wahrscheinlich keins (korrigiert mich, wenn es anders ist).
Daher wäre ein einigermaßen systematischer Testbericht mit Blendenreihen zur Schärfe, zum Gegenlichtverhalten (das ist ein Weitwinkel !), zur Verzeichnung, zu den CA etc. richtig toll. Das ist kein Hexenwerk, mit ein bisschen Zeit geht das schon (nur haben müsste man die). Schau mal was z.B. die Forumsmitglieder Namenloser oder Alsatien da so gemacht haben.
Ich glaube, das würde viele Leute hier interessieren.

Und nebenbei OT: Hast Du die Icarex noch ? Wenn ja, funktioniert sie noch ? Benutzt Du sie noch ?

Gruß Matthias

Das will ich gerne tun, so gut ich kann. Ich schau mir mal ein paar gelobte Beispiele an.

Ich habe die Icarex noch. Sie löst auch aus, ob allerdings die Zeiten noch stimmen, ist nach so vielen Jahren fraglich. Dem Belichtungsmesser feht natürlich die Quecksilber-Batterie. Ich benutze sie nicht mehr, aber die Lust steigt, mal wieder einen Schwarzweiß-Film einzulegen.

Hallo zusammen,


erst mal vielen Dank dafür, dass Du weder Zeit, Geld, noch Mühen gescheut hast, ein rares Stück Objektivbaukunst
wieder funktionstüchtig machen zu lassen.

Dr. Prenzel ist mir ja bestens bekannt und hat bereits mehrere Linsenoberflächen für alte, angegriffene Altgläser aus
meinem Fundus poliert und neu vergütet. Auch die Kunst des Verkittens beherscht er (sogar wenn es sich um ein
Triplett handelt).

Die Ergebnisse konnten sich stets sehen lassen und gaben mir das gute Gefühl ein schönes Objektiv vor dem Schredder
gerettet zu haben.

Ich möchte mich Matthias anschließen und würde mich ebenfalls über eine Vorstellung dieses sehr schönen Objektives
freuen.


Vielen Dank schon mal und viele Grüße,
Christian

Die Bitte um eine Vorstellung hinterließ mich etwas ratlos: Wie soll ich etwas vorstellen, von dem ich so gut wie nichts weiß?

Dieses Weitwinkel war das letzte Objektiv, das für die Icarex gebaut wurde. Ich habe es in keiner Preisliste gefunden, ich kann also nicht sagen, ob es überhaupt noch aktiv vermarktet wurde. An Informationen findet man im Internet so gut wie nichts. Bei Zeiss Historia" liest man: "At the time [1971] nobody really felt responsible". Immer mal wieder taucht die Behauptung auf, es gäbe nur 20 Stück davon (Voigtländer Report 2). Das ist zu bezweifeln, ich habe einfach mal im Internet nach dem Glas gesucht und mir die Seriennummern aufgeschrieben. Sie bewegen sich in dem Bereich von 7417319 bis 7418264, was auf 1.000 Stück hinweisen würde. Das meinige hat die höchste gefundene Serinnr, wurde also vielleicht erst 1972 aus Teileresten zusammengesteckt.

Es scheint als sei dieses Glas eine eigene Entwicklung für die Icarex und die Contaflex 126. Beweise habe ich nicht.

Blenden:	f4 – f16 Stufenlos (keine Rastung – Icarex üblich)
Entfernung:	20 cm – unendlich
Gewicht:	ich besitze leider keine Waage, aber man hat schon was in der Hand
Baujahr:	1971 (?)
Lüa (unendlich):	55 mm
Lüa (20mm)	57 mm
Filter:	Bajonett B50
Gegenlichtblende:	Die Gummiblende aller B50 Objektive (von Hinnerker mal hübsch als Dumbo Ohren bezeichnet) passt auf die vordere Rändelung – tatsächlich ein Gewinde!

Die Bilder des Objektivs entstanden mit einer Sony A7 RII und dem Zeiss Ultron f1,8/50mm

Anhang 152827

Anhang 152828

Anhang 152829

Und hier mit "Dumbo-Ohr"

Anhang 152830

Im Unterschied zu den anderen Icarex-Gläsern hat dieses noch einen Hebel zum Schließen der Blende. Zu sehen unterhalb des Blenden-Griffs. Das ist eigentlich überflüssig, die Blenden-Schließtaste ist an der Icarex direkt daneben.

Anhang 152831

Ein paar Bilder habe ich ja schon gepostet. Die Blende war dabei 8, (außer der Nachtaufnahme). Mehr kommen, sobald ich mal ein bisschen Sonne sehe.
Bei den Bildern bitte ich zu entschuldigen, dass ich aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht viel herumkomme.

Respekt, das Ding hab ich ewig gesucht, nie gefunden.

LG
Henry

*lach*

ich habe es auch ewig gesucht - und nie bezahlen können! Immer gab es einen Sammler, der beliebig hoch geboten hat. Teilweise sind die Dinger bei über 1.000,- € über den Tisch gegangen. Bis ich es dann in Polen mit dem massiven Frontschaden gesehen habe. Das sah aus, als hätte man versucht, Nutella mit der Drahtbürste einzumassieren! Dass das ein Risiko war, war mir schon bewusst - ich habe 5 Wochen nicht besonders gut geschlafen! Aber Dr. Prenzel hat es gerettet - ich hatte nichts als unverschämtes Glück!

Aber jetzt könnte ich ein bisschen Hilfe gebrauchen: Wie schreibt man so eine "Vorstellung" mit Bildern, Blendenreihen undsoweiter, wenn man selbst nichts über die Scherbe weiß? Wie provoziert man CA's? Wie zeigt man am Besten Verzeichnungen und Randunschärfen? Ich war immer beschäftigt, derlei zu vermeiden und jetzt soll ich es zeigen!

Wenn ich das hinbekomme und Ihr zufrieden seid, kann ich auch noch das Telomar f5/400 anbieten.

Vielen Dank und einen schönen Abend,

Thomas

Hallo Thomas,

Keine Panik, das Wort Vorstellung bezieht sich nicht auf wissenschaftliche Abhandlungen, sondern auf das was das Objektiv kann.

Ich finde Fotos von Objekten/Motiven, die fordernd sind im Hinblick auf Schärfe und Kontrast in Form von Blendenreihen sehr informativ.

Auch kann man die Leistung im Gegenlicht und das Verhalten im Nahbereich dokumentieren.
Gerade bei Weitwinkel Objektiven ist auch die Leistung in Punkto Verzeichnung interessant.

Wenn Du noch eine schöne Geschichte dazu erzählen kannst (ist bereits geschehen: grausig verkratzt und durch Dr. Prenzel gerettet) dann ist die Vorstellung in meinen Augen perfekt.

LG, Christian

Servus Thomas

Du musst wirklich keine Angst, ich habe bei den wenigen Tests, die ich hier gezeigt habe, auch einfach nach besten Wissen und Gewissen gemacht und bin freundlich aufgenommen worden.

Hier z.B. zum Minolta 2.8/24mm, das auch ein spannender Vergleichskandidat zu Deinem Icarex Distagon wäre.
https://www.digicamclub.de/showthread.php?t=25176

Fang einfach an, such Dir einen geeigneten, für Dich gut zugänglichen Bildausschnitt (bei mir immer der Blick aus unserem Schlafzimmer), setze die Kamera auf ein Stativ, stelle auf immer den gleichen Ausschnitt manuell mit der Lupe scharf, löse mit Fernauslöser aus und poste hier die Ergebnisse zu den Blenden (von Offenblende bis f11 reicht, danach wird es sicher wieder schwächer). Das wäre schon ganz toll.

Gruß
Matthias