Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Überdrehtes 85/1.4 AI-S Nikkor - wie reparieren?
Hallo Leute,
ich bekam ein Nikon 85 mm 1:1.4 AI-S Nikkor zum Versuch einer Reparatur.
Wegen Pilzbefall im Linsensatz war versucht worden, es zu zerlegen, wozu wie üblich zuerst versucht wurde, den Frontring mit dem Filtergewinde abzudrehen, nachdem die Madenschraube, die diesen Frontring sichert, herausgeschraubt worden war.
Der Frontring saß aber "bombenfest", weil offenbar Klebstoff ins Gewinde gelangt war.
Durch die Anwendung größerer Kraft zum abdrehen waren dann die Geradlinienführungsschienen der Fokussierung abgebrochen, ohne dass der Frontring sich bewegt hatte.
Ich musste den Objektivtubus also von hinten her komplett zerlegen und den Frontring seitlich einsägen, bis ich ihn entfernen konnte, um den Linsensatz auszubauen.
Die Entfernung des Pilzbefalles im Linsensatz war nicht schwierig und mit den üblichen Methoden bald erfogreich.
Aber wie die zerbrochenen Geradlinienführungsschienen aus Messing ersetzen?
Mein Versuch, sie mit JB Weld (langsam aushärtender Zweikomponentenklebstoff aus den USA, der nach Aushärtung "wie Metall" ist) zu kleben
Anhang 151766
waren erfolglos - die Klebung brach beim ersten Fokussierversuch:
Anhang 151767
Kennt hier jemand einen Klebstoff, der Messing so gut verbindet, dass die Klebestelle fest und zäh wie Messing wird, oder ist das ein unerfüllbarer Wunsch?
:confused:
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
Da auch der zweite Klebeversuch (beim ersten brach die unelastische Klebestelle) mit einem elastischeren Zweikomponentenkleber, der erst nach 24 Stunden fest und nach 36 Stunden voll belastbar wird, erfolglos verlief (diesmal löste sich der Klebstoff vom Messing ab),
mein Kunde mir meine bisher aufgewendete Arbeitszeit doch zumindest zum Teil bezahlt hat und ich die Hartlötmethode nicht versuchen wollte (Messing schmilzt ab 900 °C, das Hartlot braucht aber schon 830 °C), habe ich an den Schienen aus dem alten 180/2.8 AI Nikkor deren doppelten Anschraubblock abgesägt
Anhang 151800
und deren Länge von 35 auf 24 mm gekürzt, dann mit Schlüsselfeile und 800er Schleifpapier passen gemmacht (links die nachgebauten, rechts die verbogenen und nicht mehr fest klebenden Originale)
Anhang 151801
Nun muss ich nur noch Feinarbeiten am Fokussiertubus machen, dann sollte das Objektiv wiederherstellbar sein.
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Nach vielen Stunden herumprobieren, überarbeiten, justieren und an der Nikon Z6 + FTZ testen,
wobei ich das Objektiv etwa 10 mal komplett auseinandergenommen und wieder zusammengebaut hatte,
kam ich gestern so weit, dass alles funktioniert bis auf die Unmöglichkeit, das Objektiv auf unendlich zu fokussieren - bei 10 Meter war Schluss.
Anhang 151821
Die Ursache dafür war, dass der eingesetzte Abstandsring aus Aluminium von 1,35 mm Dicke zu dick ist - 0,75 mm würden passen.
Da das Objektiv schon früher mal "serviciert" worden sein muss, wurde das damals offenbar nicht überprüft.
Ich hatte mich darauf verlassen, dass das Objektiv diesbezüglich in Ordnung war - mein Fehler!
Künftig teste ich alle Objektive im Anlieferzustand diesbezüglich auch noch, bevor ich sie zerlege...
:hr:
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Hallo Jan!
Zitat:
Zitat von
Jan Böttcher
In diesem Fall wäre das bei Deinem Patienten aber wohl nicht möglich gewesen, oder?
Mit großem Aufwand und einigen Unsicherheiten schon - ich hätte es nach dem ersten Auseinandernehmen wieder provisorisch ohne die Schienen zusammensetzen müssen und darauf hoffen, dass sich die Fokussierung zwischen Einbau des Linsensatzes und Montage des Objektives am FTZ der Z6 nicht verstellt...
Übrigens war ein 0,9 mm Unterlegring passend.
Meine etwa 10 Stunden Arbeit innerhalb einer Woche hätte mir mein Kunde zur Hälfte bezahlt.
Da ich aber den nachgebauten Geradlinienführungsschienen nicht so vertraue wie den weit robusteren Nikons (die es natürlich nicht mehr gibt), fand ich die angebotenen 400 € dem dadurch vermutlich eingeschränkten Gebrauchswert nicht angemessen und habe es dann nach Absprache mit meinem Kunden ohne etwas in Rechnung zu stellen behalten.
Nun habe ich also selbst ein solches "Portraitobjektiv", das kommt zu meinem 50/1.4 AI Nikkor in den Schrank.
Anhang 151822