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Sonnenfotografie im H-Alpha Band
Hallo zusammen,
die Sonnenfotografie ist für mich eine faszinierende Angelegenheit, weil es auf unserer Sonne so viel
zu entdecken gibt.
Die einfachste Methode ist eine gefaßte Filterfolie vor das Teleobjektiv zu befestigen, die nur einen
Bruchteil des Lichts passieren läßt. Dies hat zwei Nachteile: zum einen kann diese Folie leicht reißen
und sie läßt auch alle für das Auge schädlichen Spektralbereiche passieren.
Etwas sicherer ist ein verspiegelter Glasfilter, der in Kombination mit einem IR-UV-Sperrfilter betrieben
werden sollte. Hier lassen sich, sofern die Sonne aktiv ist, schön die Sonnenflecken ablichten.
Mit einer grösseren freien Öffnung, kann man sogar die Granulation der Sonnenoberfläche erfassen.
Keine der vorgenannten Methoden ist jedoch geeignet, die Protuberanzen, die von der Sonnenober-
fläche ins All geschleudert werden, zu erfassen.
Hierfür muß man so gut wie alles sichtbare (und unsichtbare) Licht der Sonne herausfiltern, so dass nur
das Licht der sogenannten Wasserstofflinie bei 656,28 Nm den Sensor erreicht.
Zum Verständnis: hier handelt sich um die Einheit "Nanometer" und das ist ein milliardstel Meter. Um die
Protuberanzen sichtbar zu machen, muß dieser Wert recht genau getroffen werden. Es ist dabei eine
Bandbreite von höchstens 1 Angström zu erreichen ( 1 Angström = 0,1 Nanometer).
Die gängigen Instrumente im Amateurbereich erreichen Werte um 0,7 Anström. Dies ist ein guter Wert
um sowohl die Protuberanzen, als auch Details auf der Oberfläche sichtbar zu machen. Je kleiner dieser
Wert ist, umso detailreicher wird die Oberfläche aufgelöst. Diese Werte sind aber nur durch aufwändigste
Techniken erreichbar und gehen richtig ins Geld.
Wie funktioniert nun die H-Alphafotografie?
Im Prinzip brauchen wir "nur" einige Filter. Ich verwende folgendes Setup:
Anhang 121039
Als Teleskop habe ich einen verkitteten Achromaten aus einem Carl Zeiss Telemator mit 63mm Durchmesser
und 800mm Brennweite verwendet.
Das ist er:
Anhang 121061
Vorne drauf ist der sogenannte Etalon-Filter. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Pérot-Fabry-Interferometer,
welcher durch die Resonanztechnik aus einer breitbandigen Strahlung ein schmalbandiges Spektrum herausfiltert.
Mein Etalonfilter schaut so aus:
Anhang 121040
Anhang 121041
Anhang 121042
Anhang 121051
Dieser besteht aus zwei Quarzglasblöcken, die durch exakt definierte Spacer auf eine minimale Distanz zueinander
gehalten werden. Durch diverse Beschichtungen und dielektrisch aufgebrachte Verspiegelungen wird der gewünschte
Effekt erzielt.
Nun darf aus dem schmalbandigen Spektrum genau die eine Linie bei 656,28 Nm übrigbleiben, alle anderen Wellenlängen
müssen eliminiert werden. Dies geschieht durch die hinter dem Fernrohr angebrachte Blockfiltereinheit.
Ich habe versucht dies durch eine Zeichnung darzustellen:
Anhang 121060
Bestandteil dieser Einheit ist der sogenannte ITF-Filter, der das Licht im IR-Spektrum herausfiltert. Die silberbasierte
Verspiegelung ist leider nicht alterungsbeständig und fängt mit den Jahren zum "rosten" an. Dies macht die überaus
teuren Blockfilter dann leider unbrauchbar.
Für alle "Leidensgenossen" sei die Firma Beloptik empfohlen, die hierfür Ersatz im Form eines leicht austauschbaren
hartbeschichteten und somit alterungsbeständigen ITF Filters anbietet. Meinem Blockfilter konnte somit neues Leben
eingehaucht werden.
Hier ist die Blockfiltereinheit:
Anhang 121044
links ist der verrostete ITF-Filter, rechts der neue:
Anhang 121045
Jetzt ist Blockfiltereinheit wieder wie neu:
Anhang 121047
Anhang 121048
Anhang 121049
Die letzten Tage war der Himmel nicht besonders klar, aber es waren zumindest einige kleine Protuberanzen
auszumachen.
So hat das Elend mit dem verrosteten Filter ausgesehen:
Anhang 121053
Jetzt mit dem neuen Filter schaut es schon besser aus:
Anhang 121055
Anhang 121054
Anhang 121056
Die hier gezeigten Aufnahmen sind seit vielen Jahren meine ersten Gehrversuche in der H-Alpha-
fotografie. Ich bin gespannt, ob ich da dieses Jahr noch mehr herausholen kann. Sofern von Eurer
Seite Interesse besteht, werde ich diesen Thread ab und zu füttern. Ich lade aber ausdrücklich
jeden von Euch ein, diesen Thread mit eigenen Fotos zu bereichern.
Sofern der Himmel völlig klar ist, kann man sicher noch mehr Details herausholen. Bedingt durch die
geringe Lichtstärke sind extreme ISO Werte nötig und ich verfüge nur über die kleinsten (und damit
preisgünstigsten) Filter. Der visuelle Eindruck ist aber wirklich beeindruckend.
Der kleine Blockfilter bewirkt leider, dass man die Sonne wie durch ein Schlüsselloch beobachtet. Ich
konnte aber vor Jahren einen wesentlich grösseren Filter erwerben, der aber ein viel geringere
Auflösung bietet. Zumindest für die Protuberanzen reicht es und auch, dass ich die komplette
Sonnenscheibe aufs Foto bekomme.
Anhang 121057
Anhang 121058
Die Bildqualität wird über ein kontrolliertes leichtes Verkippen des vorderen Etalon-Filters gesteuert. Hierzu
muß man dieses Rädchen drehen:
Anhang 121059
Ich hoffe ich kann den einen, oder anderen für dieses überaus fazinierende Hobby begeistern. Nicht dass
Ihr Euch gleich das ganze Equipment kaufen müßt, aber vielleicht findet ja mal zufällig in Eurer Nähe ein
Astrotreffen statt, wo Ihr Euch sicher auch in der H-Alpha Sonnenbeobachtung versuchen könnt.
Nur zur Sicherheit: Die Sonnenbeobachtung ist nicht ungefährlich und kann bei unsachgemäßer Vor-
gehensweise, und/oder bei der Verwendung von defektem, oder ungeeignetem Equipment zu
schwersten Augenschäden bis hin zur Erblindung führen. Also bitte paßt auf Euch und Eure Augen auf!
LG, Christian
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Hallo zusammen,
vor ein paar Tagen kam ein nun reparierter und exakt justierter Frontfilter in einer etwas größeren
Version zu mir. Dieser lag schon seit Jahren ungenutzt herum, aber dank eines sehr rührigen
Experten hier in Deutschland ist er nun wieder in einem sehr guten Zustand
Heute schien die Sonne, zwar getrübt durch einen leichten Schleier, aber ich habe ihn trotzdem
probiert.
Hier ein halbwegs brauchbares Ergebnis.
Anhang 122237
Ich muß noch ein wenig an der richtigen Aufnahmetechnik feilen und ich werde Ausschau nach
einer stabilen und verkippungsfreien Kameraaufnahme halten. Wenn dann noch die Sonne ungetrübt
und klar vom Himmel scheint...
LG, Christian
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Hallo zusammen,
ich habe gerade einen "Fernrohr-Prototypen" in der Mache. Die Länge des Tubus ist auf die Brennweite
des verbauten Objektives (verkitteter Achromat von Carl Zeiss Jena) abgestimmt, hinten dran sitzt ein
stabiler Okularauszug mit einer 10-fach Untersetzung für feinfühliges fokussieren und die Sonne hat
hier auch mal wieder geschienen...
Hier drei Ergebnisse (ich lerne noch...)
überbelichtet, dafür sind die Protuberanzen sichtbar
Anhang 122565
unterbelichtet und stark nachbearbeitet, um Strukturen auf der Oberfläche sichtbar zu machen
Anhang 122566
Details der Protuberanzen
Anhang 122568
LG, Christian
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Hallo zusammen,
gestern war mal richtig was los auf der Sonne. Leider zeigte sich die Sonne nur kurz und es zogen immer
ganz leichte Wolkenschleier durch.
leicht bearbeitet:
Anhang 123360
stark bearbeitet:
Anhang 123361
LG, Christian