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Heute ist mir das noch fehlende Exemplar "Das deutsche Lichtbild" Jahrgang 1937 zugegangen.
Bei ersten Durchblättern ist mir ein 12-seitiger Bericht mit einigen Bildbeispielen von Prof. Dr. med. Berthold Kihn, Erlangen
aufgefallen : "Über das Imagon"
Ich werde den Bericht in den nächsten Tagen mal digitalisieren.
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Da bin ich sehr gespannt was der Vortrag von Herrn Kihn zum Imagon im Jahr 1937 beinhaltet und freue mich auf die Digitalisierung.
Alfons Scholz berichtet in seinem Buch "Lichtbilder mit dem Imagon" vwi Verlag 1980 S. 68, von einem Fotografen Kihn, welcher 1936 im "Deutschen Lichtbild" einen Aufsatz zum Imagon verfasst hat. Nach Scholz hat Herr Kihn damals mit Kontaktkopien im Format 18x24 cm gearbeitet und das damals noch verfügbare Imagon 360 mm verwendet. Herr Scholz berichtet auch, dass die lange Brennweite zur geringen Schärfentiefe führte und so für eine sinnvolle Abbildung kleine Blenden benötigt wurden, also kleine Siebblenden, und dies als"unglückliche Kombination" bewertet, da die Zeichnung zu scharf wird.
Beste Grüße Ulrich
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Hier nun der digitalisierte Aufsatz von Prof. Dr. med. Berthold Kihn, Erlangen 1937 (pdf in zip Archiv)
Über das Imagnon
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Vielen Dank für die Digitalisierung des alten Kihn - Artikels.
Die darin gegebenen Tipps werde ich - bis auf die sich noch auf die chemischen Aspekte beziehenden - im Frühjahr/Sommer des Jahres bei genügendem Licht nochmal nachvollziehen.
In meinen Bildern eingangs dieses Threads habe ich - so scheint es mir, doch intuitiv alles richtig gemacht zu haben nachdem ich nun diesen Artikel gelesen habe.
Noch kurz zur Klarstellung:
Die Bezeichnung "Weichzeichner-Klasse", in die ich das Imagon steckte, meinte immer, die steuerbare "Gloriolen-Bildung" im Bildeindruck und darauf bezog sich letztlich auch das Statement mit den alten Filmen in Schwarz -Weiss. Wenn ich diese Filme anführte, diente das nur dazu, um diese Gloriolen zu verdeutlichen, nicht jedoch dazu das Imagon nun diesen Filmen zuzuordnen. Die Effekte mit Damen-Nylons und/oder Vaseline auf einem UV Filter oder gar dem "Anhauchen" mit Atemluft um einen Weichzeichner - Effekt zu erreichen, waren damals schon lange bekannt. Davon ist das Imagon weit entfernt und ich kann da dem User @arri nur beipflichten, wenn er sagt, das Imagon wäre für Filme nicht zu "handlen". Gleichwohl gehört es nach wie vor in die Gruppe der Weichzeichner.
Der Begriff "Gloriolen" ist das, was mir in der Einleitung dieses Threads fehlte. Dank des Kihn Artikels hab ich nun das Wort, dass ich ich mit diesem Vergleich zu den alten Filmen ausdrücken wollte.
Einer unser User, der aber schon einige Jahre nicht mehr dabei ist, ist ein sehr ambitionierter Fotograf und im Hauptberuf Opernsänger. Er hat eine wunderschöne Frau und übt sich in der Portraitfotografie mit der er versucht, genau diesen alten Retro-Look der an diese Gloriolen gebunden ist, in seine Bilder zu zaubern um diesen alten UFA - Look hin zu bekommen.
Dazu konnte das Imagon gut verwendet werden.
Ansonsten hab ich selbst das Imagon seitdem Schreiben dieses Eingangsposting mit der Vorstellung bislang nur einmal wieder verwendet im Rahmen eines Hochzeits-Shootings und das ging ziemlich "nach hinten" los. Es braucht Ruhe und bei Personenfotografie endsprechend geduldige Akteure, da ansonsten die Steuerung des Effekts kaum möglich ist und im filmischen Einsatz sicher nur ganz begrenzt.
LG
Henry, der sich nochmals bedankt für den eingestellten Artikel und die damit verbundene Mühe
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Grad aus historischer Sicht kein schlechter Artikel, danke für die Mühen des Digitalisierens.:yes:
Ich würde gern auf ein paar Punkte eingehen, die, je nach Fasson, öde oder spannend sein könnten :-)
- In alter Lektüre ist regelmäßig nachzulesen, daß eine "übermäßige" Weichzeichnung, hier in Deutschland, verpönt war.
Gelehrt wurde daher, nur milde weichzuzeichnen und das "amerikanisch kitschige, wollige und an Zuckerwatte erinnernde Weichzeichnen thunlichst zu unterlassen".
So wunderte es mich dann auch wenig, daß mir die Ausstellung "Das Zimmer" mit den Bildern des Herren Kühn zumindest hinsichtlich der Weich-Zeichnung überhaupt gar nicht zusagten.
- Das erwähnte, und von Rodenstock nicht umsonst beigelegte Gelbfilter hatte im Wesentlichen die Aufgabe, bei damals noch gängiger Verwendung orthochromatischen (rotblindem) "Films" ein Verschieben des Fokus zu verhindern.
- Mit "gestuften Negativen" wird Bezug auf die Densitometrie genommen, welche Fotografen heute eher als Zonensystem kennen.
Nun, das Wissen um densitometrisches Verhalten von Silbergelatine in Abhängigkeit von der Belichtungsintensität wurde nicht von Ansel Adams erfunden, das gab es bereits Jahrzehnte vorher. Und Drucker kannten/kennen sie eh berufsbedingt.
- Die Entwicklung der Negative klingt hier nach herber Esotherik und wüster Zauberei, aber das Mehrbad-Verfahren unter Sichtkontrolle war einst das probate Mittel, um die aufgenommenen Kontraste überhaupt zu Papier zu bekommen.
Ich quäle selber noch heute ein paar zarte Tonwertverbesserungen über Mehrbäder, auch mit Warmwasser, aus meinen Papiernegativen - bei heutigem Film tut das natürlich nicht Not.
Die Materialien damals (und sogar noch heutiges Fotopapier ) gaben den heute feinstufig machbaren Kontrastumfang einfach nicht her, und auch deswegen hatte der Herr Photograph stets ein mild zeichnendes Objektiv, gerne den Weichzeichner, in der Satteltasche, um bereits bei der Aufnahme einen harschen Motivkontrast einzudämmen.
Natürlich konnte man mit dem WZ auch die angeherbten Warzen eines alten Kleppers bereits aufnahmeseitig retuschieren :-)
Die grundsätzliche Negativretusche war allerdings ebenfalls für die Kontrastbändigung unumgänglich.
- Die im Text erwähnte "Aufhellung der Schatten" drückt das bildwirksame Verhalten eines WZ gut aus, und eine Blende weniger Kontrast ließ sich jedenfalls schon mal leichter auf damaliges festgraduiertes Papier aufbelichten.
Damit einher geht auch die ebenfalls angesprochen, richtige Belichtung, was meiner Erfahrung nach nicht minder für die Ausarbeitung auf dem Papierabzug gilt.
- Pinakryptol war dringend nötig, um die eines Tages aufgekommenen Panemulsionen, also rotempfindliches Material, weiterhin unter Sicht mit Licht entwickeln zu können.
Hier sagte man schlicht "die Platte wird narkotisiert".
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Mit den Beschreibungen zum Fokussieren und zum auf der Mattscheibe Gesehenem gehe ich nicht vollumfänglich mit, lasse dies aber, wie beschrieben, als anfängergeeignet stehen.
Tatsächlich gab es erklärbare und auch damals bereits erklärte Phänomene, welche bis heute nicht zur Gänze eliminiert sind - als da wären Blendenshift, Fokusshift (Jener noch unterteilt in optischen und chemischen Fokus), also auch die sichtbaren, nicht beieinanderliegenden Brennpunkte bei den unterkorrigierten Weichzeichnern.
Bei Öffnung der Blende nach abgeblendeter Fokussierung kann also neben dem sowieso gänzlich anderen (Erscheinings-) Bild der Fokus wandern.
Rodenstock wies im Beipackzettel zum Imagon selbst auf die Veränderung der Brennweite hin, was allein schon ein fokales Driften ergibt.
Auch hinsichtlich der Wirkung und gewünschter Überstrahlung, welche man durch leichtes Nachfokussieren erreichen kann, ergibt sich also zwangsweise eine Nacharbeit der abgeblendeten Einstellungen, woraus sich die Frage ergeben könnte, ob man sich den Schritt der nicht bildechten Voreinstellungen, das Abblenden, nicht gleich sparen könnte, um die erwünschte Anmutung direkt zu sehen.
Dies sei aber dem Anwender überlassen; viel Theorie ersetzt nicht das paraktische Kennenlernen einer weichzeichnenden Optik:-)
Gut Licht, und vor Allem die mit dem WZ gelungene "Schilderung" des Lichtes,
Reginald
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ich kann dir zu deinen Aussagen zum Imagon 120mm gerne zustimmen! Die Größe der Nachvergrößerung bestimmt maßgeblich ob mit einer großen oder eher die kleinste Siebblende vorteilhaft für den Bildwunsch ist.
Ich tendiere beim 120mm auch sehr stark zur kleinsten Siebblende und deine Aussage zur Sinnfälligkeit von strahlendem Licht mit Sonne und Brillanz ist auch in meinen Augen sehr wichtig für den Bildstil des Imagons.
ich habe nur wenige Bilder analog mit dem Imagon gemacht aber Digital ist hier ein sehr großer Vorteil. Zu denken gibt mir Alfons Scholz mit einer Aussage, dass das Imagon bei feinkörnigem Film seine Stärken zeigt, versuche mal Bilder mit einem solchen Film zu machen.
Ansonsten meine ich das Imagon , gerade das 120mm mit seinen 3 Siebblenden ist eine nahezu unendliche Story zum austesten der Abbildung und bei mir ist es so, dass bei 100 Aufnahmen 95 für den Papierkorb sind aber die verbleibenden 5 begeisternd einzigartig sind.
Viel Freude weiterhin mit deinem Imagon !
Grüße Ulrich
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Ich habe in einem Blog-Beitrag mal verschiedene Weichzeichner-Objektive und -Filter verglichen und auch die Möglichkeit gegeben, die Bilder in voller Auflösung herunterzuladen -- auch vom Rodenstock wie es an der GFX100S kommt -> https://www.schlicksbier.com/es-muss-nicht-immer-scharf-sein-weichzeichner