Ich hatte ja schon eingeräumt, dass ein bisschen mehr Tiefenschärfe wohl die Bildwirkung steigern könnte. Beim nächsten Versuch...
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Also dafür, dass es wirklich als Stilleben arrangiert ist, müsstest du auf viel mehr Punkte achten.
Karte und Holz sind einfach viel zuviel Unruhe für das Hauptmotiv - also ein ruhigeres Holz suchen (ohne diese vielen Fugen) - oder der Karte angepasst einen Baumstumpf, der ähnliche Linien zeigt.
Du solltest die Karte (oder etwas anderes - wie eine Thermoskanne am Bildrand *grins*) mehr Licht reflektieren lassen, um die Narbung und die Details aus dem Dunkel der Kamera hervorzuholen.
Ganz wichtig finde ich auch die Ausrichtung des Kompass (auf beides achten - Spiegel und Nadel) - der Spiegel könnte zur Beleuchtung der Kamera beitragen, während die Nadel (da sie den Blick leitet) auch zum Wesentlichen zeigen sollte.
Letztendlich ist die Spiegelung auf dem Objektiv mit am Wichtigsten - hier kannst du auch gern etwas "offenes" zeigen (Landschaft, Berge, Wanderwetter mit Wolken und einem Sonnenblitz am Rand).
Bin auf den Nachschlag schon sehr gespannt ...
Gerade die Holzstruktur mag ich sehr! Apfelkisten, 20-50 Jahre alt, polnische B-Ware ;).
Die Thermoskanne als Reflektor?!Zitat:
Du solltest die Karte (oder etwas anderes - wie eine Thermoskanne am Bildrand *grins*) mehr Licht reflektieren lassen, um die Narbung und die Details aus dem Dunkel der Kamera hervorzuholen.
Das was du als Spiegel bezeichnest ist nur eine olivgrüne Fläche. Und die Nadel könnte ich nur mit einem Magneten ausrichten, sonst will sie partout nur nach Norden zeigen ;). Das ganze Stillleben drehen, geht auch nicht, da das Licht (Fenster) ja nicht mitwandert.Zitat:
Ganz wichtig finde ich auch die Ausrichtung des Kompass (auf beides achten - Spiegel und Nadel) - der Spiegel könnte zur Beleuchtung der Kamera beitragen, während die Nadel (da sie den Blick leitet) auch zum Wesentlichen zeigen sollte.
Auch das wird schwierig, da das Bild ja bei mir in der Küche entstanden ist. Da kann sich bestenfalls das Küchenfenster im Objektiv spiegeln.Zitat:
Letztendlich ist die Spiegelung auf dem Objektiv mit am Wichtigsten - hier kannst du auch gern etwas "offenes" zeigen (Landschaft, Berge, Wanderwetter mit Wolken und einem Sonnenblitz am Rand).
Ich auch ;)...Zitat:
Bin auf den Nachschlag schon sehr gespannt ...
Da werde ich wohl nochmal ran müssen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich all die Anregungen wirklich umgesetzt bekomme, aber versuchen kann ich es ja mal. Wenn ich am Wochenende Zeit habe, baue ich die Szene nochmal auf.
Tolle, interessante Diskussion!
Ich finde beide Fotos haben ihre Daseinsberechtigung auch für ein Portrait einer Kamera.
Die erste Version (f/11) hat was Dokumentarisches, die zweite wirkt bei mir wie eine Erinnerungs-Rückblende ("Ach ja, damals, als ich mit der Nikkormat losgezogen bin!") - tolle Kamera übrigens!
Wenn ich das Foto z.B. für meinen Blog gemacht hätte, hätte ich mich vermutlich für f/4 oder f/5.6 entschieden, um Kamera und Assessoires scharf zu kriegen aber dennoch irgendwo ins Unscharfe auslaufen zu lassen.
Ich bin aber auch der Meinung, dass es hier kein "richtig" oder "falsch" gibt, sondern es eine Entscheidung des Fotografen ist, wie das Bild am ehesten zu seinen Vorstellungen passt.
Das gilt prinzipiell für jedes Bild.
Anders werte ich das jedoch im Rahmen einer klaren Aufgabenstellung.
Die gelingt - oder auch nicht.
Mit richtig oder falsch hat das für mich aber nichts zu tun.
Falsch fände ich vielleicht, nicht drüber zu reden, oder nicht zu versuchen, ob nicht doch noch etwas mehr geht.
Es gibt einen ganzen Katalog von Regeln und Massnahmen zur Bildgestaltung, und das für jedes Genre - deren Einhaltung allein natürlich noch kein gutes Bild ausmacht.
Aber ein gezielter Bruch, bewusste Gegenentscheidung oder die grobe Einhaltung einiger solcher, und - besonders im S/W - noch eine gute Linienführung und Hell/dunkelabstufung sind aus meiner Sicht die solide Basis, wenn es nicht um Schnappschussfotografie geht.
Intuition und Ideenreichtum ( wurde hier gezeigt) füllen das Skelett dieser Grundmassnahmen, und abschliessend dann ein kritischer Blick auf Sucher oder Scheibe...
Jeder hat seine eigenen Ansprüche und entscheidet für sich, wieviel Einsatz ihm sein Foto wert ist.
Gedanken machen, Kompass kaufen, Karte ausbreiten, Holz mit einbeziehen, Objekte rumschieben finde ich schon beachtlich, Anregungen aufzunehmen und einen 2.Versuch zu wagen, das zeugt von Mumm :-)
Wie gesagt, ich finde Stilleben schwierig, und ich brauche selbst nicht selten 2 Abende ( mein Buchbild z.B.), bevor ich auslöse. Und muss auch manchmal nochmals ran, denn Theorie und Praxis sind doch verschiedene Welten...
VG,
Ritchie
Ich glaube nicht, dass meine Ansprüche an ein Bild so hoch sind wie deine. Auch kenne ich nicht viele Regeln zur Bildgestaltung. Bei mir geschieht das eher aus dem Bauch heraus. In diesem Fall hatte ich zwar eine Vorstellung, wie ich mein Bild aufbauen will, aber über Regeln habe ich mir keine Gedanken gemacht. Durch die vielen Anregungen in diesem Thread bin ich aber sozusagen "gezwungen" mir ein paar Gedanken zu machen ;), was ich durchaus positiv sehe. Zumal einige dieser Anregungen vielleicht wirklich zu einem besseren Bild führt. Das werde ich an einem der nächsten Wochenenden mal ausprobieren.
Aber generell gestalte ich meine Bilder im Sucher der Kamera. Wenn ich die Möglichkeit habe, und das ist bei Stillleben ja meist der Fall, dann schiebe ich die Gegenstände so lange hin und her bis im Sucher ein für mich stimmiges Bild entsteht. Dann löse ich aus. Anschließend machen ich dann meist noch eine Reihe Variationen dieses Bildes oder arrangiere noch einmal ganz neu und hoffe, dass am Ende ein gutes Bild heraus kommt. Das liegt mir mehr, als alles im Vorraus durchzuplanen.
Schöner Thread... :yes:
Solche arrangierten Still Aufnahmen leben von den Symboliken im Bild.
Der Kompass und die Wanderkarte lenken schon deutlich auf eine Wanderpause hin. Statt der Kamera hätte da auch ein "Pausen-Brot" liegen können, um die Rast zu verdeutlichen.
Die abgelegte Kamera deutet aber auch so hinreichend auf die "Pause" hin... denn nur dann legt man die Kamera beiseite.
Das die Kamera nun in den Fokus gerückt wird, erzeugt das Gefühl der Ruhe und Entschleunigung - eben eine Pause, die einem Analogfotografen damit vermittelt wird... also in dem Bild aus meiner Betrachter - Sicht alles "stimmig".
Bei derartigen Aufnahmen sollte - und das ist hier gelungen - immer durch geeignete Auswahl eben einer symbolhaften Deko (so nenne ich es mal), verssucht werden einen "Assoziations-Zusammenhang" herzustellen, ohne ein Bild mit ihnen zu "überfrachten"...
Oft reichen zwei oder drei Elemente, die in dem Betrachter sofort und unmittelbar die gewünschten Assoziationen hervorrufen. Es ist quasi die "Einstimmung"
Das i-Tüpfelchen ist dann die Hinleitung auf den bildwichtigsten Gegenstand der Szene, quasi das "Leitmotiv"... fördernd sind hier das Spiel mit der Unschärfe-.
Alternativ hättest Du hier auch eine Variation Deines Bildgedankens, über die Steuerung des Lichtes erreicht, um diese "Fokussierung" des Betrachterauges auf die Kamera zu lenken, ohne den Zusammenhang mit Kompass und Karte zu verlieren.
Ein paar grundsätzliche Gestaltungsmittel sind zunächst zwei allgemein bekannte Techniken... die Highkey und Lowkey - Technik, Schärfe und Unschärfeverläufe und Lichtführung auf die Hauptbestandteile um diese ein wenig stärker aus einer Szene heraus zu heben.
Wie gesagt, eine tolle Idee, hier im DCC mal eigene Bild - Ideen zu zeigen und zu besprechen.. ein "gefühlt guter Grund", bei zunehmender Beteiligung und Vorstellung solcher gestalteten Szenen dafür eine eigene "Ecke" einzurichten, wo man sich genau über diese Gestaltungsfragen und grundlegenden Gedanken austauschen kann.
Weiter so... :clapping
LG
Henry