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Liebe Fotofreunde,
eine 5Dsr hat den Weg zu mir gefunden. :) Hier möchte ich sie euch kurz vorstellen.
Die Canon EOS 5Dsr wurde zusammen mit dem Schwestermodell 5Ds am 06.02.2015 der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um professionelle digitale Spiegelreflexkameras (DSLR) mit 50 Megapixel Sensorauflösung. Die Sensorgröße entspricht dem Kleinbildformat (36mm x 24mm) und damit dem Seitenverhältnis 3:2. Die ISO-Empfindlichkeit kann von 100 bis 6400 eingestellt werden (über das Menü erweiterbar auf 50 – 12800). In der höchsten Qualitätsstufe haben die Bilder eine Auflösung von 8688 x 5792 Pixel (=50,6 Megapixel Netto). Zum Zeitpunkt ihres Erscheinens waren die beiden Modelle die am höchsten auflösenden, in Serie gebauten und auf dem freien Markt erhältlichen Kleinbildkameras.
Die 5Dsr unterscheidet sich von der 5Ds lediglich dadurch, dass kein Anti-Alias Filter vor dem Sensor verbaut ist. Genau genommen wurde ein „Tiefpass-Aufhebungsfilter“ verbaut. Dies soll bei der 5Dsr, ähnlich wie zuvor schon bei einigen Kameramodellen von Nikon und Sony, für etwas schärfere Bilder sorgen. Dafür steigt gleichzeitig aber auch die Anfälligkeit für Moiré (farbige Streifeneffekte durch Interferenz der Chipstruktur mit sich wiederholenden Bildstrukturen). Die 5Ds hingegen besitzt einen AA-Filter.
Beide Kameras besitzen einen optischen Sucher über ein Dachkantprisma mit nahezu 100% Bildfeldabdeckung. Der Schwingspiegel wird über ein spezielles Getriebe von einem Motor gefahren, was einen besonders leisten und sanften Spiegelschlag bewirken soll. Der Schlitzverschluss erlaubt kürzeste Verschlusszeiten von 1/8000 Sekunde. Die kürzeste Verschlusszeit zur Blitzsynchonisation ist 1/200s.
Über den teildurchlässigen Spiegel wird ein 61-Punkt Phasen-Autofokussystem mit Licht versorgt. Er ermöglicht neben statischen Objekten auch das zuverlässige und schnelle Nachführen des Fokus bei bewegten Objekten. Im „Live-View“ Modus steht über den Sensor ein Kontrast-AF zur Verfügung, welcher auch einen Gesichtserkennungsmodus besitzt. Das Belichtungsmessystem umfasst 252 Zonen mit unterschiedlichen Modi.
Die Kamera verfügt über zwei Kartensteckplätze für CF oder SD Karten. Ausgabeformate sind jpg und / oder das Canon eigene RAW-Format CR2. Die RAW-Dateien sind verlustfrei komprimiert und umfassen 14 bit pro Grundfarbe (RGB) und Pixel. Die verschiedenen Schnittstellen beinhalten u.a. USB 3.0. Das Bajonett zum Anschluss von Objektiven ist Canon EF. Die Kamera verfügt nicht über einen eingebauten Blitz, besitzt jedoch einen Blitzschuh für Systemblitzgeräte.
Nun zu meinen ersten Eindrücken. Vorab sei gesagt: Ich bin eigentlich gar kein Megapixel-Junkie mehr. Das war früher anders. Als ich die digitale Fotografie für mich entdeckt habe, habe ich mit Begeisterung in die Bilder reingezoomt und die Auflösung bestaunt. Mit der Zeit wurden mir aber andere Dinge bei meiner eigenen Bewertung einer gelungenen Fotografie wichtiger. So würde ich mich heute eher zu den „Rauszoomern“ denn zu den „Reinzoomern“ zählen, falls es eine solche Kategorisierung geben mag.
Rauscharmes High-ISO wäre wohl für meine Fotografie wichtiger als Auflösung. Von daher kam der 5Dsr mit dem Vorsatz, dass sie auch wieder geht. Und zwar vermutlich irgendwann nach der Photokina nächstes Jahr. Von der Herr Achatzi, der Canon-Händler, meinte, es werde viel Neues aus dem Hause Canon geben. Unter anderem einen High-ISO Vollformat-Body. Aber gut. Die Chance auf die 5Dsr bot sich jetzt, und ich habe nicht Nein gesagt.
Als jemand, der lange mit der 5D und dann danach mit der 5D Mark II unterwegs war, fühle ich mich gleich „vertraut“ mit dem Body. Die 5Dsr ist noch mal ein Stück wertiger verarbeitet als meine alte MkII. Sie ist auch ein wenig größer und schwerer. Ein massives Teil. Edel in mattem Anthrazit gehalten. Der Geruch erinnert an einen Neuwagen. Assoziationen mit einem bekannten deutschen Premium-Autohersteller ergeben sich dann spätestens durch die Schriftzüge und Formensprache. Und offenbar mussten die Produktdesigner nicht jeden Yen rumdrehen...
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Anhang 52095
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Die klapprigen Deckel von Kartenfach und Batterie wurden nochmal überarbeitet. Sie hören sich jetzt ganz anders an beim Öffnen und Schließen und wirken solider. Das „klapprige“ ist weg. Das Bajonett ist sehr straff, fast etwas schwergängig lassen sich die Objektive anflanschen. War das meiner 5DII denn schon so ausgeleiert? :shocking:
Die Vielfalt der Funktionen und deren Einstellmöglichkeiten erschlagen mich. Was hat sich da in den Jahren alles getan... Das Handbuch umfasst 534 Seiten. Bei der 5DII waren es 252. Allein das Studium des 61-Punkt AF kann dauern, will man alle Parameter einigermaßen verstanden haben.
Alles Erdenkliche ist bei dieser Kamera konfigurierbar. Und irgendwie kann ich auch in den meisten Einstellmöglichkeiten auch einen tieferen Sinn erkennen. Die Kamera soll auf die verschiedenen Anforderungen unterschiedlicher Fotografen konfigurierbar sein. Zum Glück sind meine Anforderungen meist einfach und ich brauche nicht so viel mehr, als die alte 5DII schon konnte, denke ich - bis jetzt. Mal sehen, was die Kamera noch mit mir vorhat...
Von 21 MP auf 50 MP ist schon ein Schritt. Es erinnert mich an den Schritt von meiner alten 5D auf die 5D MkII. Von der Schrittweite ist es sogar fast ähnlich. Allerdings sind 50MP auch keine Revolution. Es ist im crop sichtbar feiner aufgelöst, aber nicht um "Welten" feiner. Auf einer horizontalen Achse sind nun an der Stelle von einem Pixel 1,5. Näherungsweise. Oder einfacher gesagt: Auf einer Linie, wo vorher 2 Pixel waren, sind nun 3. Von daher ist auch das Fotografieren nicht sooo viel anders als mit 20MP. Man muss vielleicht manchmal ein wenig sorgfältiger zu Werke gehen, wenn man „pixelscharfe“ Bilder möchte. Dennoch geht auch „aus der Hand“ gut. Ich habe den Eindruck, dass dieser sanfte Spiegelschlag dabei sehr hilft. Auch Bilder, die nach der „maximale Belichtungszeit = 1/Brennweite“ Regel aus der Hand gemacht wurden, sind in vielen Fällen scharf (wenn der Fotograf „in sich ruhte“ und nicht gehetzt war :lol:).
Nach einigen Tagen 5Dsr habe ich nun auch noch mal mit der die 5DMkII ein Bild geschossen - ich bin jetzt fast entsetzt über deren Lautstärke und vor allem über deren im Vergleich deutlich spürbaren Bewegungsmoment in meiner Hand, beim Spiegelschlag.
Hier der Versuch einer Gegenüberstellung der alten 5DII gegen die 5Dsr. Mit beiden Kameras habe ich kurz hintereinander das gleiche Bild gemacht. Mit einem Canon EF 2.8/200mm bei F/5.6, 1/800, ISO 400, AF, aus der Hand. Ungeschärfte ooc-jpgs jeweils, alle kamerainternen Aufbesserungsfunktionen ausgeschaltet. Dann habe ich den gleichen Bildausschnitt (Hauskante zu Hauskante) genommen und auf eine Breite von 1024 Pixeln hochgezogen und mit Photoshop überlappend nebeneinander arrangiert. Links die 5D Mark II, rechts die 5Dsr. Ich finde den sichtbaren Unterschied der erhöhten Auflösung und dem fehlenden AA-Filter angemessen. Die 5D Mark II bleibt eine sehr gute Kamera.
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Mit High-ISO habe ich bisher nicht ernsthaft probiert. Das, was ich bisher gesehen habe, ist nicht schlechter als bei der alten MkII. In der Gesamtansicht allemal. In den 100%Crops habe ich den Eindruck, dass die 5Dsr da schneller nachlässt, als die MkII. Zumindest im moderaten ISO-Bereich sieht man den Unterschied zwischen ISO 100 und 400 in den Crops deutlich. Vielleicht sollte ich aber doch mal die ooc-jpg Einstellungen auf „Standard“ stellen und nicht alles abschalten...
Hier ein Bild mit ISO 800: Eichelhäher, 5Dsr mit Canon EF 4.0/600mm IS (I) und Canon 1.4x Telekonverter (II) @ F/5.6, 1/320s, ISO 800, AF auf das Gefieder (leider, dabei wieder was über die Kamera gelernt, die außermittigen AF-Felder stehen bei max. F/5.6 nur eingeschränkt zu Verfügung...), vom Stativ.
Eichelhäher
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crop
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Kurz zusammengefasst, was mir nach ein paar Tagen Benutzung ganz gut gefällt:
- endlich gibt es eine gut konfigurierbare Auto-ISO Funktion.
- Der AF ist schon eine andere „Nummer“ als der der MkII. Sitzt und funktioniert auch bei schlechterem Licht noch schnell und zuverlässig. Und geht im mittleren Messfeld auch mit Objektiven bis F/8.0 Offenblende. Also z.B. das 4.0/600mm plus 2x Konverter hat jetzt AF (bzw. hatte es bereits bei der 5DIII, nehme ich an).
- Im S „Silent“ Mode hört man nicht mehr viel vom Spiegelschlag. Der ist quasi genau so leise wie der Verschluss. Auch die Erschütterung der Kamera beim Auslösen aus der Hand ist sehr gering.
- Der Sucher ist groß und hell. Bisher komme ich auch bei manuellen Objektiven ganz gut klar. Ein statistisches Fokussierexperiment gegen die 5DII mit EG-S Mattscheibe würde hier wohl Klarheit bringen. Oder vielleicht auch einfach die Erfahrung nach ein paar Monaten.
- Zwei Kartenschächte sind schon toll. Endlich auch (für mich) SD. Die sind ja riesig, schnell und billig mittlerweile... Und diese Eigenschaften sind schon angesagt, mit so einem Boliden. Werden RAW + JPG in bester Qualität weggeschrieben, dann sind pro Aufnahme bis zu 75MB futsch... :shocking:
- Der Einschalthebel oben am Moduswahlrad gefällt mir sehr gut. Ist jetzt viel besser zu bedienen wie dieser merkwürdige Schalter der 5DII.
- Das man den Zoom zur schnellen Bildkontrolle auf dem Display der 5Dsr konfigurieren kann und so gleich auf Originalgröße reinzoomen kann, ist auch besser als bei meiner alten Kamera.
- Der Spiegel der 5Dsr ist kleiner oder sitzt tiefer im Gehäuse. So kommt mein originales, „unbefeiltes“ Pancolar 1.8/50mm Zebra (9324994) nun ohne Kollision auf unendlich, während an der 5DII bei ca. 15m der Spiegel hängt. Das Meyer Primoplan 1.9/58mm hängt aber beispielsweise trotzdem noch ziemlich früh. Der Spiegel und sein nunmehr motorisierter Antrieb haben diese Kollision übrigens problemlos überstanden.
Was gefällt mir nicht:
- Die Belichtungsmessung als mittenbetonte Integralmessung im AV-Modus verhält sich anders als an der 5DII. Etwas Anpassung (meiner Arbeitsweise) ist erforderlich.
- Den Weißabgleich habe ich auf Priorität Weiß gelegt. Die Werkseinstellung ist eine andere, eher an den Gesamtfarben orientiert. Mit der Priorität Weiß liegen die ooc jpgs näher an den Ergebnissen mit der MkII.
- Bei vielen manuellen Objektiven gibt es mehr Belichtungsprobleme im AV-Modus als bei der MKII. Überraschend zu helle bzw. zu dunkle Bilder. Vielleicht muss ich mich aber noch mehr mit der Belichtungsmessung beschäftigen, die ja nun auch mehr Parameter bietet.
- Alle meine Adapter mit Chip, welche an der 5DII problemlos liefen, werden nun zumindest zeitweilig mit Fehler quittiert. Trotz Modus M oder AV. Die Kamera macht zwar ein Bild und schreibt es auch auf die Karte, meint dann aber die Kommunikation mit dem Objektiv sei gestört... Zum Restore aus diesem Fehlermodus braucht man die Kamera zwar nicht mehr auszuschalten, es dauert jedoch auch nach drücken mehrerer Knöpfe, Auslöser etc. ca. 10 Sekunden, bis sie wieder bereit ist. Ich meine, ich brauche keinen AF-Confirm. Aber eine Information in den EXIF-Daten, über die ich auf das Objektiv schließen kann, ist schon praktisch. Ich werde andere Chips probieren müssen.
- Die Info-Taste hat nun mehrere Info-Tafeln. Die muss man erst alle durchklicken, bis das Display wieder „dunkel“ ist, also keine Infos mehr zeigt. Mich störte das Display immer mal wieder beim Scharfstellen über den optischen Sucher der 5DMkII, vor allem bei wenig Licht. Deshalb war es dort schön, mit einem Klick das Display dunkel zu bekommen. Hier sind unter Umständen 4 Klicks notwendig. Das Display sitzt dafür allerdings ein paar Millimeter weiter vom Sucher weg. Die Praxis wird zeigen, ob es ein Ärgernis bleibt.
- Bei der Dioptrineinstellung des Suchers gibt es keine weiße Linie mehr an dem Einstellrad. Hat vielleicht den Sinn, dass diese Einstellung sowieso von der Tageszeit (d.h. wie „ausgeruht“ das Auge ist) abhängt. Eine Linie würde vielleicht dazu verführen, immer die gleiche Einstellung zu nehmen und es nicht nachzuführen. Aber statt dessen gibt es nun einen kaum sichtbaren oder fühlbaren „Knubbel“ auf dem Rad. Also, ich verstehe es nicht...
- Es gibt kein Fokus-Peaking im Live-View. Nach wie vor nicht. Das finde ich schon ganz schön schwach. Dabei muss man bedenken, dass Canon einige MF-Linsen sogar im eigenen, aktuellen Sortiment hat. Kein Fokus-Peaking, keine Wechselmattscheiben. Ich kann das nicht nachvollziehen.
Hier einige weitere Bildbeispiele, mit Originalauflösung zum Download. Es sind immer ooc-jpgs, alle kamerainternen Aufbesserungsfunktionen ausgeschaltet:
Kirchenportal, 5Dsr mit Sigma DG (Art) 1.4/35mm @ F/5.6, ISO 100, 1/160s, AF, aus der Hand.
Anhang 52102
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Hier das Bild in voller Auflösung.
Siegener Giersberg, 5Dsr mit Sigma DG (Art) 1.4/35mm @ F/5.6, ISO 100, 1/320s, AF (fokussiert auf die Häuser im Hintergrund), aus der Hand.
Anhang 52104
crop
Anhang 52105
Hier das Bild in voller Auflösung.
Bemerkung dazu: In der vollen Auflösung sieht man deutlich Moiré auf einigen Hausdächern unten links. Liegt das am fehlenden AA-Filter? Mit der 5DII und auch früher mit der 5D hatte ich solche Effekte auf Hausdachstrukturen in Crops auch schon. Gerade versuche ich es nachzustellen und mit der MkII zu vergleichen; offenbar habe ich aber nicht das richtige Licht – der Effekt ist nicht mehr zu sehen.
Siegener Giersberg (II), 5Dsr mit Canon EF 2.8/300mm IS (I) @ F/4.0, ISO 200, 1/400s, AF, aus der Hand.
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Anhang 52107
Hier das Bild in voller Auflösung.
Bunte Ballons, 5Dsr mit Olympus Zuiko Macro 2.0/50mm @ F/2.0, ISO 100, 1/160s, MF durch optischen Sucher, aus der Hand.
Anhang 52108
crop
Anhang 52109
Hier das Bild in voller Auflösung.
LG,
Heino
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Ein Thema, welches mich in den letzten Tagen umtrieb, ist die Frage nach den High-ISO Fähigkeiten der 5Dsr. 50 Megapixel und der adressierte Einsatzbereich im Studio lassen erst einmal nichts Gutes erahnen. Das bestätigte sich zunächst auch subjektiv in meinem "Workflow". Um die Qualität einer Aufnahme zu beurteilen, findet unter anderem auch eine kurze Betrachtung des 100% Crops statt. Hier zeigte sich die 5Dsr bis ISO 400 etwa gleichauf mit meiner "alten" 5DMkII. Bei ISO 800 hingegen sah man schon Unterschiede. Während die 5DMkII sich noch sehr gutmütig verhält, beginnt bei der 5Dsr ein feines, helles Rauschen Einzug zu halten. Erinnert mich ein wenig an die erste 7D, wenn auch nicht so ausgeprägt. In den höheren ISO-Stufen wird dies aber nur wenig intensiver, während die 5DMkII mehr und mehr ein massives Farbrauschen entwickelt.
Die Kameras haben also eine unterschiedliche Charakteristik, mit höheren ISO-Werten umzugehen. Auf den ersten Blick scheint die wesentlich neuere 5Dsr gar nicht oder nur wenig besser als die alte 5DMkII dazustehen. Aber halt, ich habe bisher nur die 100% Crops verglichen. Also 50MP gegen 21MP. Wie sieht es denn bei gleicher Auflösung aus? Wenn also beide Kameras 21MP abliefern sollen?
Dazu habe ich eine Testreihe mit beiden Kameras aufgenommen. Hier das Testbild: Eine kleine, unangemeldete Olympus-Versammlung… :lol:
Anhang 55339
Scharfgestellt wurde auf die Beschriftung des Fokusrings des 2.0/35mm, bzw. auf den Schriftzug "Zuiko" in der anderen Serie. Beide Kameras wurden vom Stativ mit Spiegelvorauslösung und Fernsteuerung ausgelöst. Die Lichtverhältnisse waren gleichbleibend. Als Aufnahmeobjektiv diente das bewährte Tamron SP 2.8/90mm Makro mit EF-Anschluss und elektronischer Springblende. Diese war konstant bei F/8.0. Die Einstellung für das erste Bild war ISO 3200, 1/4s, dann ISO 6400, 1/8s, dann ISO 12800, 1/15s für beide Kameras gleich. Fokussiert wurde mit LiveView und maximaler Vergrößerung.
Für die erste Serie wurden die Bilder beider Kameras als RAWs in maximaler Auflösung aufgenommen und über Canon Digital Photo Professional 4 ohne weitere Bearbeitung in 16bit TIFF konvertiert. Über Photoshop wurden die TIFs dann in jpg konvertiert. Um auf die gleiche Auflösung zu kommen, wurden die TIFs der 5Dsr von 8688x5792 auf 5616x3744 bikubisch neutral heruntergerechnet, was der Auflösung der 5DMkII entspricht. Eine sonstige Bearbeitung fand nicht statt, auch kein Entrauschen. Daraus sind hier 100% Crops gegenübergestellt:
Anhang 55341
Anhang 55342
Anhang 55343
Die Ergebnisse fand ich relativ "erschütternd". Erst dachte ich, ich habe den Fokus der 5DMkII vermasselt. Nach weiteren Aufnahmen und dem Nebeneinanderlegen einer Reihe von jeweils neu fokussierten Crops stand (leider) fest: Der Fokus sitzt. Das ist die Endschärfe der 5DMkII. Warum es nicht schärfer wird, ist vermutlich dem AntiAlias-Filter des Sensors geschuldet. Beeindruckend scharf und detailliert hingegen die heruntergerechneten Bilder der 5Dsr. Auch sie kämpft mit dem Rauschen, welches aber zu keinem Zeitpunkt so störend wirkt wie das Farbrauschen der 5DMkII.
In einer anderen Testreihe habe ich noch etwas weiter heruntergerechnet. Diesmal waren beide Kameras dran und wurden aus den maximalen RAWs ohne weitere Bearbeitung bikubisch neutral auf 4320x2880 heruntergerechnet, das sind etwa 12,4 Megapixel. Hier die Ergebnisse als 100% Ausschnitte gegenübergestellt:
Anhang 55346
Anhang 55347
Anhang 55348
Wie die meisten Kameras bietet auch die 5Dsr nicht nur ihre Maximalauflösung, sondern auch geringere Auflösungen zur Speicherung an. Neben 28MP ist 12,4 als S-RAW oder S1 (usw.) als jpg verfügbar. Mich interessiert dabei die Praxis. Wie gut ist das S1 ooc-jpg der Kamera gegenüber einem "entwickelten" Bild aus einem maximalen RAW mit Entrauschung in Lightroom (5) und bikubischer Verkleinerung in PS. Hier das Ergebnis (nur ISO 12800):
Anhang 55349
Ich bin abermals überrascht. Das ooc-jpg hält sich wacker gegen die LR-Variante. Zugegebenermaßen hat Lightroom das einsetzende Farbrauschen besser entfernt und erhält "einen Hauch" mehr Details. Aber das ooc-jpg (im Bildstil "Standard") ist absolut praxistauglich.
Fazit: An der 5DMkII war eigentlich bei ISO 3200 Schluss. Darüber fing es an, weh zu tun. Bei gleicher Auflösung kann ich an der 5Dsr aber mindestens ISO 6400 noch sehr gut benutzen, und auch ISO 12800 liefert noch brauchbares ab. Ein bisschen Schade ist, dass an der 5Dsr bei ISO 12800 schon das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Auch ISO 25600 hätte vermutlich noch Sinn ergeben. Zumindest mehr, als der "H2" Modus der 5DMkII. Warum es nicht implementiert wurde – anzunehmen ist Produktpolitik. Denn da kommt zur Photokina bestimmt etwas aus dem Hause Canon, was dort anknüpfen soll.
LG,
Heino
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Wechsel der Mattscheibe an der Canon EOS 5Dsr
Nachdem ich nun eine Zeit mit der Standardmattscheibe der 5Dsr gearbeitet habe, musste ich einsehen, dass diese nicht wirklich für Altglas tauglich ist. Während manuelle Objektive mit „springender Schärfe“, wie das Olympus OM Zuiko Macro 2.0/50mm noch gut nutzbar sind, ist das Fokussieren durch den optischen Sucher mit dem Groh der mir zur Verfügung stehenden Altgläser doch eher mühsam und mit viel Ausschuss verbunden.
An meiner "alten" Canon EOS 5D Mk II hatte ich gute Erfahrungen mit dem Wechsel der Standardmattscheibe auf die Mattscheibe "Eg-S". Die Mattscheibe wird von Canon über den Fotohandel für ca. 50 Euro angeboten und kann dank der beiliegenden Werkzeuge und Anleitung vom Benutzer selbst gewechselt werden. Da die Eg-S stärker mattiert ist als die Standardmattscheibe, sind der Schärfepunkt und die Tiefenschärfe besser zu sehen. Ein Nachteil ist das etwas dunklere Sucherbild, was aber dank des großen und (für eine neuere Kamera) hellen Suchers kein Problem darstellt.
Für die 5Dsr und auch für die 5D Mk III schon bietet Canon keine Wechselmattscheiben mehr an. "Mattscheibe: Feststehend" heißt es lapidar in den technischen Daten. Eine Aussage, welche mich als langjährigen Nutzer und Freund der 5D-Serie, aber auch Liebhaber des manuellen Fokussierens schon bei Erscheinen der 5DMkIII aufgeregt und zu einem kritischen Brief an die Produktabteilung verleitet hat. Schließlich hat Canon sogar im aktuellen Objektivprogramm manuelle Linsen. :motz
Berichten im Netz zufolge kann zumindest bei der 5D Mk III die Mattscheibe dennoch gewechselt werden. Eine Sichtprüfung des Spiegelgehäuses zeigt bei der 5Dsr die gleiche Mimik, so dass Hoffnung bestand. Ein Test zeigte, dass zum Ausbau lediglich eine mit zwei Schrauben fixierte Abdeckung gelöst werden muss. Die Mattscheibe wird dann durch einen Haltebügel fixiert, welcher einfach ausgehangen werden kann. Die Form hat sich im Vergleich zur 5D Mk II verändert; deren Mattscheiben lassen sich nicht in die 5Dsr einsetzen und auch vermutlich nicht so einfach umarbeiten, da Haltepins fehlen.
Auf der Suche nach einem Anbieter bin ich bei Focusingscreen fündig geworden, einem Anbieter aus Taiwan. Dieser hat seit kurzem auch eine Mattscheibe für die 5Ds(r) im Angebot. Inklusive Versand stehen gut 100 Euro zu buche. Hinzu kommt die Einfuhrumsatzsteuer. Nach gut 14 Tagen war das Paket da, die Abwicklung war insgesamt problemlos.
Das Set erinnert an die Mattscheibensets von Canon, jedoch sind auch "Gummifinger" und eine Pinzette noch beigelegt, sowie eine Aufbewahrungshülle für die alte Mattscheibe. Mattscheiben sind sehr empfindlich gegen verkratzen und Hautfett. Also nicht mit den bloßen Fingern berühren… Das Haltewerkzeug ist ganz nützlich und wenn es richtig an dem Pin sitzt, kann eigentlich nicht viel passieren. Ggf. mit einem Blasebalg dafür sorgen, dass kein Staub hinter die Mattscheibe kommt und der Einbau "sauber" ist.
Anhang 56342
Anhang 56343
Der Einbau ist in 5 Minuten passiert und eigentlich unspektakulär. Kupferfarbene Einstellshims habe ich an der 5Dsr nicht gefunden, so dass ich nur die Scheiben getauscht habe. Einige Testaufnahmen, mal mit Live-View, mal durch den Sucher fokussiert brachten gleiche Ergebnisse, so dass ich von einer korrekten Lage der Scheibe ausgehe. Kleiner Tipp: Nach dem Tausch der Scheiben muss einmal ausgelöst werden, damit der Spiegel wieder in die exakte Position kommt. Sonst sieht es ziemlich unscharf aus, im Sucher…
Vorher (markiert sind die zu lösenden Schrauben des Abdeckbleches)
Anhang 56350
Abdeckblech abgeschraubt, Blick auf den Haltebügel (hier leicht nach unten drücken zum Aushängen)
Anhang 56351
Verriegelung gelöst
Anhang 56346
Tausch der Scheiben mit dem Haltewerkzeug
Anhang 56347
Neue Scheibe eingesetzt und verriegelt
Anhang 56348
Abdeckung wieder montiert - fertig.
Anhang 56349
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Jetzt kann ich mit der 5Dsr über den optischen Sucher so fokussieren, wie ich es von der auf Eg-S umgebauten 5D Mk II kenne. :D
Eine Menüeinstellung für eine andere Mattscheibe wie bei der 5D Mk II sucht man an der 5Dsr allerdings vergebens. Ob sich dadurch Anpassungen bei der Belichtungsautomatik ergeben, muss sich noch zeigen. Erste Probeaufnahmen waren diesbezüglich unauffällig.
LG,
Heino