Michael, was sind denn die Top-Drei Elektronikfehler, die du auf den Tisch bekommst?
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Michael, was sind denn die Top-Drei Elektronikfehler, die du auf den Tisch bekommst?
Bei heutigen Geräten:
Feuchteschäden an Flexkabel-Steckern und -Buchsen,
Leiterbahnunterbrechungen in Multilayer-Boards,
Lötpunkteunterbrechungen an hochintegrierten SMD-Chips.
Bei alten analogen Geräten:
Folgeschäden ausgelaufener Batterien und Elkos,
durch Umwelteinflüsse oxidierte Kontakte,
an Lötpunkten abgebrochene Kabel.
Hallo Andreas,
von diesen drei Top-Elektronik-Fehler bei alten analogen Geräten sind oxidierte Kontakte und an Lötpunkten abgebrochene Kabel natürlich immer behebbar,
die Schäden durch ausgelaufene Batterien und Elkos aber natürlich nur, wenn es sich dabei um weggefressene Leiterbahnen handelt, die man durch Drähte ersetzen kann.
Batterien lassen sich immer ersetzen, Elkos immer dann, wenn passende erhältlich sind.
Du hast ja nach den drei Top-Fehlern gefragt.
Dass ein elektronisches Bauteil wie ein Transistor oder ein IC kaputt geht, ist wirklich selten, in seiner Auswirkung aber fast immer "tödlich", weil dafür in der Regel kein Ersatz erhältlich ist.
Bei den heutigen Geräten sind die Feuchteschäden an Flexkabel-Steckern und -Buchsen dann behebbar, wenn die Kontaktflächen lediglich durch Schwefel- und Salz-Beläge verschmutzt sind.
Leiterbahnunterbrechungen in Multilayer-Boards und Lötpunkteunterbrechungen an hochintegrierten SMD-Chips sind aber praktisch irreparabel, da muss man eben die jeweilige Platine als Ganzes austauschen.
Ersatzteile gibt es in aufgegebenen Geräten, natürlich teils nur mit hohem Aufwand da rauszuholen, aber ich betrachte es ja aus der Sicht des Enthusiasten.
Allerdings sind Ausschlachtgeräte zumindest online rar und werden zu Höchstpreisen angeboten.
Es ist nun ziemlich genau 10 Jahre her, dass ich diesen Bericht über die Reparatur geschrieben habe. Grund genug, die Kamera mal wieder in die Hand zu nehmen und zu gucken, ob die Kamera nach den damals durchgeführten Arbeiten auch nach 10 Jahren noch zufriedenstellend arbeitet.
Und um die Antwort vorweg zu nehmen:
Alle durchgeführten Maßnahmen haben Langzeitwirkung gezeigt. Die Kamera löst einwandfrei ohne Verzögerungen aus, die Zeitenbildung ist nach wie vor plausibel, der Abblendhebel schwingt frei und reaktionsschnell, die gesamte Elektronik/Elektrik arbeitet perfekt und auch die Abblendung beim Auslösen mit all meinen Leica und Angenieux Objektiven mit R-Anschluss arbeitet perfekt.
Die Seitenwand-Beläge, die ich mit klarem Nagellack vorsichtig bestrichen hatte und der in diesen Seitenwandbelag einzog, verband sich nachhaltig mit diesem, so dass es keine Krümelei im Spiegelkasten gibt. Diese Reparatur hat es voll gebracht und auch nach 10 Jahren, in denen ich die Kamera vielleicht 3 x überhaupt genutzt habe, funktioniert sie nach wie vor "tadellos".
Langzeit-Test also einwandfrei bestanden :yes:
Auch der Motor tut es immer noch. Sowohl im einfachen Aufzug mit 1 Bild, 2 Bildern (Winder Betrieb) als auch mi 4 Bildern pro Sekunde alles "Roger".
Den Motor hab ich eigentlich nie genutzt, da ich an jeder Hand einen Daumen habe und bei den wenigen Einsätzen mir der motorische Aufzug einfach zu lästig war und es zudem keine Aufnahme-Situation gab wo ich die Kamera nicht hätte vom Auge nehmen können um den Aufzug zu betätigen.
Insofern kann ich die hier gegebene Reparaturanleitung auch nach 10 Jahren noch zur Nachahmung empfehlen, da die heutige Nachprüfung den Beleg erbrachte, dass die Einzelschritte im Falle dieser Kamera zum Erfolg führten.
Gleichwohl werde ich die Kamera mit Motor nun verkaufen, denn ich komme
1. kaum noch zum Fotografieren
2. schon gar nicht mehr mit Analogen Kameras, bei denen ich den Prozess der Entwicklung etc. selbst durchführen wollte. Es ist mir insgesamt zu mühsam geworden, noch mit Entwicklungsdosen, Fixierbädern und dem Chemikalien - Gepansche mit nachfolgendem Scannen der Negative zu arbeiten. Hatte gehofft, das für miich "wieder entdecken zu können", aber schon die 6x6 Hadsselblad Exkursion zeigt mir langsam meine "Altersgrenzen" und auch die realistischerweise nicht zu leistenden Nachbearbeitungsdinge auf.
Deshalb gehen alle Analogkameras nun endgültig den Weg in die Bucht bzw. den Verkauf hier im Forum.
LG
Henry
Es ist wahr, das Arbeiten mit Film geht in die alten Knochen.
Aber wir spüren das wohl deshalb auch, weil wir von Digital verwöhnt sind.
Und richtig, ich hab ja auch eine R5, aber schon lange nicht mehr gesehen.
Irgendwie vertraue ich den R weniger als meinen anderen Kameras, was die Standzeit betrifft.
Meine R7 war im viel zu teuren Service vor Jahren, eine R5 zeigte eine müde Blendenmechanik - vielleicht hab ich auch nur zu viel Respekt vor den roten Punkten, die zu ihrer Ladenzeit für mich in unvorstellbaren Preisuniversen kreisten.
Aber vielleicht kann ich diese Hemmungen, mit deinem Beitrag, Henry, endlich überwinden! :lol:
Überwinde Dich. Die R5 lohnt sich. Mit der R3 und der R4 bin ich nie warm geworden. Fehlender Dioptrienausgleich, billige Haptik bei Beiden Modellen... Erst mit der R5 kam so ein wenig Leica - Feeling zurück.
Ich hatte über die Jahre mehrere R3 und R4 Kameras in großen Konvolut - Käufen.. darunter befand sich eine R4 und meine erste R5.
Anhang 145190
Da mich seinerzeit aber nur die Objektive interessierten (aus verständlichen Gründen, denn das war schon ein geiles Set), gingen die Kameras und das Summicron 2/50, das 2.8/24mm sowie das Spiegeltelyt wieder zur Gegenfinanzierung in die Bucht.
Die in diesem Bericht reparierte Leica R5 bekam ich dann später mitsamt Motor in einem weiteren Konvolut. Behalten hab ich seinerzeit nur die Angenieux Objektive, das Summilux 1.4/50mm, das Summicron 2/90.
Es war also die mittlerweile 3 Leica R5, die ich in Händen hielt und erstmalig überhaupt etwas daran reparieren musste. Alle anderen erforderten nur neue Lichtdichtungen und fertig war der Lack. Die wurden dann weiter verkauft und meines Wissens arbeiten die noch heute bei den Erwerbern. (zu einem hatte ich noch bis vor 3 Jahren Kontakt).
Was an der Leica R5 toll ist, ist deren wirklich heller Sucher, der schon fast an den der noch viel älteren Leicaflex SL2 heranreicht oder diesen sogar übertrifft.
Die tollen, austauschbaren Mattscheiben für jeden Zweck und das geschmeidige Handling (die Kamera liegt ausgesprochen gut in meinen Händen, die Einstellorgane sind auch im Dunkeln leicht zu ertasten), geben der Kamera schon etwas ganz besonderes aus meiner Sicht.
Also kram die R5 aus dem Regal und setze die Instand. :lol:
Verdammt, hätte ich Budget, ich würde dir ein Angebot machen :spitze:
Aber ich hab mich an den Tamrons verblutet :devil:
Die Leica R5 wurde mitsamt Motor, Handgriff, Augenmuschel, zwei weiterer Einstellscheiben und einem Leica Elmarit 28mm mitsamt der Deckel und passender Leica Streulichtblende verkauft.
Nach der Auslieferung und dem ersten dort "vollgeknipsten" 36er SW Film zeigte sich aber in den Negativen ein Fehler. Zwar waren alle Negativ-Bilder einwandfrei belichtet, zeigten aber am unteren Rand einen von links unten nach rechts ansteigend einen über das Negativ verlaufenden Streifen, der etwa 1/6 der Negativfläche von 24X36mm ausmachte und sich im Negativ als heller Streifen zeigte. Der Käufer dachte zunächst, es handele sich um eine Lichtundichtigkeit des neuen Lichtdichtungssatzes, was ich aber anhand der Negative ausschloss und auf eine verklebte Verschluss-Lamelle tippte. Immerhin stand die Kamera seit Beginn des Berichtes über die Reparatur hier auch schon wieder 10 Jahre in der Vitrine.
Anhang 146997
Ich bot daher an, dies zu beheben oder die Rückabwicklung vorzunehmen, falls.
Als die Kamera zurück kam, bestätigte sich mein Verdacht. Die obere Verschlusslamelle hing etwas in das Filmfenster. Dies war mir bei der Auslieferung nicht aufgefallen und ich hatte mit der Kamera natürlich auch keinen Film durchgezogen und entwickelt. Ein Bild davon hab ich leider nicht, denn ich hab mich sogleich an die Reparatur gemacht.
Da ich diese Kamera natürlich nicht auseinander nehmen wollte, versuchte ich es mit der "sanften Methode", der Reinigung der Lamellenführungen in den Seitenwänden des Verschluss.
Das brachte sofort den gewünschten Reparatur-Effekt.
Benutzt wurde hierzu:
1. Fühlerlehre aus dem KFZ Bereich. In einem solchen "Heft" sind dutzende in zehntel und hundertstel Teile eines Millimeters angeordnete "Fühlerblätter", mit denen Abstände bestimmt werden können (Spaltmaße, Durchgangsstrecken etc.)...
Es kam ein Blatt mit 0,03mm und eines mit 0,08mm zum Einsatz
2. Linsenputzpapier
3. Aceton
So sieht so ein Fühlerblatt-Lehrenheft aus..
Anhang 146998
So wird ein passendes Fühlerblatt aus dem Heft genommen, mit Aceton befeuchtet und dann vorsichtig in die Führungen des Verschluss eingebracht.
Anhang 146999
Dies geschieht an allen 4 Strecken des Verschluss, in denen die Lamellen beim Auslösen und Aufziehen des Verschluss verschwinden.
Damit wurde zunächst ein etwaig vorhandener Ölfilm oder Schmutz angelöst und verdünnt.
Im zweiten Gang wurde dann ein mit Aceton benetztes Linsenputzpapier mittels dieser Lehre in die 4 Führungs - Schlitze eingebracht und nachgewischt.
Anhang 147000
In einem weiteren Gang wird dann trocken nachgewischt.
Bereits nach dem ersten Schritt, also dem Aceton befeuchteten Fühlerblatt reagierte der Verschluss und zog nun die ins Bild hängende Lamelle wieder mit hoch, so dass das Filmfenster wieder komplett rechteckig sichbar war.
Diese Methode mit der Fühlerblatt-Lehre halte ich bei den alten Kameras für die Zweckmäßigste, also im eingebauten Zustand zu reinigen.
Da ausser dem Kamerahersteller - in diesem Falle Leica - wohl kaum ein Privatmann über eine Einstellvorrichtung (sogenannter Einstellbock) für die mechanisch korrekten Abstandsmaße von Filmbühne zu Kamera-Bajonett verfügt, braucht man auf diese Weise nichts an den Grundparametern der mechanischen Justierung ab Werk ändern.
Diese "Kur" führte binnen 5 Minuten zum gewünschten Erfolg, wird aber noch ein paar Tage beobachtet um sicher zu sein, dass es auch vollständig funktioniert hat. Nach nunmehr aber schon 300 Testauslösungen wird die ehemals leicht hängende Verschluss-Lamelle immer noch korrekt eingezogen und aus dem Bildfenster geschwenkt.
Ich gehe mal davon aus, dass auch dieser nach nunmehr 10 Jahren aufgetretene Fehler damit behoben sein wird.
LG
Henry
Noch kurz zur Erklärung dieses in den Negativen sichtbaren Fehlers.
Die Blendenlamelle "hing" oben in das Bildfenster. Da in der Kamera durch das Objektiv ein "auf dem Kopf stehendes Bild" auf die Filmbühne projeziert wird, kommt es natürlich im unteren Teil des Negativs zu dieser Abschattung in den Negativen, die durch alle 35 oder 36 Aufnahmen, egal ob hoch oder querformatige Aufnahme am unteren Rand des Filmes, sichtbar waren (Hab hier nur 3 Negative als Anschauungsmaterial benutzt)
Ich kannte dieses Verhalten von etlichen Kameras, die Probleme mit dem Verschluss hatten. Deshalb konnte ich dies auch sogleich in den Negativen erkennen. Beim checken der Kamera vor dem Versand war mir das aber nicht aufgefallen, da alle Funktionen einwandfrei gegeben waren. Mit einem Film hatte ich allerdings nicht mehr getestet.
Zuletzt hatte ich dieses Problem mit einigen Hasselblad Kameras, deren Objektiv zwar einen Zentralverschluss in den Objektiven haben, aber eben auch einen Hilfsverschluss aus zwei Teilen, die passgenau ineinander greifen müssen und zudem komplett die Filmbühne bei der Belichtung freigeben müssen.
Bei diesen Hasselblad Kameras war mir aufgefallen, das der obere Teil dieses aus nur zwei Teilen bestehenden Hilfsverschluss, bei Durchsicht durch die ausgelöste und offen gehaltene Kamera leicht in die 6 x 6 Filmmaske hereinragte. In der Folge sorgte das für den gleichen Effekt, nämlich das im belichteten Negativ der untere Teil des Filmes leicht unterbelichtet war und wenig Durchzeichnung aufwies.
Bei der Hasselblad ist das Problem aber auf die nicht mehr fest auf der Achse sitzende, weil nur "aufgepresste" obere Hilfsverschluss-Klappe zurück zu führen. Diese muss getauscht werden und man kommt mit so einfachen Hilfsmitteln wie hier bei der Leica beschrieben, nicht weiter.
So ist also das Fehlerbild nun auch für Neulinge beschrieben.
LG
Henry
Noch ein kleiner Nachtrag.
In den Bildern ist nur angedeutet, was im Detail gemacht wurde in den Führungen der Verschluss-Lamellen.
Die Reinigung wurde bei offenem Verschluss, also in B - Stellung des Zeitenrades mit einem feststellbaren Drahtauslöser bewerkstelligt und dann die Führungen gesäubert.
Nur für den Fall, das es jemand mit seiner R5 machen will, benötigt er noch einen feststellbaren Drahtauslöser oder eine ruhige Hand, die den Auslöser gedrückt hält, während die Reinigungsprozedur durchgeführt wird. Ohne Drahtauslöser braucht man starke Nerven, denn wenn der Verschluss sich schließen sollte, kann es das gewesen sein mit dem Verschluss.
Also immer dafür sorgen, dass der Verschluss dauerhaft offen bleibt bei dieser Prozedur. Für Nachahmer wollte ich das unbedingt noch mit auf den Weg geben, denn ich will nicht schuld sein, weil ich das Detail vergessen habe, am Ableben des Verschluss einer Leica R5.
Also wie immer ... alles nachmachen auf eigene Gefahr.
LG
Henry