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TTArtisan 50mm F0.95 ASPH Titanium
Hallo schon wieder 😅, nachdem das mit der ersten Objektiv-Vorstellung ganz gut geklappt hat, folgt hier die nächste. (Ich will unbedingt das "Ist noch neu hier" neben meinem Namen wegbekommen! https://www.digicamclub.de/blob:http...f-01ca09ecbc82:lol:)
Diesmal handelt es sich um mein erstes f/0.95-Objektiv, das TTArtisan 50mm F0.95 ASPH Titanium. Ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, mir so etwas anzuschaffen, hatte aber nach dem Studium diverser Tests kein passendes gefunden. Die Aberrationen dieser Spezies sind durchaus heftig für ein modernes Objektiv. Bis ich irgendwann das alles über den Haufen warf, akzeptierte dass der Preis für f/0.95 optische Fehler - teilweise heftiger als bei so manchem Altglas - sind und mich auf das konzentrierte, was mir wichtig ist: Traumbokeh und so nah wie möglich ans Motiv ran können.
Also stand E-Mount nicht zur Wahl, bei Leica M passt wenigstens ein kleiner Helicoid dazwischen, die Kandidaten sind sowieso alle rein manuell. Fielen also Laowa, Zhong Yi Mitakon E, Brightin Star und Zenitar weg, blieben nur Zhong Yi M und TTArtisan übrig. (Nein, Leica Noctilux kam nicht in Frage! https://www.digicamclub.de/blob:http...9-c50b351a0995:noe:) Ersteres hat nativ 1,0m Mindestabstand (1:17), also musste es das TTArtisan sein. Und als mir dann diese wunderschöne Titan-Ausführung im Zustand wie neu zum guten Preis entgegensprang, war es um mich geschehen. 😍
Nun aber zur Sache und zu den Daten (Herstellerangaben, Vergrößerung gemessen):
Brennweite |
50mm |
Bildwinkel |
45° |
Blende max |
f/0.95 |
Blende min |
f/16 |
Elemente/Gruppen |
11/8 |
Mindestabstand |
0,7m |
Vergrößerung |
1:13 |
Vergrößerung mit 5mm Helicoid |
1:5 |
Anzahl Lamellen |
14 |
Filtergewinde |
62mm |
Länge |
63mm |
Gewicht |
687g |
Mount |
Leica M |
Fokussierung |
manuell |
Laut https://phillipreeve.net/blog/review-ttartisan-50mm-0-95/ habe ich mir ein Objektiv mit unscharfen Ecken selbst bei f/11, hoher Gegenlichtempfindlichkeit, heftigem Coma, ebenso heftiger Vignettierung, wellenförmiger Verzeichnung, mit mittelmäßiger Schärfe und Kontrast sowie CA-Korrektur aber wenigstens meistens gutem Bokeh und schönen Sonnensternen sowie einer tollen Verarbeitungsqualität und Handhabung angeschafft.
Das kann ich fast alles bestätigen, bis auf Gegenlichtempfindlichkeit (finde ich nicht so schlimm), Sonnensterne (noch nicht getestet), Verzeichnung (keine passenden Fotos zum Testen, nicht aufgefallen bisher) sowie Bokeh: Das ist nämlich meiner Meinung nach unglaublich schön, wunderbar weich und trotzdem nicht so clean wie bei modernen Objektiven und das wirklich bei jeder Entfernung.
Das in Verbindung mit der einzigartigen Freistellmöglichkeit macht den absoluten Reiz des TTArtisan aus. Halt, eins fehlt noch, die fantastische Verarbeitung! Es ist durchaus ein Brocken, aber genau so solide lässt es sich auch bedienen: "smooth" ist gar kein Ausdruck, Blende und Fokussierung gehen wie Butter, letztere mit gutem Widerstand. Zur Krönung ist es außen wirklich Vollmetall, kein Gummi aufgeklebt sondern Riefen ins Metall gefräst für den Grip. Edler geht's kaum! Und das für knapp ein Zwanzigstel des Preises eines Noctilux. Natürlich macht da meine limitierte Titanium Sonderedition noch einmal mehr her, allein schon die Seriennummer: 1937/2000.
Ansonsten fühlt sich das schöne Stück Technik wie ein Altglas an, mit okay Schärfe in der Mitte, außenrum wenig zu gebrauchen außer zu Bokeh, das wirklich einzigartig schön ist. Dazu passt auch der heftige Glow bei Offenblende im Naheinsatz, den man zugegeben mögen muss. Mir gefällt er, ich gestalte gerne damit. Es ist so ein Objektiv, das einem eine andere Welt zeigt, sobald man durchschaut.
Trotz f/0.95 sollte niemand auf die Idee kommen, damit Milchstraße zu fotografieren oder sonstige Astro-Dinge zu machen, Astigmatismus und Coma sind wirklich extrem. Aber man kann im Dunkeln fotografieren, nur halt anders. Die Möglichkeit, das Motiv zu isolieren, ist gefühlt ein ganzes Stück besser als bei einem 50mm f/1.2. Hier spielt wohl auch die miese Performance an Rändern und v. a. in Ecken eine Rolle, die den Effekt der Freistellung noch verstärkt.
Jetzt aber genug geschrieben, ich möchte gerne Bilder sprechen lassen! Zuerst wieder das Objektiv selbst:
Hier ein Foto, bei dem der Glow besonders heftig ist, das aber auch die Möglichkeit zeigt, damit eine Atmosphäre zu schaffen.
Auf diesem Foto gibt es fast gar keinen Glow, trotz ähnlicher Entfernung.
Hier finde ich das Bokeh ganz besonders schön, ebenso zeigt es die unglaubliche Isolierung des Motivs mit 3D-Effekt.
Apropos Bokeh: Auch das Vordergrund-Bokeh gefällt mir hier außerordentlich gut, ebenfalls wunderbar weich.
Nun zu einer anderen Disziplin, die dem TTArtisan sehr gut liegt: Portraits. Dieses Foto eines demenzkranken Freundes strahlt durch die Hervorhebung des Gesichts und das besonders weiche Bokeh eine sanfte Würde aus.
Dieses Portrait mit seiner Frau hebt ebenfalls die Stärken des Objektivs hervor: Mauer und Glastür waren eigentlich viel zu nah, das TTA hat den Hintergrund "aufgeweicht" und die Personen isoliert.
Auch eins meiner Lieblingsmotive, unsere Hündin Pia, wirkt durch den weichen Bokeh-Rahmen fast schon majestätisch.
Beim Portrait von Pia sieht man ebenso wie hier auch das schöne Bokeh auf mittlere Entfernungen.
Hier ein Foto mit f/5.6: Sooo schlecht ist es jetzt auch nicht in der Ferne für Landschaft ohne Bokeh, finde ich.
Nächste Disziplin: Nachtfotografie. Das funktioniert wunderbar, f/0.95 aus der Hand, 1/500s bei moderatem ISO 250, auch bewegte Motive im Dunkeln kein Problem. Und die Schärfe auf diese Entfernung ist großartig.
Auch hier nachts fotografiert, aber nah dran und ein Festival von Aberrationen: Astigmatismus, Coma, sphärische Aberration und Zwiebelringbokeh aufgrund der asphärischen Linse.
Es geht aber auch anders, wenn man das direkte Licht weglässt, bleiben nur die Zwiebelringe übrig.
Keine Nacht, aber eine schöne, gedämpfte Stimmung und das Traumbokeh lässt die Kundin im Cafe erahnen.
Am Schluss nochmal zwei Fotos, die das hohe Freistellungspotenzial mit 3D-Effekt sowie das wunderschöne Rendering des TTArtisan zeigen - fast wie gemalt...
Fazit: Das TTArtisan 50mm F0.95 ASPH Titanium wird keine Preise gewinnen, wenn es um fehlerfreie und saubere Abbildung geht. Wenn man aber künstlerischen Ausdruck in seine Bilder bringen und sein Motiv deutlich hervorheben möchte, kann es genau die richtige Wahl sein.