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Canon XI 1.0/90mm
Nachdem das Thema Projektionsobjektive im DCC schon seit Jahren etabliert ist und sich dort einige lichtstarke und gut für die Digitalfotografie nutzbare Schätze und "Charakterlinsen" gefunden haben, beschäftige ich mich in letzter Zeit vermehrt mit den Objektiven aus alten Röntgengeräten. Dort finden sich teilweise extrem lichtstarke Objektive, da die schwachen Fluoreszenzen auf einem Röntgenschirm abfotografiert und mit möglichst geringem Verlust auf normales Filmmaterial übertragen werden mussten.
Nachdem das Meopta Stigmar XX 1.1/75mm schon ein Volltreffer war, der sich sogar voll fokussierbar an die A7s adaptieren ließ, war ich extrem gespannt auf dieses Kuriosum: Das Canon XI 1.0/90mm, das mir in erheblich geschrubbtem Zustand (s. Vergütung Frontlinse...) aus den USA für eine zweistellige Summe plus Versand und Zoll zugeflogen kam.
Anhang 77095
Anhang 77096
Wie man sieht handelt es sich um ein gewaltiges Kaliber, das die Sony A7 als besseren Objektivrückdeckel erscheinen lässt. Hier die Eckdaten:
Kameraseitiger Anschluss: nicht definiert, Durchmesser des rückseitigen Tubus abgestuft 60mm und 64mm
Durchmesser der Rücklinse: 32mm
Gewicht: ca. 1300g
Gesamtlänge: 129mm
Filtergewinde: ca. 99mm
http://www.digicamclub.de/images/misc/vbglossarlink.gif Blende: f/1.0 nicht abblendbar
Details zum optischen Aufbau unbekannt
Für eine sinnvoll fokussierbare Adaptierung an Sony-E sehe ich nur sehr geringe Chancen, da die Rücklinse für Unendlich deutlich in das Bajonett eindringen müsste und andererseits der Platz extrem begrenzt ist zwischen Rücklinsenfassung und massiver Verbreiterung des Tubus nach vorne hin. Eine wie auch immer geartete Fokussiereinheit dort zwischenzuschalten hätte m.E. bedeutet, dass man nur noch im absoluten Nahbereich fotografieren könnte. Daher habe ich die Variante gewählt, das Objektiv fest auf einen 67mm-Umkehrring als Bajonett zu montieren und dafür das Schutzglas an der Rückseite samt Halterung zu entfernen und die Rücklinsenfassung (größtenteils Kunststoff!) und den Tubus so weit abzuschleifen, dass das Objektiv auf ca. 1,60m Entfernung fokussiert. Das entspricht am KB-Sensor in etwa Halbportrait bis Portrait als Bildausschnitt.
Und tatsächlich leuchtet das Objektiv den Kleinbildsensor bis in die Ecken aus (im Gegensatz zu dem oben erwähnten Meopta Stigmar), wenngleich mit deutlichem Helligkeitsabfall und - nicht ganz unerwartet bei f/1.0 - erheblichem Verlust an Kontrast und Schärfe in den Ecken. Immerhin gibt es keine massive Verzeichnung wie z.B. beim Meostigmat 1.0/50 oder auch dem Stigmar. So sieht eine "Testwand" an der Sony A7s aus:
Anhang 77097
Aber jetzt mal zu der Abteilung "Lichtspiele" für die ein solches Objektiv wie geschaffen ist:
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Grundsätzlich kann man mit dem Canon XI 1.0/90 auch einigermaßen "normale" Bilder machen, da es abgesehen von der nicht vorhandenen Randschärfe keine extrem auffälligen optischen Fehler hat. Allerdings ist die Trefferquote für den Fokus bei mir bisher ziemlich niedrig. Die Schärfeebene ist dermaßen dünn und man muss sie ja zusätzlich noch wegen des Fixfokus durch Eigenbewegungen treffen anstatt durch Drehen am Fokusring, dass man häufig daneben liegt. Hier sieht man z.B. dass das Auge scharf ist, die Kontur der Nase aber schon von einem dicken Schleier von Unschärfe überzogen:
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Wenn man dann ausnahmsweise mal trifft, wird man aber belohnt mit einem Freistellpotential und einem samtigen Bokeh wie man es ansonsten für KB-Format kaum finden dürfte - oder wenn dann nur in astronomischen Preisregionen von "Dream-Lenses":
Anhang 77103
Anhang 77104
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Ein wenig Glitzerkram, an dem man gut sehen kann, wie unterschiedlich das Objektiv vor und hinter der Schärfeebene abbildet (vorne "eckig", hinten "rund"):
Anhang 77847
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Zitat:
Zitat von
gorvah
Wäre es nicht reizvoll die Schärfentiefe durch Einbau einer Papp- oder Samtvelour"blende" zu erhoehen ? Könnte doch die Trefferquote und auch vielleicht die Porträtfähigkeit erhöhen.....
Gruss
Gorvah
Tut mir leid aber der Sinn dieses Vorschlags erschließt sich mir nicht.
Ich habe mindestens ein halbes Dutzend schöne, abblendbare Portraitbrennweiten zwischen 80 und 100 mm mit Anfangsblenden zwischen f/1.4 und f/2.8 im Regal stehen, die ich nehmen kann wenn ich mehr Schärfentiefe haben möchte. Solche Objektive gibt es wie Sand am Meer. Ein KB-taugliches 1.0/90mm-Objektiv ist dagegen etwas ziemlich einmaliges, das man meines Wissens nicht einmal für viel Geld fertig kaufen kann. Warum sollte ich das seiner Einzigartigkeit berauben, um es "nützlicher" zu machen.
Und was die "Portraitfähigkeit" betrifft: Wer sagt denn, dass ein Portrait über das ganze Gesicht hinweg scharf sein muss? Ich finde auch so etwas durchaus reizvoll:
Anhang 77852
Canon XI 1.0/90 an Sony A7s, leicht beschnitten