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Olympus G.Zuiko Auto-S 1.4/50mm - Reparatur: Fokus bombenfest, Blende schwergängig
Oder: Mittlere Odysse mit dem Hammer...
Aber alles der Reihe nach.
Also ein 1.4/50 Zuiko schaut gut aus, nur rührt sich der Fokus keinen mm und die Blende war extrem schwergängig. Ausserdem hatte es ein ziemlich verbogenes Filtergewinde. Kurz vorweg: Das war wohl die Ursache des ganzen Übels. Die ganze Geschichte kommt eingeflochten in der folgenden Reparatureschreibung.
Wie immer das Objektiv selbst vorab.
Bild 1, 2, 3:
Anhang 38957 Anhang 38958
Anhang 38959
Fokus:
Hinten zuerst die drei schwarzen Schrauben (Bild 3, rot) raus und den inneren schwarzen Deckel abnehmen, sonst kann man gleich den Hebel der Blendenübertragung nicht durch den silbernen Deckel fädeln. Dann die drei silbernen Schrauben (Bild 3, grün) raus, dann kann der Rückdeckel mit dem Bajonett abgenommen werden.
Den silbernen Abdeckring mit drei Schrauben lösen (Bild 4, rot).
Bild 4:
Anhang 38960
Darunter den Ring mit dem Blendenübertragungshebel abnehmen.
Da die hintere Linse jetzt frei liegt, klebe ich etwas Klebeband darüber um sie zu schützen.
Die zwei messingfarbenen Geradeführungen mit jeweils zwei Schrauben lösen (Bild 5, rot). Zur Sicherheit markiere ich mit einer Reißnadel, welche wohin gehört.
Bild 5:
Anhang 38961
Jetzt müsste man eigentlich das Helicoid nach vorne ausschrauben können. Ausrastposition markieren.
Um das innere Helicoidgewinde richtig reinigen zu können, lohnt es sich den Blendenring abzunehmen. Das kommt dann gleich weiter unten. Jetzt erstmal...
Bei mir hat sich nicht gerührt.
Nach einigem hin und her hab ich festgestellt, dass das Objektiv wohl mal richtig auf was hartes gefallen sein muss - auch wegen des verbogenen Filtergewindes - aber jetzt wegen dem hier: Der Teil von der Gewindefassung einer Schraube des Rückdeckels auf Bild 6 saß ca. 0,5mm tiefer als alle anderen. Könnte das Teil verbogen sein? Gewinde ausgerissen, übergesprungen? Einen Schraubenzieher angesetzt und drei beherzte aber vorsichtige Hammerschläge auf den Schraubenzieherkopf später ging es dann schlagartig wieder, das Fokusgewinde zu schrauben - und zwar butterweich, wie man es von den Zuikos kennt. Das Feingewinde war aber immer noch fest.
Bild 6:
Anhang 38962
Also weiter ranarbeiten an das Feingewinde. Die Entfernungsskala am Außentubus ist von Madenschrauben unter dem Gummiring fixiert. Löst man diese kann man den Ring mit der Entfernungsskala und dem beiseitigen Fokus-Anschlag abnehmen und dann eigentlich das Feingewinde ausschrauben. Dazu muss aber erstmal der Blendenring davor und dessen ganzer Vorbau weg.
An den Blendenring kommt man von vorne. Den gravierten Ring und die Frontlinse ausschrauben. Der hält den Filtergewindering der auf eine silberne Riffelblende drückt, in die die Kugel vom Blendenring einrastet. Die zwei linken Teile (wobei der Filtergewindering unten noch den silbernen Riffelring dran hat) in Bild 7 werden von dem gravierten Ring gehalten. Schließlich hält alles den Blendenring.
Bild 7:
Anhang 38963
Da sich bei mir immer noch nichts tut, habe ich Impuls und Trägheit aus der Physik genutzt und das Feingewinde peu à peu mit dem Hammer und einem zwischengelegten Stück Holz ausgetrieben (Bild 8). Ergebnis Bild 7 rechts.
Bild 8:
Anhang 38964
Es muss der schwarze Ring sein der ein verzogenes Gewinde hat, oder selbst verzogen ist. Mit einigem Reinigen ging er schon ein paar Umdrehungen drauf, passt aber halt nicht.
Erstmal auf dem Schreibtisch mit Lampe dahinter geschaut, ob da was drunter durchscheint - ja. Also planhämmern... Dann an den passenden Stellen Holz untergelegt und oben Holz drauf, auf welches ich zur Abwechslung wieder mal einhämmere.
Dabei bitte aufpassen, dass man den Ring nicht versehentlich auch weitet. Sonst kann es passieren, dass wiederum der Unendlich-Anschlag an der Stelle klemmt.
Nach einigem hin und her geht der Ring besser drauf. Mehr geht wohl nicht mit solch brachialen Methoden.
Darum jetzt: Autopolitur auf das Gewinde und "neu einschleifen"... Wohl wäre Schleifpaste, wie zum Ventile einschleifen, besser, die hab ich aber nicht zur Hand.
Nach 5 Schmirgel-Gängen lässt es sich wieder mit der Hand zusammenschrauben - yeah.
Zusammenbau:
Feingewinde bis Anschlag einschrauben. Innentubus mit Linsen bis Anschalg einschrauben. Dann Feingewinde aufdrehen bis die Geradeführungen passen. Ggf. noch 180 Grad weiter - um das rauszufinden prüfen, ob der silberne Deckel mit dem Bajonett richtig tum draufpasst. Falls ja - beide Geradeführungen locker einschrauben und einmal ca. 120 Grad aus- und wieder eindrehen, damit die Geradeführungen passend liegen. Dann die vier Schrauben fixieren.
Hinten alles zusammenbauen und erstmal prüfen ob man auch auf unendlich fokussieren kann.
Dann von vorne Fokusring aufsetzen, die passenden vier Einschraubmacken der vier Madenschrauben suchen und Fokusring fixieren. An Kamera prüfen ob die Unendlichstellung passt.
Dann vorne Blendensach montieren. Fertig.
Jetzt noch der Hammer. Nach dem Aufschrauben von dem hinteren silbernen Deckel ging der Fokus wieder schwerer...
Dieser EINE schwarze Ring, in dem auch die Gewinde für die Abdeckungsschrauben sind, ist das schwache Teil in dem ganzen Objektiv... uargl...
Wo muss ich denn jetzt noch den Hammer ansetzen...?
An DEM Ring habe ich dann nochmal reihum die Gewindefassungen und Auflageflächen angeschaut und festgestellt, dass die Nase oben links in Bild 6 neben der Nase die ich mit dem Schraubenzieher bearbeitet hatte, etwas nach innen gedrückt war. Muss wohl beim austreiben des Feingewinde passiert sein.
Vorsichtig mit untergelegter Dämpfung rausgehebelt bis alles plan ist und jetzt geht der Fokus annähernd so geschmeidig wie gewohnt von Zuikos. Nur an der Stelle wo ursprünglich nach dem Sturz gar nichts mehr ging, ist der Fokus jetzt minimalst schwergängiger.
Fazit 1: Alles, fester Fokus und schwergängige Blende, eigentlich "fast" nur ein Problem des Frontsturzes (verbogener Rinf drückt auf..., drückt auf..., ... ).
Fazit 2: Das 1.4/50 mag keine Stürze - gar wirklich nicht... (also eigentlich nur dieser eine schwarze Ring nicht)
Viele Grüße,
Marcus