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Zeiss Ikon Kinostar 2.4/120mm
Hallo zusammen,
am Wochenende habe ich mich mit dem Projektionsobjektiv (bzw. "Vorsatzlinse") IKON KINOSTAR 12cm Version III beschäftigt. Da diese wie das Meostigmat 1.4/70mm einen Außendurchmesser von 52,2mm hat, konnte ich diese Optik dank Henrys „Samtschnecke“ schnell und einfach mit Hilfe von zwei Samtstreifen adaptieren. Zwei Samtstreifen? Ja, das Objektiv ist ein durchgehender Tubus ohne weitere Verdickungen und was liegt näher, als das Ganze dann auch mal in Retrostellung zu testen…:spitze:
Anhang 37538
Anhang 37539
(Die dilettantische Bastelarbeit bitte ich zu ignorieren, ich übe noch... :autsch:)
Das Objektiv ist 82mm lang. Die Vorderlinse hat ca. 50mm Durchmesser, was bei einer Brennweite von 120mm eine Lichtstärke von 2.4 ergibt. Auffallend groß ist die Hinterlinse, quasi auch 50mm. Das Objektiv ist sehr leicht, genaue Angaben mangels geeigneter Waage nicht ermittelbar, aber z.B. deutlich leichter als das Meostigmat 1.4/70mm. Schraubt man es auf, weiß man auch warum: Es besteht außer dem leichten Metalltubus (vermutl. Messing, die inneren Gewinde sind typisch dunkel Messingfarben und ich kann außen mit dem Fingernagel Kratzspuren hinterlassen) nur aus einer vorderen und einer hinteren Linse. Der Rest ist gute Siegerländer Luft. Ob es sich um Linsengruppen oder Einzellinsen handelt, kann ich nicht sicher feststellen.
EDIT: Nochmal genau nachgeschaut und über die Anzahl der Reflexionen bestimmt: Die Vorderlinse ist einzeln und das hintere Glied besteht aus 2 Linsen in einer Gruppe. Je nach Lichteinfall kann man sehr schwach eine bläuliche, einfache Vergütung sehen.
Vorderseite
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Rückseite
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Rücklinse einzeln
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Vergleich Kinostar 12cm - Meostigmat 1.4/70
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Das Adaptieren mit Henrys „Samtschnecke“ ist mit Velours aus dem Bastelbedarf, Schere und Cutter schnell erledigt. Dann eine Überraschung: Zum Fokussieren auf unendlich muss das Objektiv sehr weit ausfahren. Es bleibt nicht mehr viel „Schnecke“ für den Nahbereich – also muss ein 20mm Zwischenring herhalten. Mit diesem Konstrukt kann ich nun von ca. 80cm bis unendlich fokussieren. Nachgemessen: Bei unendlich sitzt die Hinterlinsenfassung ca. 25mm vom EOS-Bajonett entfernt. In Retrostellung muss sogar noch ein weiterer Zwischenring hinzu, damit der Einstellbereich passt.
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Anhang 37545
... Fortsetzung folgt ...
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Noch eine Bemerkung, bevor es weitergeht: Ich vergleiche in dieser Vorstellung immer wieder mit dem Meostigmat 1.4/70mm, da es für mich eine Referenz in Sachen adaptierte Projektionsobjektive darstellt und hier schon vielfach besprochen wurde.
Nun zur optischen Leistung des Kinostars. Diese ist, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig. Während die Farben sehr schön sind, fallen die Kontraste bei Streulichteinfluss stark ab. Dies ist sicher der großen, vermutlich nur schwach vergüteten und weit vorne sitzenden Vorderlinse geschuldet. Eine Streulichtblende ist Pflicht (muss aber erst noch gebastelt werden).
Im Nahbereich verhält sich die Linse schwierig. Die Schärfe kann leider oft nicht mehr als hinreichend bezeichnet werden. Mag´s am Fotografen liegen? Möglich, aber nach zwei Duzend Bildern hätte sich doch zumindest in der Streuung ein Zufallstreffer ergeben müssen… Ich glaube da eher an den leichten Fungus meines Kinostars oder an konstruktionsbedingte Schwächen im Nahbereich (oder beides). Wird die Tage noch näher untersucht mit Stativ, Makroschiene, Live-View, Blitz und Spiegelvorauslösung.
Alle Bilder wieder 5DII ooc, Bildstil neutral (also ungeschärft), verkleinert mit Irfanview
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100% crop
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Gönnt man dem Kinostar mehr Objektabstand, nimmt auch die Schärfe im Bildzentrum zu. Kein Wunder, war die Projektorlinse wohl auch mit 120mm Brennweite für mittlere Säle konzipiert. Ab ca. 2 m wird es akzeptabel, wobei nie die Detailschärfe des Meostigmats 1.4/70mm erreicht wird.
Efeu
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Beleuchtungsanlage
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100% crop
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Die Vignettierung ist – vermutlich durch die große Hinterlinse, verhältnismäßig gering. Hätte da mehr erwartet. Bildfeldwölbung ist vorhanden, aber nicht in dem Maße, wie beim Meo 1.4/70mm. Auch der „Swirl“-Effekt, und „Cat-Eyes“ sind für den ersten Eindruck ebenfalls schwächer ausgeprägt, als beim Meo.
Richtung unendlich ist die Schärfe im Bildzentrum brauchbar. Zu den Rändern hin wird es aber schnell matschig.
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100% crop
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In Retrostellung tut sich an der Schärfe nichts. Der Bildeindruck wird von starkem Überstrahlen bestimmt, Kontraste gehen verloren. Netter Effekt…
Straßenzug (Retrostellung)
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Herbstfenster (Retrostellung)
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Der Siegener Schlosspark liegt für mich nur 5 Minuten entfernt und bietet sich, dank vielfältiger Motive, immer für Objektivtests an. Sind für Portraits dort grad keine Models greifbar, stehen die drei Damen vom Rubensdenkmal jederzeit gerne zur Verfügung. Sie sind zwar etwas wortkarg, dafür muss man sie nicht bei Laune halten und sie bleiben immer schön in Pose :lol:
Rubensdenkmal
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Rubensdenkmal, Retrostellung
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Fazit: Das Ikon Kinostar 12cm hinterlässt bisher einen gemischten Eindruck. So richtig warm bin ich damit noch nicht geworden. Interessant ist die einfache Retrostellung, diese kann vielleicht mal für ein sehr verträumtes Bild genutzt werden. Die Leistung ist ansonsten für eine Projektionslinse in Ordnung, aber nicht überragend. Mal unabhängig von Brennweite und Anwendungsfall sagt mir das Meostigmat 1.4/70mm bisher als Effektlinse mehr zu als dieses Kinostar 2.4/120mm. Mal schauen, wie ich da in zwei Wochen drüber denke...
LG,
Heino
p.s. Ich schaue die Tage mal, ob ich noch ein aussagekräftiges Bild bzgl. Cateyes und Swirl mit einer Lichterkette etc. hinbekomme.
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Moin,
jetzt mal noch ein Bild vom Stativ und mit Lichterkette im Hintergrund.
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100% crop
Anhang 37850
LG,
Heino