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Testbilder sinnlos?
Ich kann mich an die Zeiten erinnern, als ich voller Freude hunderte von Testbildern angefertigt habe, um die Qualitäten eines Objektives vergleichen zu können. Inzwischen habe ich für mich persönlich herausgefunden, dass das größtenteils vollkommener Unsinn und sinnlose Zeitverplemperung ist.
Ich will mal kurz erläutern, warum, und bin gespannt, ob sich eine Diskussion daraus entwickelt.
Mein Hauptproblem: Fokussierung
Selbst mit Live view und 10-facher Vergrößerung schaffe ich es nicht, den Fokus immer exakt gleich zu setzen. Das ist in so fern ein Problem, als das beispielsweise bei extrem lichtstarken Optiken zu einer krassen Veränderung im Bild führt: Unschärfe und Glühen machen sich schnell breit.
Nächstes Problem: Bildfeldwölbung
Gerne habe ich Wände und ähnliches fotografiert, um der Unschärfe in den Ecken nachzujagen und schnell behaupten zu können: Bäh! Unscharf! Erst bei Blende 8 scharf: Türstopper! Nun ist es leider so, dass das wohl oft allein an der Bildfeldwölbung lag und bei Blende 8 genügend Schärfetiefe erreicht war, dass endlich auch die Bildecken im Schärfebereich lagen.
Das Test-Verdikt hätte also besser lauten sollen: zwar auch in den Ecken scharf, aber nicht bei einer planen Wand. Um Wände zu fotografieren, eignet sich das Objektiv nicht bei Offenblende. Wenn du aber eine Wiese fotografierst, wirst du auch ein Käferlein in der Ecke scharf hinbekommen – wenn das Käferlein so lange ruhig hält.
Nächstes Problem: wechselnde Lichtverhältnisse
Wie oft habe ich mir ein nettes Motiv gesucht – Blüten etwa – um dann eine Reihe Objektive sich daran abarbeiten zu lassen. Ich habe mich gefreut, denn das versprach ein richtiger Stresstest zu werden, mit glühenden, weißen Blütenblättern und viel, viel bunten Rändern alias CAs. Dann kommt eine kleine Wolke – und vorbei ist’s mit der Glüherei. Und mit der Vergleichbarkeit.
Nächstes Problem: idealer Motivabstand
Ich gebe zu, das mag jetzt schon etwas zu weit führen, aber auch das verpfuscht einen Test: die ideale Entfernung eines Motivs zur Filmebene. Beispiel Carl Zeiss Planar 1.4/85. Wenn ich mit diesem Objektiv Testbilder im Nahbereich durchführe, werde ich nur mittelmäßige Ergebnisse erhalten. Bei zwei bis drei Metern Motivabstand sieht die Sache auf einmal ganz anders aus. Früher hatte ich in der Regel alle Objektive in den Nahbereichs-Clinch gezwungen, aber der Infight liegt nicht jedem. Klares Plus für Makros, würde ich meinen :D
Mein Fazit:
Daher vergleiche ich nur noch – wenn überhaupt – bei meinen seltenen Testreihen das Bokeh.
Typischer Aufbau dazu: irgendwas Nettes im Fokus, im Hindergrund eine Lichterkette.
So sieht das dann in etwa aus:
Anhang 33816
Carl Zeiss Jena Biotar 2.0/58 @2 von praktinafan auf Flickr
Übrigens: In Dinkelsbühl hatte ich die Lichterkette dabei, aber leider keine Gelegenheit, diese im Einsatz zu demonstrieren.