Noch etwas: Hat denn jemand hier einen Tipp, wie man so ein altes Tessar "gefahrlos" auf bekommt, um die Linsen zu reinigen? Ich habe da halt innen einen leichten Belag, sieht nicht nach Fungus aus.
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Noch etwas: Hat denn jemand hier einen Tipp, wie man so ein altes Tessar "gefahrlos" auf bekommt, um die Linsen zu reinigen? Ich habe da halt innen einen leichten Belag, sieht nicht nach Fungus aus.
Ich verlinke mal den Beitrag mit den Bildern des Tessars, welches ich öffnen möchte, da ich es gerade nicht schaffe, die Bilder hier auch noch mal direkt einzubinden (die Option zum Hochladen vom eigenen Computer funktioniert bei mir gerade nicht):
http://www.digicamclub.de/showthread...5405&page=8#80
Wie man das Objektiv öffnet, wirst Du vermutlich nur selbst herausfinden können, denn es dürfte kaum einer ein solches Exemplar besitzen und es auseinandernehmen. :lol:
Insofern wirst Du damit vermutlich Pionierarbeit leisten und ein Bericht wäre nett.
Wie Du an den Nebel im Inneren herankommst, kann man schon nicht sagen, weil weder eine Detailaufnahme von Hinten noch eine wirklich brauchbare von Vorn eingestellt wurde.
Da es aber eigentlich immer Wege von vorn und hinten rein in das Objektiv gibt, musst Du schonmal Bilder aller am Objektiv vorhandenen Kerben und Schrauben einstellen.
Die Mechanik ist immer die gleiche... Ein Tubus, in den die Linsen eingelegt sind, mit Distanzhülsen auf den korrekten Abstand zu einander gebracht, finden sich vor und hinter der Blende eine Anzahl von Linsen.
Wo also sitzt der Nebel?
Vorn... also Einstieg von vorn notwendig... den Rand des Tubus absuchen nach kleinen Verriegelungsschrauben, die das Herausdrehen von irgendwelchen weiteren Verriegelungsringen ermöglichen... direkte Vorspannringe... die man mit den Backen eines Meßschiebers oder einem passend verstellbare Öffnungsschlüssel, der in irgendwelche Furchen greift... alles ist denkbar, aber nur Du hast das Objektiv vorliegen und müsstest zumindest diese Details liefern.
Da das Objektiv nun auch schon sehr alt ist, kann es sein, dass Gewindeteile intern korridiert sind und somit auch nicht mehr ohne grobe Gewalt beweglich sind...
Es gibt also einen Haufen von Gefahren, das Objektiv zu schädigen... abrutschen, aus den Händen rutschen und fallenlassen bei zuviel Druck auf den Ring..
Bei dem was ich auf Deinem Bild erkennen kann, würde ich von vorn erstmal versuchen, ob Du den gerändelten Ring ganz vorn am Ring runterbekommst und dann weitersehen.
Hat die Gravurplatte mit dem Namen und den Daten irgendwelche Nuten, in denen du mit Werkzeug zupacken und sie herausschrauben könntest?
Mein bisheriges Zwischenergebnis ist, das ich den geriffelten Ring vorne "in Bewegung" setzen müsste. Hinten gibt es auch noch mal einen. Sicherungsschrauben, Kerben oder ähnliches habe ich bislang nicht entdeckt. Aber schon der Lack kann ja da Sicherung genug (zu viel) sein. Ich überlege noch, wie ich das Objektiv gefahrlos fixieren kann und womit ich genug Grip und Hebel habe, den Ring zu bewegen.
Bei einem festsitzenden Filter auf meinem Tokina 100-300mm hat mit der Gummihandschuh-Tipp - ich weis nicht mehr, woher der kam - geholfen. Mit einem Gummihandschuh hat man soviel Grip, das dem kaum ein festsitzender Filter widerstehen kann. Vielleicht sollte ich das hier auch noch mal versuchen, ich meine aber, ich hätte es schon vergeblich probiert.
Ich werde da aber auch keine grossen Risiken eingehen und auch nicht etwa versuchen, den Lack zu entfernen. Zwar sieht so ein Objektiv auch "nackt" in Messung ganz gut aus, ich erhalte da aber lieber den Originalzustand. Da ich eh nicht erwarte, nach Reinigung ein Spitzenobjektiv an einer Kleinbild-Crop-Kamera zu haben, kann ich mich mit dem leichten Schleier auch wohl arrangieren.
Hallo,
ich hab's gestern doch nochmal versucht...und, es hat geklappt.
Das grosse Biotessar von 1930 ( danke cooking_woody ! ) ist doch recht übersichtlich gebaut.
Aber der Respekt verhindert am Anfang eben doch die Anwendung roher Kräfte, um Gewinde loszubekommen.
Im festen Vertrauen auf Rechtsgewinde und einiger Vorüberlegungen habe ich dann den Harmstorffschen Kartoffelgriff
angewendet, ein Ruck und der Tubus kam. Der Rest des Gewindes lief dank doitscher Wertarbeit und Messing
wie Butter auseinander. Anbei einige Bilder, aus denen sicher klar wird, wie dieses Objektiv gebaut ist und zerlegt werden kann.
Ich muss mich allerdings noch bezüglich der Brennweite korrigieren, es hat ( nicht wie im Eingangsbeitrag angegeben 6,5 cm ) 16,5 cm !
Irgendjemand hat an der Linsenfassung mit schwarzer Farbe hantiert, und dabei ist die Ziffer "1" mit übermalt worden.
Ich hatte mich schon gewundert, da der Brennweiten-Fenstertest einen größeren Wert als 65 mm zeigte. Nun ist es klar.
Die Blende übrigens ist schwer verölt. Ich fürchte aber, das war so gewollt. Denn warum sollte in einem geschlossenen Objetiv
ohne andere bewegte Teile sich Fett befinden. Also habe ich es gelassen, nur etwas direkt auf den Lamellen vorsichtig weggetupft.
Der Blendentubusring hat auch sehr wenig Spiel, und so ist das Fett sicher nicht schlecht.
Nach gründlicher Linsenwaschung und Reinigung der Metallteile war der Zusammenbau eine Sache von 2 Minuten.
Bremsenreiniger aus der Spraydose leistet hier sehr gute Dienste ! Ist zwar auch nicht direkt als Lungenheilmittel anerkannt,
aber die größtenteils aliphatischen Kohlenwasserstoffe sind nicht so toxisch, wie Aromaten oder das in manchen Optikkreisen bevorzugte Aceton.....
Also, auf geht's: Den Aussenring strippen ( hier gibt es 3 Schräubchen ):
Anhang 28740
Und nun einige Gewindewürgegriffe und die Einzelteile liegen da. Für Leute mit Rechts-Links-Drehsinnschwäche deeer Tip: Vorher am Wasserhahn üben: Auf==Lose Zu==fest.
Aber: Respekt kann nicht schaden, nach fest kommt ab....
Alles, was man nicht mit blossen Händen schafft, sollte im Interesse der Werterhaltung bzw. möglicher Schädigungen unterlassen werden.
Also bitte, bitte keine Schraubstöcke, Wasserpumpenzangen oder Atombomben zur Demontage anwenden !
Anhang 28741
Am Ende verteilen sich die Teile so:
Anhang 28742
Trotz gründlichster Säuberung sind in den Linsen Einschlüsse und Defekte zu sehen:
Anhang 28743
Und weil diese Aktion so gut geklappt und zudem noch Spass gemacht hat, nehme ich mir doch gleich ein CZJ Zebra-Tessar 2,8/50 vor, das ich immer schonmal wieder gangbar machen wollte...
Viele Grüße aus Berlin
dmcp
Glückwunsch zur gelungenen Operation... :lol:
(Man - o - man, das werden ja immer mehr Reparateure hier)
LG
Henry
Hallo,
na dann wollen wir heute mal das Carl-Zeiss Jena Zebra Tessar 2,8/50 bearbeiten.
Ich habe zum besseren Verständnis mal eine eigene Terminologie der Bauteile eingeführt, die Experten mag es grausen, aber es ist ja nur für diesen Artikel bestimmt,
um die Teile auch zweifelsfrei benennen zu können.
Im ersten Bild das gute Stück. Schon mal ein Teil, nämlich die Frontblende, wurde demontiert.
Das empfehle ich als ersten Schritt, da man das Objektiv am Anschlussring gut fassen kann und die Frontblende so sicher gelöst bekommt
( Rechtsgewinde, wie alle Gewinde am Objektiv ).
Anhang 28771
Nun passiert folgendes:
- Anschlussring [6] durch Lösen der drei Schrauben entfernen
- Abheben des Blendenrings [3] Das muss vorsichtig geschehen, denn hier fallen 1 Kugel, 2 Federn und 2 verschiedene Stifte aus dem Blendenring.
Meist kleben sie durch das Fett an ihrer Position. Die Teile vorsichtig entnehmen und aufschreiben, wo was sitzt.
- Ausbau der Springblendenmechanik ( Lösen von zwei Schrauben ). Wenn man das Objektiv zum Altglasadaptieren nutzen möchte, kann man später
beim Zusammenbau die Springblendenmechanik weglassen, bei einer Restauration natürlich nicht.
- Ausbau des Gleitsteines
Anhang 28773
Der nächste Schritt ist delikat, denn nun wird der Optiktubus aus dem Focusring "entschraubt". Der Focusring wird gegenüber dem Gehäusering auf
"Unendlich" Stellung gebracht, so wie im nächsten Bild gezeigt. Dann wird der Optiktubus ganz langsam und vorsichtig nach vorn herausgedreht.
An der Winkelposition, wo er ausfädelt, wird eine Markierung gegenüber der Unendlichposition angebracht. So wird später wieder eingesetzt !
Anhang 28774
Focusring und Gehäusering sind aber immer noch über das Feingewinde miteinander verbunden. Nun steht man vor einer sehr schweren Entscheidung. Wenn das
eben zitierte Feingewinde leichtgängig ist ( meist ist ja das Mehrgangbewegungsgewinde das Übel der Schwergängigkeit ), sollte man es dabei belassen und nur das Bewegungs-Innengewinde
sorgfältig säubern und neu fetten.
Wenn es jedoch unabdingbar ist, auch das Feingewinde zu reinigen und neu zu fetten muss folgendes passieren:
Der Tubus des Innenbewegungsgewindes ist nämlich mittels einer Ringmutter mit dem Focusring verschraubt. Und hier gibt es keinerlei Winkelzuordnung.
Anhang 28775
Wenn man das also löst, muss die Winkelposition des Bewegungsgewinde-Innenrings zum Focusring genauestens markiert werden. Sonst ist später die Entfernungseinstellung
bzw. der Unendlichkeitspunkt verloren.
So, und nun zur Blende !
Anhang 28776
Die vordere Optikbaugruppe ( im Bild fälschlich als hintere bezeichnet, sorry ) wird zunächst durch das Lösen der Verschraubung ( Zweipunkteingriff ) entfernt.
Danach kann der Distanzring vorsichtig gezogen werden und der Blendenlamellenring liegt frei. Werden nun die seitlich aussen liegenden Schrauben gelöst, die den Betätigungshebel halten,
kann auch der Ring nach oben ausgehoben werden und die Lamellen liegen frei.
Ich reinige die Lamellen immer mit Bremsenreiniger, ebenso wie alle anderen fettbehafteten Teile.
Sehr wichtig ist, dass alle Oberflächen, die mit den bewegten Blendenlamellen später in Berührung sind, nicht mehr mit den Fingern betatscht werden. Pinzette ist absolute Pflicht !
Das gilt natürlich für die Blenden selbst auch !
Das Einfädeln der Lamellen geht bei 6 Stück eigentlich sehr gut, die letzte wird dann vorsichtig untergeschoben.
Naja, und nun der lakonische Schlusssatz:
DER ZUSAMMENBAU DES OBJEKTIVS ERFOLGT IN UMGEKEHRTER REIHENFOLGE.....
Aber ich denke doch, dass es mit den obigen Beschreibungen zu schaffen sein müsste.
Viel Glück und Spass beim Basteln wünscht Euch
dmcp
Vorsicht!
Die Frontblende kann man nicht bei allen Zebra Tessaren einfach so abschrauben. Diese Version ist sogar sehr selten. Am häufigsten trifft man auf eine Ausführung die wie schon bei vielen alten Zeiss Objektiven die Frontblende mit 3Schraube fixiert hat, die sich unter dem Metallring mit der Obejtivbeschriftung befinden, diesen muss man dann immer zuvor über das Filtergewinde herausdrehen um an die schrauben zu kommen.
Das ist keine leichte Arbeit bei einem 50jahre alten Objektiv.
hier steht dazu mehr: http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=16462