http://www.abload.de/img/nikkor28_k1coq89.jpg
Dieses schöne, lichtstarke Weitwinkelobjektiv, das Nikkor Ai 2/28mm stammt laut Seriennummer etwa aus dem Jahr 1980 und wartet schon seit einiger Zeit auf einen ordentlichen Testbericht und eine Vorstellung hier im Forum. Da ich im WW-Bereich viel häufiger mit der Kombination 24mm/35mm unterwegs bin, fristet es leider ein unverdientes Schattendasein bei mir. Deswegen kommen bisher nicht so richtig viele und gute Testbilder zusammen. Aber für eine Kurzvorstellung reicht es und vielleicht finden sich ja auch noch andere Besitzer, die Erfahrungen beisteuern und weitere Aspekte ergänzen können.
Die technischen Daten:
Gewicht: ca. 350 g
Länge min.: 65 mm
Filtergewinde: 52 mm
7 Blendenlamellen
Blenden: 2 - 22 in ganzen Stufen
Naheinstellgrenze 25 cm
9 Linsen in 8 Gruppen
Close Range Correction
Linsenschnitt: http://www.pierretoscani.com/images/.../Figure-43.jpg
Was ist eigentlich der Sinn eines so lichtstarken WW-Objektives? Ich würde nie auf die Idee kommen, Landschaften oder Architektur mit einem 2/28 bei Offenblende zu fotografieren und dementsprechend habe ich auch keine Beispielbilder davon zu bieten. Da müsste ich schon mal die Muße für extra Testbilder ("Mauerbilder") haben, vielleicht komme ich ja in den nächsten Tagen dazu. Viel eher verwende ich ein solches Objektiv für Aufnahmen im Nahbereich. Da macht die Kombination aus räumlicher Wirkung und Tiefe eines Weitwinkelobjektivs mit der Freistellung der großen Blendenöffnung einen ganz eigenen Effekt, den man mit keinem anderen Objektivtyp erzielen kann. Die folgenden Bilder zeigen vielleicht was ich meine (alle Bilder an der 5DII, also KB-Format):
f/2
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-13esuh.jpg
f/2
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-5xtszd.jpg
Das Bokeh ist bei Offenblende durchaus ansprechend und wesentlich weniger harsch als beispielsweise beim Nikkor 1.4/35, hat allerdings eine interessante Tendenz, die die oben angesprochene Räumlichkeit in manchen Fällen noch unterstützt: Es zeigt absolut keinen "Swirl" um das Motiv herum sondern ganz im Gegenteil, es strebt sozusagen nach außen in die Ecken des Bildes:
f/2
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-34ts1f.jpg
f/2
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-4v5s3s.jpg
Dies äußert sich auch hier und da in Highlights, die eher tropfenförmig verzerrt sind mit scharfen Rand in Richtung Bildmitte und nach außen verlaufend - im folgenden Bild unten und rechts zu sehen:
f/2
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-69nsew.jpg
Acuh auf mittlere Entfernung kann die Offenblende durch einen merklichen Schärfeverlauf noch eine schöne räumliche Wirkung erzielen, ohne dass man dadurch zu viel Mittenschärfe einbüßt:
f/2
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-2pfswd.jpg
Eine tonnenförmige Verzeichnung ist erkennbar, stört aber nur in speziellen Fällen - normale Architekturaufnahmen oder Landschaften mit Horizont am Bildrand sind davon nicht beeinträchtigt. Und bei f/5.6 ist auch alles scharf bis in die Ecken, während vorher doch eine deutliche Weichheit und Kontrastarmut zum Rand hin sichtbar ist.
f/5.6
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-7zlsd1.jpg
f/5.6
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-8mysnq.jpg
CAs sind in der Vollauflösung (muss ich noch nachreichen) des ersten der beiden Bilder oben zu erkennen an den harten Kontrastkanten des Daches und der hinteren Glasfront, halten sich allerdings in einem Rahmen, der bei normalen Bildschirmauflösungen nicht ins Gewicht fällt und nur für 100%-Ansichten Korrekturen in der Nachbearbeitung erfordert.
Positiv fällt die geringe Neigung zu "Ghosting" bei Gegenlicht auf. Solange die Linsen ordentlich sauber sind, kann man auch die Sonne direkt mit ins Bild einbeziehen und bekommt abgeblendet einen schönen sauberen 14-strahligen Stern und nicht einen matschigen Fleck plus reihenweise Blendenflecke wie bei so vielen anderen Weitwinkelobjektiven am digitalen Sensor (der mir diesbezüglich übrigens viel heikler zu sein scheint als der gute alte Film):
f/16
http://www.abload.de/img/nikkor28_k-9oustv.jpg
Soweit erst mal die Kurzvorstellung. Ich halte das Nikkor 2/28 im Großen und Ganzen für ein hervorragendes Objektiv. Nur mal zur Einordnung: Ich hatte für kurze Zeit auch noch ein Zuiko 2/28 im Fundus und habe dieses nach direktem Vergleich mit dem Nikkor sofort wieder verkauft, wobei der Vergleich am Vollformat so deutlich zugunsten des Nikkor ausging (am Crop2 nicht ganz so deutlich), dass ich nicht ausschließen mag, ein Montagsexemplar des Zuiko erwischt zu haben.