Soligor C/D Dualfocal 3.5/28 + 3.8/35
Bei dieser Kuriosität konnte ich einfach nicht widerstehen: Ein Soligor C/D Dualfocal 3.5/28 + 3.8/35 MC in nahezu neuwertigem Zustand für wenig Geld. Ein klassischer Testkauf, der Neugier geschuldet. Das Objektiv wird wohl nur so lange bei mir bleiben bis ich ein paar aussagekräftige Bilder gemacht habe und dann weiter wandern.
http://www.abload.de/img/soligordualfocal28-35u3vcz.jpg
Dualfocal, was ist denn das? Sozusagen ein Zwitter aus Festbrennweite und Zoomobjektiv. Man kann die Brennweite in zwei Stufen verstellen, ohne dass der Bereich dazwischen abgedeckt wäre. Solche Konstruktionen gab es wohl von einigen Herstellern in der Übergangszeit als qualitativ hochwertige Zoomobjektive mit den vorhandenen Rechenkünsten und Gläsern noch nicht machbar waren, die Kunden aber schon mehr Flexibilität wollten. Leica hat sogar mal ein Trifocal-Objektiv im WW-Bereich gebaut - heute ein gesuchtes Sammlerstück.
Da die C/D-Serie die Spitzenprodute bei Soligor darstellte und 3.5/28 bzw. 3.8/35 nicht unbedingt nach unlösbaren Aufgaben für den Objektivkonstrukteur klingt, könnte man sogar hoffen, eine anständige optische Leistung mit diesem Objektiv zu bekommen. Das ist nach den ersten Eindrücken nur mit gewissen Einschränkungen der Fall. Aber erst einmal die technischen Daten:
Gewicht: 260 g
Min. Länge: 50 mm ab Auflage
Filtergewinde: 52 mm
Blenden: 3.5 - 22 in halben Schritten
6 Blendenlamellen
Bajonett: C/Y
Naheinstellgrenze 0.4 m
Hersteller: Möglicherweise Sun Optical
Optischer Aufbau: keine Information verfügbar
"Zoomfunktion": Umschalten der Brennweite durch Ziehen/Schieben des Fokusrings in Längsachse (zwie klar definierte Rasten). Dabei wird der hintere Teil des Linsensystems einschließlich Blende verschoben während der vordere Teil unverändert bleibt.
Der haptische Eindruck ist in Ordnung, alles läuft sauber und ohne Spiel und besteht aus solidem Metall. Störend ist nur, dass es keinen greifbaren Teil am Objektiv gibt, der sich nicht dreht, so dass das Eindrehen in die Kamera bzw den Adapter etwas schwierig ist bzw. man den Anschlag von Blende oder Fokus damit belasten muss.
Die ersten Bilder sahen nicht begeisternd aber zumindest solide aus. die Schärfe im Zentrum ist schon bei Offenblende bei beiden Brennweiten akzeptabel und störende CAs sind auf den ersten Blick nicht zu sehen. Ein paar Bilder an einer Testwand enthüllen aber sofort eine gravierende Schwäche: Die Vignettierung ist so massiv, dass man eigentlich nicht von einer Tauglichkeit für das KB-Format sprechen kann. Dafür ist aber wenigstens die Verzeichnung im Rahmen des üblichen und die Randschärfe ist nicht so schlecht wie es der erste durch den massiven Lichtabfall verdunkelte Blick vermuten lässt.
28mm / Offenblende
http://www.abload.de/img/soligor_df-1g1ih5.jpg
35mm / Offenblende
http://www.abload.de/img/soligor_df-2aofg8.jpg
Beim Abblenden wird das zwar besser aber bei Motiven, die einigermaßen gleichmäßige Flächen enthalten, sollte man bei 35mm mindestens auf f/5.6, bei 28mm auf f/8 abblenden.
In der Realität wirkt sich die Vignettierung zum Glück nicht so stark aus wie an der Testwand aber alles in allem ist der erste Eindruck, dass dieser Exot sich bei der Bildqualität auf dem Niveau von brauchbaren Zoomobjektiven oder schwächeren Festbrennweiten bewegt: Man kann ordentliche Fotos damit machen aber mehr auch nicht. Hier noch zwei Beispielbilder mit den beiden Brennweiten.
28mm / f/5.6
http://www.abload.de/img/soligor_df-1116fy8.jpg
35mm / Offenblende / Naheinstellgrenze
http://www.abload.de/img/soligor_df-1069dea.jpg
Wenn ich dazu komme, reiche ich auch noch ein paar aussagekräftigere Bilder und ggf. ein paar Crops nach. Und falls jemand irgendwelche Quellen kennt, die etwas zum optischen Aufbau verraten, wäre ich sehr interessiert.