Zoom-Nikkor 3.3-4.5/35-70
Als "Beifang" ist mir dieses Zoom-Nikkor schon vor geraumer Zeit in die Hände gefallen und ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, dass es außer für ein paar Testbilder den Weg an meine Kameras finden würde. Ken Rockwell listet es sogar in seinen Top 10 der schlechtesten Nikkor-Objektive. Aber die ersten Ergebnisse fand ich nicht so abschreckend, so dass ich es doch hier und da in die Kameratasche gepackt habe wenn ich nicht so viele Festbrennweiten mitnehmen wollte.
Für eine Kurzvorstellung sollte es reichen, was dabei zusammengekommen ist. Falls diese wider Erwarten Interesse wecken sollte: Das Objektiv ist so spottbillig zu bekommen, dass man keinen ernsthaften Verlust macht wenn man es sich mal testweise besorgt.
Das äußere Erscheinungsbild ist erstaunlich klein und leicht für ein Zoomobjektiv, wobei das geringe Gewicht leider durch einige Plastikteile erkauft wird, was aber erst auf den zweiten Blick auffällt und das Handling nicht beeinträchtigt. Es handelt sich um ein Drehzoom und beim Fokussieren dreht sich das komplette Frontelement - also ein sehr "klassischer" um nicht zu sagen simpler Aufbau.
http://www.abload.de/img/nikkor35-70_k15zong.jpg
Die Naheinstellgrenze ist durch einen "Close-Focus"-Bereich erweitert - ein Unfug den ich noch nie verstanden habe. Warum schreibt man nicht einfach stattdessen die echte Naheinstellgrenze auf das Objektiv, die in diesem Fall erfreulich kurze ca. 30 cm bei allen Brennweiten beträgt?
Dieser Nahbereich macht das kleine, handliche Zoom-Nikkor in der Praxis jedenfalls interessant für mich und ermöglicht durchaus scharfe und kontrastreiche Bilder, selbst am extrem hochauflösenden µFT-Sensor (s. Vollauflösung):
Olympus E-P1 (Crop2), 70mm, f/5.6
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-1xbjzn.jpg
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik35-70_g-14yr9g.jpg
Am Crop2-Sensor ist der Brennweitenbereich allerdings für mein Empfinden ziemlich unattraktiv: Portraitbrennweiten und Kurzteles habe ich dann doch gerne etwas lichtstärker. Am Vollformatsensor dagegen kann ein 35-70 gerade für Städte, Straßenszenen und Landschaften schon mal ganz angenehm sein, um den Bildausschnitt gleich vor Ort festlegen und die Wirkung einschätzen zu können, z.B. bei einem Bild wie diesem:
5D MkII, ca. 40mm, f/5.6
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-7pwkoj.jpg
Link zur hohen Auflösung: http://www.abload.de/img/nik35-70_g-7q9pup.jpg
Positiv fällt dabei auf, dass zumindest bei leichtem Abblenden die Neigung zu CAs und Überstrahlen selbst bei Gegenlicht und harten Kontrastkanten im Rahmen bleibt, wie dieses Bild und der zugehörige 100%-Crop aus der Ecke des KB-Sensors zeigen:
5D MkII, ca. 50mm, f/5.6
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-11z1krc.jpg
100% Crop
http://www.abload.de/img/nik35-70_crop-2l5u8x.jpg
Die Verzeichnung dagegen ist zumindest am kurzen Ende so ausgeprägt (tonnenförmig) dass sie schon hier und da stört, wie man hier am unteren Bildrand sehen kann (der obere Gebäudeabschluss ist natürlich in der Realität auch so geschwungen):
5D MkII, 35mm, f/5.6
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-5uij5j.jpg
Die Schärfe würde ich im Nahbereich als gut, ansonsten als ausreichend bezeichnen. Es zerschneidet einem nicht gerade den Sensor bzw. den Bildschirm, genügt aber für brauchbare Fotos und selbst für akzeptable Crops aus den Bildern, wie bei diesen Schnappschüssen:
5D MkII, 70mm, Offenblende
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-4dqjo2.jpg
ca. 100%-Crop, Offenblende
http://www.abload.de/img/nik35-70_crop-1y4u86.jpg
Die Hintergrundgestaltung (Bokeh) ist für ein lichtschwaches Zoom nicht übel wie ich finde, allerdings darf man sich natürlich kein großartiges Freistellpotential bei diesen Lichtstärken erhoffen sobald man mehr als einen Meter von dem Motiv entfernt ist (z. zweites Bild).
5D MkII, 35mm, Offenblende
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-62vkeh.jpg
5D MkII, ca. 50mm, Offenblende
http://www.abload.de/img/nik35-70_k-3zmjhn.jpg
Alles in allem: Wenn das eines der schlechtesten Nikkor-Objektive aller Zeiten ist, dann spricht das durchaus für den Hersteller. Eine ausdrückliche Empfehlung mag ich dennoch nicht aussprechen, da es einfach zu viele erschwingliche Festbrennweiten gibt, die mehr leisten können. Ich habe allerdings auch schon Festbrennweiten in der Hand gehabt, die wesentlich schlechter waren und wer zufällig ein Exemplar dieser "Manuellen Kitlinse" in die Hände bekommt, sollte ihm ruhig mal eine Chance geben.
AW: Zoom-Nikkor 3.3-4.5/35-70
Hallo Helge,
Zitat:
Die Naheinstellgrenze ist durch einen "Close-Focus"-Bereich erweitert - ein Unfug den ich noch nie verstanden habe. Warum schreibt man nicht einfach stattdessen die echte Naheinstellgrenze auf das Objektiv, die in diesem Fall erfreulich kurze ca. 30 cm bei allen Brennweiten beträgt?
Zitat Ende
Dieser "Close-Focus"-Bereich ist mir auch schon bei dem 24-85 AF-D 2,8-4 aufgefallen.
An diesem ist er durch einen Umschalter allerdings erst ab 35 mm aufwärts erreichbar und steht nicht über den gesamten Zoombereich zur Verfügung.
Wie ist dies bei der von dir genannten Version? Wirklich von nichts abhängig?
Nach allgemein zugänglichen Unterlagen soll die Naheinstellgrenze "NUR" bei 35 mm verfügbar sein.
Grüße
Horst
AW: Zoom-Nikkor 3.3-4.5/35-70
Ich habe die 30cm nicht genau ausgemessen aber auf jeden Fall ist der "Close-Focus" Bereich auch bei 70 mm verfügbar (s. das erste Bild mit den Mohnblüten). Bei einigen Zoom-Objektiven dieser Generation ist der "Macro"-Modus über den Zoomring erreichbar, und dann ist das natürlich nur an einem Ende des Zoombereichs möglich. Hier ist es aber schlicht die Fokussierung, die über 0,5 m hinaus noch mit einem roten Strich und einem "M" weitergeht bis ca. 30 cm (s. Objektivfoto).
AW: Zoom-Nikkor 3.3-4.5/35-70
Vielen Dank für die Info.
Werde meinen "Kenntnisstand" korrigieren.
Grüße
Horst