Zeiss Tevidon mit Bajonett - gibt es Adapter dafür?
Ich habe folgende Frage: es gibt von Carl Zeiss Jena die Objektivreihe Tevidon. Meines Wissens für TV oder Überwachungskameras. Die haben eine spezielle Bajonettanschlus. So wie hier zu sehen:
http://forum.mflenses.com/userpix/20...1_tevido_1.jpg
Gibt es fertige Adapter dafür für M4/3 Kameras, NEX oder ähnliches? Oder ist eine sinnvolle Umbau überhaupt möglich? Vielleicht hat mal jemand mit der Sache befasst.
AW: Zeiss Tevidon mit Bajonett - gibt es Adapter dafür?
Bevor du dir die Mühe einer Adaption machst, solltest du zunächst einmal herausfinden, ob es überhaupt Sinn macht.
Die Tevidone sind ausgezeichnete Objektive - ich durfte mal ein wenig mit einem 2.8/70 (allerdings mit c-mount) an meiner NEX-3 spielen - Wow!
Doch da du nicht schreibst, welches Objektiv es ist, könnte es sein, dass nur ein kleiner Teil des Sensors überhaupt durch den Bildkreis abgedeckt wird.
Bei Weitwinkel-Objektiven ist dies oft der Fall und dann lohn eine Adaptierung nicht.
Nun zu deiner eigentlichen Frage: Meines Wissens nach gibt es Adapter von diesem speziellen Bajonett auf c-mount und somit auch die Möglichkeit durch "Stacking" das Teil an eine NEX oder µ4/3 zu bringen. Aber, wie gesagt, siehe oben...
AW: Zeiss Tevidon mit Bajonett - gibt es Adapter dafür?
Ich kann dazu sagen, dass ich mal relativ ausgiebig nach einem solchen Adapter gesucht und keinen gefunden habe - was natürlich nicht beweist, dass es keinen gibt. Ich weiß nur, dass es zumindest einige Objektive aus der Tevidon-Reihe wahlweise mit diesem eigentümlichen Bajonett oder mit c-Mount gab und dass diese beiden Anschlüsse simpel durch Lösen von drei Schrauben untereinander ausgetauscht werden können. Den entsprechenden originalen C-Mount-Anschluss habe ich sogar mal als Einzelteil bei ebay gesehen - ging aber für erstaunlich viel Geld weg. Es scheint also einige Sammler zu geben, die auf eine solche Lösung scharf sind, was ebenfalls dagegen spricht, dass es einen Adapter gibt.
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es gibt Adapter: Selbstgebaute
Nabend,
so, als Besitzer einiger Tevidon habe ich mich mal in den Bastelkeller begeben. Nach einigen rotweinigen Untersuchungen, Vermessungen und Basteleien ist es geschafft, die Tevidone 2/10 und 1,8/50 sind an die NEX angeflanscht.
Ich habe auch noch ein Vario-Tevidon 2/18-90, aber da gibt es noch eine Nuss zu knacken. Es gab auch noch ein 2,8/70, aber das habe ich zusammen mit den Kameras verkauft.
Und das Ergebnis ?
Wie nicht anders zu erwarten. Die optische Qualität der Objektive ist soweit ok, die Unendlicheinstellung perfekt, aber.... einige Punkte sind zu beachten:
1. Farbabbildung: Ursprünglich gehören diese Objektive an ein Fernsehkamerasystem (siehe Bild ), das in der DDR vom VEB Studiotechnik Berlin in den 70-iger und 80-iger Jahren hergestellt wurde. Dabei handelt es sich um ein reines schwarzweiss-System. Die in den Kameras verwendeten Bildaufnahmeröhren, sogenannte Endikone, vom Typ F 2,5 M31 B sind reine Lichtintensitätswandler ohne Farbtrennungsmöglichkeit. Da die Tevidon-Objektivbaureihe offenbar speziell für dieses System entwickelt wurden, stellt sich die Frage, ob sie auch so gerechnet wurden ( das einzige industrielle Fernbeobachtersystem in der DDR, wurde natürlich auch ausgiebig von H&G verwendet, alte Ossis erinnern sich sicher "gern" an die umfassende Bestückung des Alexanderplatzes in Berlin mit diesem System... ). Vielleicht weiss jemand aus dem Forum was über die Hintergründe der Objektiventwicklung.
2. Die Vignettierung: Das schon erwähnte Endikon hat eine kreisrunde Targetfläche von 22 mm, der APS-C Bildkreisdurchmesser ist 27 mm. Da fehlen also mal glatt 5 mm, was ziemlich heftige schwarze Ränder bei Offenblende zur Folge haben dürfte.
3. Das Handling: Alle meine Objektive waren in motorbetriebenen Fernsteuerkästen eingebaut, mit denen die Blende, die Entfernung und beim Vario-Tevidon auch noch die Brennweite ferngesteuert werden konnten. Die Folge davon ist, dass die Objektive ziemlich zerklüftet aussehen und hässliche Gewinderinge für den Zahneingriff haben. Die Blenden rasten nicht und alle Triebe haben etwas Spiel und fühlen sich an wie Trockenlauf. Das ist Absicht, damit die Stellmotoren auch bei Kälte leichtes Spiel haben. Für Handbetrieb ist das nicht so optimal, zumal der Blendenring sehr nah am Adapterrand liegt und schlecht bedient werden kann. Und, die Dinger sind aus Vollmessing und richtig schwer !
Die Blende lässt sich komplett schliessen ( die Endikone sind sehr empfindlich auf zuviel Licht ), was eine sonderliche Lamellenanordnung der 12 Lamellen bedingt und bei kleinen Blenden eine dreieckförmige Öffnung erzeugt. Nun ja.
Morgen werde ich mal ein paar Bilder produzieren, jetzt ist zu finster.., na gut , eines mit dem 1,8/50 ( NEX 5, ISO 1600, B1,8, 1/30 s, handheld) :
Viele Grüße
dmcp
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Hallo liebe Altglasfreunde,
so, es geht hier wirklich um richtiges Altglas, man könnte die Tevidone aber genausogut als Fremdglas bezeichnen, haben sie doch ursprünglich mit Fotografie nichts zu tun, siehe oben. Da wir Altglasfreunde aber vor keiner Geschmacklosigkeit zurückschrecken, ist es geradezu zwanghaft, dass diese massiven Teile als Fotoobjektive umgewidmet werden und auf ihre alten Tage nochmal Licht für einen Digitalsensor zubereiten dürfen. Damit die Erzählungen nicht so trocken bleiben, hier das im vorigen Post angesprochene Tevidon-Trio im Bild:
Anhang 24910
Leider haben die schönen Objektive eine etwas rüde Behandlung erfahren, bevor sie in meinen Besitz gekommen sind. Zum Glück nur äußerliche Schrammen, die Optik ist perfekt erhalten und außer einer Reinigung der Front- und Rückseite gab es nichts zu tun. Wie später noch zu sehen sein wird und wie ich auch oben schon erwähnt hatte, sind die Objektive keine haptischen oder ästhetischen Schönheiten, reine Technikobjekte. Als Zusatzinformation hier mal die Masse der Kandidaten:
Das 2/10 ist das Federgewicht des Trios mit 160 Gramm, danach kommt das 1,8/50 mit stattlichen 490 Gramm und das 2/18-90 ist das Grosskaliber mit satten 997 Gramm ! Wie gesagt, ein Massiv-Brass Trio eben.
Die Adaption ist für das 2/10 und 1,8/50 recht einfach mit etwas Bastelgeschick zu erledigen. Voraussetzung ist die vorherige Ankunft eines C-Mount Adapters für die NEX aus Hongkong für wenige Euronen, dann kann es losgehen.
Das nächste Bild zeigt die "gestrippten" Objektive von hinten. Die sichtbare Auflagefläche mit den 3 versenkten M2-Schrauben bildet die Ebene für die Adaption, sie entspricht dem C-Mount Auflagemass von 17,52 mm.
Anhang 24911
Die eigentliche Aufgabe besteht nun darin, in den C-Mount Adapter 3 Bohrungen a 2,2 mm an der richtigen Stelle zu fabrizieren und 3 Stück M2*9 Schrauben zu beschaffen. An den Objektiven selbst kann nach Lösen der 3 M2-Senkschrauben nochmals ein Zwischenadapter abgenommen werden. Der rustikale Praktiker nimmt diesen Zwischenring und körnt die Bohrungen einfach auf den C-Mount durch. Doch Obacht, bitte die Winkelorientierung des C-Mount nicht vergessen, schliesslich sollen später wenigstens die spärlich vorhandenen Skalenbeschriftungen der Objektive oben liegen.
Der versiertere Diplom-Feinmechaniker dagegen spannt den C-Mount Adapter in ein Teilkreisdrehfutter und reisst mit dem Höhenreisser fachmännisch an. Das gibt die Gewähr, dass alles fein zentriert ist. Da aber der Rustikalpraktiker meist das bessere Auge hat, kommt das aufs gleiche raus....
Tja, das war's dann schon und die Objektive können an den C-Mount Adapter angeschraubt werden ( den Zwischenadapter nicht vergessen ).
Und voila, so siehts aus:
Anhang 24912
Anhang 24913Anhang 24914
Und wozu das Ganze ? Gleich geht's weiter damit..
Viele Grüße bis dahin
dmcp
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..tja, wozu das Ganze ?
In meinem ersten Post hatte ich ja schon die Vignettierungsbefürchtungen geäussert, welche sich natürlich in vollster Ausprägung bewahrheitet haben.
Doch halt, fangen wir mal mit der positiven Überraschung an ! Das Tevidon 1,8/50 scheint etwas aus der Reihe zu tanzen, was die brutalst mögliche Vignettierung angeht. Sollte das Teil etwa doch kein reinrassiges 22mm-Bildkreis Endikon-Objektiv sein ?
Seht selbst, hier ein paar künstlerisch wertvolle Wandstrukturbilder, die mit 2 m Abstand bei Blenden 1,8--4--11 gefertigt wurden:
Anhang 24915Anhang 24916Anhang 24917
Etwas abgeblendet, und man könnte damit leben. Aber für ein KB-Objektiv ist das doch zu arg, also wird es schon ein Fernseh-Spezialobjektiv sein !
Die Schärfe jedenfalls geht voll in Ordnung. Das muss man dem Tevidon 1,8/50 wirklich lassen, die Schärfeeinstellung ist knackig. Wenige Zehntel Drehung am Ring und die NEX zeigt selbst bei 14-facher Vergrößerung im Monitor feinstes gelbes Pixelkanten-Flimmern ! Super !
So nun kommt der Farbteil im Myth-Blasting...denn da war ja noch die Schwarz-Weiss Vermutung. Aber hier kann ich komplette Entwarnung geben, da geriert sich das Teil ziemlich gut für meine laienhafte Anmutung jedenfalls. Ich habe mal ein Minolta Rokkor 1,7/50 aus dem Regal genommen und ein paar Vergleichs-Bildchen produziert.
Die erste Reihe ist mit dem Tevidon 1,8/50 gemacht. Die NEX stand auf dem Stativ, ISO 200 und es war bewölkter Himmel heute morgen. Obwohl ich eine komplette Blendenreihe gemacht habe, zeige ich hier mal nur die Blendenwerte 1,8---4---11 .
Anhang 24918Anhang 24919Anhang 24920
Zum Vergleich die Rokkor-Pendants: ( 1,7---4---11 )
Anhang 24921Anhang 24922Anhang 24923
Ich finde, das kann man gelten lassen....und die Naheinstellgrenze von ca. 50 cm geht in Ordnung. Ein Bild mit dem Tevidon 1,8/50:
Anhang 24924
Ich fürchte aber, das waren sie schon, die guten Nachrichten aus Tevidon-City! Denn das Handling der Kombi ist echt grottig, die Blenden rasten nicht und man muss ständig schauen, wo sie gerade steht. Die Blende geht so leicht, dass beim manuellen Fokussieren sich ständig der Blendenwert mitverstellt. Nicht wirklich schönes Arbeiten. Und dann das Gewicht, fast ein Pfund zerrt vorne an der NEX. Da fotografiert man schneller Regenwürmer als man denkt...
Aber dennoch, eine schöne Erfahrung.
Und später schauen wir dann mal noch, was die anderen beiden Massivobjektive so bereithalten..
Viele Grüsse
dmcp
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stopp, die lustige Blendengeometrie will ich Euch doch nicht vorenthalten , schliesslich habe ich mit zitternder Hand extra Bilders gemacht davon:
Blende 4:
Anhang 24925
Blende 11:
Anhang 24926
und in der Endikon-Laserschwertschutzstellung:
Anhang 24927