Lichtstarke Normalobjektive
Hallo Leute,
hier wird in großer Breite über hochlichtstarke Normalobjektive diskutiert.
Das verfolge ich zum Teil ein wenig neidvoll und zum Teil mit einem Schmunzeln.
Da wird mit solch einer Linse im prallen Sonnenschein fotografiert und anschließend die Qualität erörtert.
Es wurde sogar der Einsatz von Graufiltern oder Polfiltern diskutiert damit man bei Offenblende trotz einer 1/4000 sec nicht überbelichtet.
Aus meiner Sicht (mein lichtstärkstes Objektiv hat Blende 2) sind diese Objektive eine sehr spezielle Nische für low light oder available light Fotografie, also wenn man noch unter schwierigsten Lichtverhältnissen bewegte Motive scharf fotografieren möchte.
Ich hatte einmal das Problem mit einer Schiffstaufe in der Nacht - da hatte ich Bewegungsunschärfe trotz meiner größtmöglichen Öffnung und hoher ISO-Einstellung. In dieser Situation hätte ich gern eine offenere Blende gehabt!
Mein Wunsch wäre hier der Einsatz dieser lichtstarken Objektive in Kneipen, Theatern oder Konzerten - dahin gehören nach meiner Meinung diese Linsen hin. Und wenn das mit den Farben unter diesen Bedingungen nicht klappt - schwarz-weiß Aufnahmen haben in diesem Metier ihren besonderen Reiz.
Da hier Henry über professionelle Erfahrung verfügt, würde ich mich freuen irgendwann mit ihm eine low light Tour zu machen!
In diesem Sinne wenig Licht!
Gruss Fraenzel
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AW: Lichtstarke Normalobjektive
Lieber Fraenzel,
das mag alles stimmen, einen Aspekt schneidest du aber nicht an: den bei diesen Objektiven sehr knappen Schärfebereich. Und genau darum geht es mir: um den Freistelleffekt. Daher der Tanz mit den Nachtlinsen bei Tage. Deswegen muss ich ja noch keinen Schatten haben ...
Dazu kommt: wenn ich eine Linse unter extremen Bedingungen teste, lerne ich auch die zu berücksichtigenden Schwächen besser kennen. Wenn ein Glas zum Beispiel eine sehr starke "Glüh-" oder "Blow"-Neigung bei zu viel Tageslicht hat, wird dieser Effekt wahrscheinlich auch dazu führen, eine Available-Light-Szene mit Spitzlichtern an eben diesen zu ruinieren.
Im Bild ein Tageslichtbild bei Offenblende 1.2, versucht, auf die "Kontur", also zB die Hutkrempe, zu fokussieren. Von Interesse waren waren dabei das Unschärfeverhalten - vorn und im Hintergrund - und der Umgang mit dem zu vielen Licht. 1/8000 sek.
Ok - mit einem 135er wäre es auch gegangen, der Freistelleffekt wäre sicherlich schöner. Aber: dann braucht man auch mehr Distanz zum Objekt. Das wäre bei dem gezeigten Beispiel nicht drin: Hecke steht im Weg.
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Hallo Willi,
den von Dir erwähnten Freistellungseffekt erzielt man auch bei wenig Licht, weil´s anders gar nicht geht.
Die meisten hier gezeigten Aufnahmen bei Offenblende 1,2 oder 1,4 überzeugen mich nicht wirklich und es wird dann mit einem besseren oder schlechteren Bokeh begründet.
Wirklich gute Freistellung erzielt man halt mit einem Teleobjektiv oder in der Makrofotografie, wo der Schärfebereich z. T. sogar nicht ausreicht.
Deshalb bleibe ich bei meiner Meinung: hochlichtstarke Normalobjektive sind für wenig Licht konzipiert. Nichtsdestotrotz sind Spielereien in unserem Hobby immer erwünscht.
Gruss Fraenzel
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Hallo Willi,
gerade sehe ich Deinen überarbeiteten Kommentar. Aber im Ernst, ist diese Aufnahme es wert ein hochlichstarkes Objektiv einzusetzen? Hier hätte ich einen Aufhellblitz eingesetzt und die Wirkung wäre vermutlich deutlich spannender ausgefallen.
Es ist spät geworden: Morgen diskutieren wir gern weiter!
Gruss Fraenzel
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Zitat:
Zitat von
Fraenzel
Aber im Ernst, ist diese Aufnahme es wert ein hochlichstarkes Objektiv einzusetzen? Hier hätte ich einen Aufhellblitz eingesetzt und die Wirkung wäre vermutlich deutlich spannender ausgefallen.
Klare Antwort: diese Aufnahme war es nicht wert, ein hochlichstarkes Objektiv einzusetzen, wie ich schon schrieb: ich wollte das Unschärfeverhalten erkunden. Ich dachte eigentlich, meine Intention sei auch so wahrnehmbar gewesen? wenn nicht: sorry für das Missverständnis.
Das Motiv selbst leidet eher durch die Unschärfe im Sockel und am Bein, es wirkt dadurch auf den ersten Blick unscharf. Ein Blitz hätte das auch nicht ändern können - bei der Blende.
In der Wiese und in den Bäumen kann ich sehr schön das Bokeh beurteilen. Mehr Anspruch steckt da nicht drin.
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Ich sehe eine F1.2 Optik als Effektlinse an, (hauptsächlich wegen der geringen Tiefenschärfe), die bei Tag und Nacht gute Ergebnisse liefern soll. Besteht das Objektiv bei Tageslicht, taugt es wohl auch bei Low Light. Daher meine Tests in eher heller Umgebung.
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Ich kann Fraenzels Ausführungen schon verstehen. Die 1.2er sind Spezialobjektive, die man eben gerne in der Sammlung hat (für den Fall des Falles).
Ich habe ja auch eines und ich muss zugeben, ich habe es noch nie wirklich benötigt. Bisher hätte mir immer f2 gereicht. Bei f2.8 und kleinerer Blende kommt man ab und zu schon mal in die "Lichtenge". Aber f1.4, f1.8 oder gar f2 hätten mir bisher immer gereicht.
Trotz allem habe ich auch schon bei Tageslicht mit meinem 1.2er Nikkor herumgespielt. Und genau das ist es, was hier ja passiert.
Die "ernsthafte" Anwendung liegt sicher in der Available-Light (oder wie man heute öfters liest "Ambient Light") Fotografie, doch das Spielen und "Testen" dieser Linsen macht immer Spaß, auch am Tag. ;)
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Zitat:
Zitat von
Fraenzel
...
Mein Wunsch wäre hier der Einsatz dieser lichtstarken Objektive in Kneipen, Theatern oder Konzerten - dahin gehören nach meiner Meinung diese Linsen hin. Und wenn das mit den Farben unter diesen Bedingungen nicht klappt - schwarz-weiß Aufnahmen haben in diesem Metier ihren besonderen Reiz.
Da hier Henry über professionelle Erfahrung verfügt, würde ich mich freuen irgendwann mit ihm eine low light Tour zu machen!
In diesem Sinne wenig Licht!
Gruss Fraenzel
Hallo Fraenzel,
das ist genau das, wofür die Linsen gemacht wurden. Ist zwar nett, mit der Freistellerei zu spielen, aber die Diskussionen, wie ob denn nun das Bokeh, das von vielen weiteren Dingen, wie Blickwinkel zum Motiv, Hintergrundbeleuchtung, Farbspielen im Hintergrund etc.. abhängig ist, ist letztlich für den Einsatzzweck in der Fotorealistischen oder auch dokumentarischen Aufnahme sicherlich unwichtig.
Hier zählt letztlich die Schärfe / der noch mögliche Kontrast in der dunklen Umgebung und der Speed.
Ob denn nun ein Minolota oder ein Zuiko oder ein Noctilux das "Peng-Aha" Erlebnis ausmacht, ist eigentlich völlig egal.
Wenn ich malen will, nehme ich einen Buntstiftkasten oder Pinsel und Farben und male.
Gleichwohl ist es nett, so ein Teil auch, wenn man es dann mal als Effekt braucht um etwas bestimmtes Auszudrücken, im Programm hat.
Aber ich muss gestehen, das es sich inzwischen bei mir doch genauso "abgenutzt" hat, wie Superweitwinkelperspektiven und andere "Effekthascherei"..
Ich spiele am meisten mit meinem 90er Leica Elmarit herum und bin zufrieden mit einer Blende 2.8 oder 4.
Und ja, wir machen da mal eine Kneipentour mit Liveband etc..
Aber am WE bin ich erstmal im Wildpark Eekholt. Mach da aber gleich noch einen Thread. Vielleicht hat ja jemand Zeit und Lust.
LG
Henry
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Ich vermute, hier liegt ein Missverständnis vor.
Wenn ich lichtstarke Objektive bei Tage teste, will ich damit keine Empfehlung für den "Einsatzzweck in der Fotorealistischen oder auch dokumentarischen Aufnahme" geben - steht nirgends.
Vielmehr kann ich mich Urmelchens Motiven anschließen: Grenzen ausloten.
Und Carstens: spielen.
Henry, du schreibst: "Wenn ich malen will, nehme ich einen Buntstiftkasten oder Pinsel und Farben und male."
Was soll uns das sagen? Machen wir einen Malkurs?
AW: Lichtstarke Normalobjektive
Zitat:
Zitat von
praktinafan
Was soll uns das sagen? Machen wir einen Malkurs?
Ja, mit Licht. :peace: