Posen, Ausdruck der Models
Liebe Studiofotografen
Da ich meine Aktmodelle nicht bezahlen kann (sie bekommen eine CD mit den Fotos), bin ich auf mutige Bekannte angewiesen. Bisher war es immer so, dass sie dachten, die hinter der Kamera wird's schon richten. Völlig angespannt und steif warteten sie auf meine Anweisungen, waren selber nicht motiviert. Obwohl ich eine - aus meiner Sicht - lockere Athmosphäre schaffe, mit den Models plaudere, sie sich nicht gleich gänzlich ausziehen lasse, bleiben die Models steif und ausdruckslos. Ich bin in der Zwickmühle. Will ich Aktbilder machen, muss ich nehmen, wer sich bereit erklärt. Andererseits muss ich Anweisungen bis zum Abwinken geben, trotzdem kann ich das gewisse Etwas nicht aufs Bild zaubern, wenn die Models nicht mitmachen. Die Studiomiete ist sauteuer, bis ich mal abdrücken kann vergeht manchmal fast eine halbe Stunde. Gibt es welche unter Euch, die das selbe Problem haben? Wenn ja, wie löst Ihr das? Gibt es ev. gezielte Literatur oder Bildbände mit (Anfänger-) Posen? Bin gespannt auf Eure Antworten.
Viele Grüsse
Brigitte
AW: Posen, Ausdruck der Models
Ich denke, auch du gehst verkrampft an die Sache ran, weil du dich jedes Mal abmühen musst. Ich habe die Erfahrung gemacht, je länger so ein Shooting dauert, desto lockerer und mutiger wird das Model. Auch ich stehe auf dem Gebiet eher in den Anfängen und ich weiß, dass man da nix erzwingen kann. Entweder die Klamotten fliegen nach und nach von allein, weil das Model locker wird, oder du kannst das gleich vergessen.
Du kannst im Netz auch Models finden, die auf TFP Basis arbeiten. Sie geben dir ihre Zeit und du gibst ihnen dafür die Bilder auf CD. Viele von den Mädels haben schon einige Erfahrung gesammelt und können auch dir weiter helfen.
AW: Posen, Ausdruck der Models
Es ist Schauspielerei - ich könnte keine Rolle spielen, ich käme wie eine Sprechpuppe rüber, bei Amateurmodels ist es ebenso.
Erst Übung und ständige Wiederholung kann einen begabten Poser die Spannung geben, die gute Posen brauchen.
Leider ist das so.
Geduld und Übung - dann geht es sicher bald viel besser
mfg Peter
mfg Peter
AW: Posen, Ausdruck der Models
Die Verkrampfung liegt in den meisten Fällen beim Fotografen, weniger bei den Modellen.
In vielen Fällen ist der Fotograf im Amateurbereich zu sehr mit seiner Technik, der Lichtführung und den weiteren Umständen beschäftigt.
Aber gerade das ist es, was die Modelle später oft unnatürlich wirken läßt. Sie kommen deshalb selten "in Fahrt"...
Dabei ist für den Fotografen gerade das sich Lösen von dem Werkzeug Kamera und Licht oberwichtig, um in eine Interaktion mit dem Modell überzugehen.
Das Modell muss geleitet sein. Es muss gesagt und gezeigt bekommen, was die Schokoladenseiten an ihm/ihr sind.
Interaktion, klare Vorgabe und ständiges "beim Modell sein", bestätigen und freundliches "nein, nicht so sonder so herum" sind die Schlüssel.
Dieses "psychologische Moment" trägt zum eigentlichen Gelingen eines Akts bei. Die Fähigkeit in schlafwandlerischer Sicherheit die Technik zu bedienen und sie eigentlich "verschwinden" zu lassen.
Es ist immer eine besondere Situation und Beziehung, die in der Aktfotografie zwischen Modell und Fotograf herrscht. Dieses Vertrauen gewinnt man nicht mit einem angestrengten Blick durch den Sucher, sondern durch Lockerheit, humorvolle und auflockernde Szenen und Spielerein zwischen den Beteiligten. Oft helfen Requisiten, mit denen sich das Modell beschäftigen kann, auch dabei, sich von einer "verkrampften" in eine "mitspielende/n Akteur/in" zu verwandeln.
Beispiel: Ich hatte einmal ein Modell, da haben wir einfache Billiardkugeln
genommen, an nackten, in die Luft ragenden Beinen rote Stiefel
benutzt und es ging zunächst nur darum, die schwarze Kugel
zwischen den Stiefeln festzuklemmen.
Es entwickelte sich eine absolut entspannte Situation, wo später mit allerlei Witz und Ehrgeiz und den Kugeln sehr ansprechende Aktaufnahmen zu stande kamen, weil einerseits das Modell locker wurde, viel gelacht wurde und selbst vom Modell dann entsprechende Vorschläge und Ideen noch mit in die Szenen eingebaut wurden.
Deshalb ist es für mich immer ein wichtiger Aspekt gewesen, auch dem Modell "Spielzeug" oder Aufgaben mit auf den Weg zu geben um einerseits lockerer zu werden, sich selbst mit einzubringen.
Auch ist vor einem solchen Shooting mit Amateuren wichtig, das Offenheit über die körperlichen Vorzüge und auch Nachteile besteht.
In der Regel ist das viel weniger ein Problem, als ich in meinen Anfängen mit dem Metier je geglaubt habe. Ihr werdet sehr überrascht sein, wie sehr Modelle im Amateurbereich ihre Vorzüge und auch Nachteile selbst einschätzen.
LG
Henry
AW: Posen, Ausdruck der Models
Völlig richtig, Henry trifft den Nagel auf den Kopf: die Technik ist unwichtig, Menschenführung, soziale Kompetenz und eine gewisse Vorstellung, was man erreichen will, sind angesagt.
Als Fotograf muss man klare Anweisungen geben können - was ja nicht im Kasernenhofton enden muss ;)
AW: Posen, Ausdruck der Models
Vielen Dank für die Kommentare und die interessanten Tips. Genau auf solche Erfahrungswerte und Anmerkungen bin ich angewiesen. Ich werde mir das zu Herzen nehmen. Bestimmt hat sich meine eigene Unsicherheit übertragen, da muss noch viel geübt werden, sehe ich auch so. Eines hingegen ist mir fremd, der Kasernenhofton.
Habt noch einen schönen Tag.
Herzliche Grüsse
Brigitte