Soligor C/D 28-80mm f3.8-4.8 (OM): Überholung

[Ando]

Ein Soligor-Zoom kam mit Olympus-OM-Anschluss zu mir, in deutlich gebrauchtem - aber nicht missbrauchtem - Zustand.




Hier schon mit abgenommener Gummierung des Fokusringes zwecks Erkundung der Verschraubung.




Die Bajonettschrauben lassen sich lösen - ein guter Beginn


Das Zoom ist außen schmutzig, der Blendenring dreht schwer, beim Schiebezoomen und Fokussieren knistert es und beides gibt sich müde bis unwillig. Irgendwo auf einer Linse sitzt der Fungus, Staub auf den Linsen glitzert im LED-Licht.




Ich will sehen, was ich tun kann zu seiner Erfrischung

• Eine Zerlegung wird erforderlich sein, um auch den Zoommechanismus reinigen zu können.
• Reinigung und Fettung der Helicoide.
• Blendenring innen reinigen und fetten.
• Optik ausbauen, zerlegen, säubern
• Reinigung innen, aller Ringe und der Außenflächen

Es gibt auch eine Besprechung dieses Objektivs:

„Soligor C/D 28-80mm f3.5-4.5“

https://www.robertallenkautzphoto.co...d-28-80-review

Allerdings weichen meine max. Blendenwerte mit f = 3.8 - 4.8 etwas ab.

Aber es sollte sich um das ansonsten gleiche Objektiv handeln, denke ich zumindest.

Morgen oder übermorgen gehts los

[Ando]

Zooms zu zerlegen und wieder zusammenzubauen ist spannend.

Hat man gerade eben das eine so weit durchschaut und wieder korrekt zusammengefügt - wer zählt die Stunden - stellt einen das nächste gleich wieder vor Probleme.

Jedes Zoom ist etwas anders konstruiert, das Prinzip ähnlich, die Umsetzung bunt.

Verlassen kann man sich auf nichts.

Heute war es nicht anders.






Gemütlicher Einstieg

Die Gummierung des Fokusringes nahm ich schon gestern ab.

Der Zierring lässt sich leicht mit dem Gummizylinder ausdrehen.




Auch der Bajonettring stellt keine Rätsel.

Seine drei Schrauben lösen ohne Probleme.




Ein Teil der Blendenmechanik und die hintere optische Baueinheit.




Der Blendenring und die Kugel der Blendenraste.

Sie verhielt sich zahm und sprang beim Abnehmen des Ringes nicht davon.

Das alte Fett in der Raste hielt sie zurück.




Die optische Baueinheit ausgedreht.




Um die vordere optische Baueinheit entnehmen zu können, muss ich mich mit dem Fokusring und seiner Kopplung mit dem vorderen Helicoid beschäftigen.

Es gibt zwei Anschläge für maximale und minimale Entfernungseinstellung.

Der Fokusring ist über einen zylinderförmigen Schuber mit dem vorderen Helicoid verbunden.

So weit ich es durchblickt habe, markiere ich die Unendlichstellung für die spätere Montage und hoffe, dass es klappen wird.




Über zwei Luken sind die beiden Gleitlager der Geradeführung zu erreichen.

An ihnen läuft die Schiebezoomeinstellung von 80 bis 28 mm.

Beide Lager sind beschädigt, halten aber noch.




Abmontiert

Das ist immer ein etwas klammes Gefühl.

„Habe ich den Mechanismus verstanden, kann ich dann alles wieder richtig zusammenbauen?“

Fotos helfen.




Die Helicoide sind getrennt.

Den Absprungpunkt habe ich markiert und merke mir eine 3/4-Drehung bis Unendlich für die Montage.








Das alte Fett muss weg.




Position der Blende im Tubus.






Entfettung der Helicoide-Führungen mit Zippo Feuerzeugbenzin




Sauber




Die Gleitlager für den Zoommechanismus.

Auch hier Risse.




Frisches grünes Fett: Castrol LMX










Die vordere optische Baueinheit lässt sich nicht trennen.

Aber es besteht dafür auch keine Notwendigkeit, weil innen alles klar ist.

Ich muss nur die hintere Linse außen reinigen.

Optikreinigungstuch - wenig Isopropylalkohol - Nachwischen mit wenig Aqua Purificata.




Zusammenfügen der beiden Helicoide.

Das übliche Geduldspiel ;-)




Die Gleitlager erhalten etwas Silikonöl.

Ich drehe den Riss mittig zur Führung und hoffe, dass so eine Blockade später abgehalten werden kann.

Die Lager sollten getauscht werden. Aber ich habe keinen Ersatz.




Reinigung der beiden Ringe mit Zippo.






Danach mit Sonax-Schaumreiniger, der die Gravuren wieder lebendig werden lässt.






Die hintere optische Baueinheit kommt wieder auf ihren Platz im Tubus.

Auch hier waren nur die beiden äußeren Linsenflächen zu reinigen.

[Ando]

Die beiden beschädigten Gleitlager der Geradeführung.




Ich drehe den Riss nach oben, da in der vorherigen Stellung der Zoommechanismus blockierte.

Jetzt funktioniert das Zoomen wieder.

Sobald ich Ersatz habe, werde ich die Lager austauschen.


Eine Nuß

Die Ausrichtung der drei vorderen Ringe um den Tubus beschäftigte mich lange.

Erst, als ich verstanden hatte, dass die Montage nur bei 28 mm Zoomstellung klappt, konnte ich die Nuß knacken.

Wer sich das - und andere ähnliche Systeme - ausgedacht hatte, wollte sich wohl einen Spaß mit jedem machen, der eine Montage versucht

Die Justage des Unendlichstellung nehme ich wieder am Gangfenster vor.

Dazu drehe ich die Frontlinse mit dem Lens Sucker, bis „Unendlich“ scharf im Sucher erscheint.

Diese Position fixiere ich mit drei kleinen Schrauben am vorderen Ring um das Helicoid.




Breite der dafür eingesetzten Schraubendreherklinge: 0,9 mm




Angerostete Schrauben mache ich mit Ballistol Universalöl fit.




Diese Schraube musste ich nicht lange unter dem Tisch suchen.

Der starke Magnet griff zu




Trocknen der mit Schaumreiniger behandelten Gummierung …




… die sich mit der starken Pinzette in ihre Endposition ziehen lässt.




Geschafft!


Fazit

• Das Zoom ist soweit wieder sauber. Um es komplett zu reinigen, hätte ich es völlig zerlegen müssen. Darauf verzichtete ich, da - bis auf Öl - alles in annehmbaren Zustand war.
• Der Fokusring dreht jetzt angenehm.
• Der Zoommechanismus ist durch die beschädigten Lager etwas beeinträchtigt. Ich suche nach Ersatz.
• Der Blendenring klackt wieder.
• Und auch die Optik ist wieder klar.
• Die Koppelung des Fokusringes mit dem vorderen Helicoid über einen zweiten Ring ist nicht einfach zu durchschauen. Ein Merkmal der Zooms ;-)
• Eine korrekte Justierung auf Unendlich mache ich, zusammen mit anderen Objektiven, bei einem der nächsten Ausflüge. Es bieten sich Hochbauten in größerer Entfernung dafür an.

[Ando]

Was ich durch den Sucher meiner OM-4 gesehen habe, erschien scharf und ein bißchen im Pastell.

Reviews sprechen dieser Zoom-Linie verminderte Kontrastwidergabe zu, was angenehm sein kann.

Der Zusatz „C/D“ steht demnach für Soligors Premium-Klasse.

Inzwischen interessieren mich solche vergessenen Objektive mehr, als die bekannten Produkte der großen Hersteller.

Und wenn eines wieder flott gemacht werden kann, um so besser

Nur, aus einem stark genutzten Stück wird man kaum ein neuwertiges machen können.

Wir sind hier ja weit weg von jedem Standard.

Ich glaube zB nicht, dass zu Produktionszeiten das Thema „abgenutzte/beschädigte Gleitlager“ aktuell war. Und wenn, gabs einfach neue als Ersatzteile eingeschraubt.

Heute kann beim Reparieren nur mehr improvisiert werden.

Aber diese schönen Objektive sind es der Mühe wert.

[Jan Böttcher]

Was ich durch den Sucher meiner OM-4 gesehen habe, erschien scharf und ein bißchen im Pastell.

Reviews sprechen dieser Zoom-Linie verminderte Kontrastwiedergabe zu, was angenehm sein kann.

Der Zusatz „C/D“ steht demnach für Soligors Premium-Klasse.

...

Soligor (Handelsmarke, nicht Hersteller) war seinerzeit so ziemlich der billigste Anbieter auf dem hiesigen Markt.

Ganz nett: https://olypedia.de/index.php?title=Soligor
demnach ist Kino Precision ("Kiron") der Hersteller Deines 28-80 f3,8-4,8

[Ando]

Soligor (Handelsmarke, nicht Hersteller) war seinerzeit so ziemlich der billigste Anbieter auf dem hiesigen Markt.

So ganz billig war mein Soligor-Spotmeter dann auch nicht, damals.

[Optikus64]

Moin,

es war auch nicht alles billig unter der Marke, aber die haben eben sehr preiswert angefangen. Es gab immer auch teurere und relativ hochwertige Modelle, ich hatte zu FD-Zeiten lange ein Telezoom von denen, ziemlicher Klopper 3.5 oder sowas, den ich sehr lange genutzt habe, zudem er auch eine Makro-Funktion hatte die man gut nutzen konnte. Das Spotmeter habe ich heute noch, das war bei weitem nicht billig, weder im kommerziellen noch im haptischen Sinne. Das ist wie mit den Anfängen von Sigma, Tokina, Vivitar und wie die Handelsmarken alle hießen, man mußte sich informieren, dann konnte man da sehr gut einkaufen. Ich erinnere mich daran, damals immer die CoFo durchforstet zu haben, das war meine Informationsquelle in der Vor-Internet-Zeit. Besonderer Leckerbissen immer die Seite von Alexander Borell.

LG
Jörg

[Anthracite]

Soligor (Handelsmarke, nicht Hersteller) war seinerzeit so ziemlich der billigste Anbieter auf dem hiesigen Markt.

Von den reinen Handelsmarken (die nur ihren Namen draufgepappt haben und nicht wie Tamron und Tokina selbst hergestellt haben) war Soligor nach Vivitar die beste. Andere Handelsmarken wie Universar, Admiral, WEP, Hanimex, Revue etc. waren deutlich schlechter. Die Qualität der Soligor-Objektive ist allerdings recht unterschiedlich, es gab ziemlich gute und auch recht schwache Objektive.

Als Liste für den Hersteller der Soligore habe ich zu https://www.apotelyt.com/camera-kit/soligor-catalog mehr Vertrauen. (Die 8 am Anfang war sicher nicht Mitakon, wie Olypedia meint.)