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Thema: Verwendung von KB Farbkonversions Filtern an Digitalkameras

  1. #1
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    Standard Verwendung von KB Farbkonversions Filtern an Digitalkameras

    Hallo,

    vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an die Diskussion über die Verwendung von Blau-Filtern im "Sigma SD9 und verschiedene Objektive" Thread.

    Waldschrat hat für eine der Aufnahmen einen KB Farbkonversionsfilter verwendet und ich hatte mich darüber gewundert in der Annahme im Zeitalter von Digiatlkameras ist der heute nicht mehr nötig.

    Das war die Ausführlich Antwort von Waldschrat:

    Zitat Zitat von Waldschrat Beitrag anzeigen
    Hallo Roland!
    ..

    Ich vermute, dass jedes für "normale" Fotografie verkaufte digitale Fotosystem auf Tageslicht hin optimiert ist. Also auch jede Bayersensor-Kamera. Zumindest meine Canon EOS-M macht bei 3200K-Halogenlicht mit KB15, besser noch KB20-Konversionsfilter vor dem Objektiv und WB Tageslicht technisch deutlich bessere Bilder (rauschärmer, wesentlich bessere Farben), als wenn ohne Gegenfilterung der Sensor das gelbe Halogenlicht abbekommt und per WB "Kunstlicht" hinterher zwangsweise die Daten so hingebogen werden, dass es natürlich aussieht. Mag sein, dass die schicken Sony-Kameras mittler Weile derart große Dynamikbereiche sauber verarbeiten, dass die technische Verbesserung durch konsequentes Angebot von Tageslichtspektrum dort nicht mehr unmittelbar ins Auge fällt, und ein Leben ohne Konversionsfilter tatsächlich möglich wird.

    Foveon-Kameras sind hinsichtlich verschiedener Zusammensetzungen des Lichtspektrums wesentlich mimosenhafter, worauf natürlich zum großen Teil (zumindest für mich) der Reiz ihrer Nutzung beruht: teils wilde (Falsch-)Farben, manchmal erstaunliches Farbkippen zwischen für das Auge gar nicht so weit auseinander liegenden Farbwerten, usw.. Gerade das macht für mich die noch "ungezähmten" alten Foveon-Kameras so sympathisch. Sigma hat natürlich über die letzten 15 Jahre seit Markteinführung der SD9 viel daran gesetzt, mit jeder neuen Kamerageneration ein immer natürlicher anmutendes (und damit m.E. langweiligeres) Bildresultat zu erzeugen. Aber woher das mimosenhafte? Ein Bayersensor trennt bekanntlich die Grundfarben Rot, Grün und Blau durch Farbfilter über den Detektorzellen. Dadurch gibt es schon vor Auftreffen des Lichtes auf den Sensor drei sehr robust voneinander getrennte Farbkanäle, welche dann natürlich auch ein robust getrenntes elektronisches Signal zur Weiterverarbeitung erzeugen. Ganz anders beim klassischen Foveon-Sensor. Hier sind 3 Sensorelemente pro Pixelstack im Silizium übereinander angeordnet. Je tiefer Licht in das Silizium eindringt, umso mehr wird es gerötet. Ich stell mir das übrigens ganz ähnlich vor wie die Rötung der Sonne zum Sonnenuntergang (langer Weg durch die Atmosphäre, mehr Rotanteile, weniger Blau), während um die Mittagszeit, wenn die Sonne hochsteht, (kurzer Weg durch die Atmosphäre), das Licht noch "ausgeblichen vollfarbig" ist. Diese Art der Detektierung über Eindringtiefe ins Silizium führt zu Folgendem (und das wird leider fast immer falsch dargestellt. Selbst in Veröffentlichungen von Foveon/Sigma wird teilweise von Blau-Grün-Rot detektierenden Pixeln gesprochen, warum auch immer.): So schwer ist die eigentliche Wahrheit nicht: Die oberste Detektor-Schicht "sieht" noch das volle Lichtspektrum, liefert also ein Vollfarb-Signal. Eine Schicht tiefer entsteht das Signal aus einem etwas gelberen Licht, weniger Blauanteil. In der untersten Schicht ist es dann noch gelblicher, vielleicht sogar schon soweit gerötet wie die Sonne beim Untergang? Ich habe keine Ahnung, wie viel Prozent des Blaus auf den ca. 3 Mikrometern Weg durch das Silizium bis zur untersten Detektorschicht wirklich gedämpft werden. Habe mal versucht, zu diesem Thema quantitative Infos zu bekommen, was mir aber bisher nicht gelungen ist. Was ist die Folge? Es findet hier keine robuste Signaltrennung ab Foveon-Sensor statt, im Unterschied zum Bayer-Sensor. Die RGB-Farbkanäle entstehen in der Foveon-Kamera erst später als Ergebnis (ziemlich heftiger!) Verrechnungen der Signale miteinander. Dieses "Herausquetschen" von Farbinfo aus den Differenzen dreier gar nicht so sehr unterschiedlicher Signale erklärt auch zwanglos, warum Foveon-Sensoren hinsichtlich Rauschens keine High-ISO-Monster sind, warum sie keine schwindelerregenden Dynamikbereiche verarbeiten können, warum die Farbwiedergabe so ein bisschen Balance auf Messers Schneide ist, und Farbdominanten in der Beleuchtung oder auch im Motiv nicht gut verträgt.

    Vielleicht erstmal soweit? Ich bin zwar allseitig interessiert und belesen, aber weder Physiker noch Techniker. Für eine eventuell etwas laienhafte bis "blumige" Ausdrucksweise bitte ich die wahren Spezialisten um Nachsicht und Entschuldigung.


    Grüße vom Waldschrat!

    Kurzhand bot Waldschrat an, mir einen KB15 Filter zu schicken damit ich das Verhalten mal an eine Sony A7 testen kann. Gestern habe ich ihn erhalten. Vielen Dank dafür!!

    Getestet habe ich in unserem Gästebad mit Halogenbeleuchtung. Die Farbtemperatur liegt bei ca. 2600 Kelvin. Aufgenommen habe ich eine Farbtafel (X-Rite Colorchecker Passport) mit einer Sony A7 und Minolta MD Macro Rokkor 100mm 1:3.5 bei Blende 8. Es wurden jeweils zwei Aufnahmen bei ISO 100 und 6400 gemacht, einmal ohne und einmal mit KB15 Filter.

    Die Bilder wurden in Lightroom lediglich auf die Größe der Farbtafel gecropt und ein manueller Weißabgleich auf dem mittleren Graufeld gemacht.

    Mit Hilfe der Colorchecker Aufnahme kann man ein exaktes Farbprofile für aktuelle die Beleutungssituation und Kamera machen. Eine Bearbeitung der ISO 100 Aufnahme mit den Farbprofile ist im folgenden die Referenz.


    Hier die Ergebnisse, zunächst ISO 100. Von links nach rechts: Referenz mit erstelltem Farbprofile - ohne Filter - mit KB15
    iso100-ref-ohne-kb15s.jpg

    Die Farbe auf der Referenzaufnahme sind am kräftigsten (entsprechend der Vorlage). Auffällig ist, dass die KB15 Aufnahme kontrastärmer ist. Bei den Farben gibt es mit und ohne Filter nur leichte Unterscheide. Ich finde mit KB15 wirken einige Farben nochmal es etwas blasser.

    Hier auch noch der Vergleich bei ISO 6400. Von links nach rechts: Referenz mit erstelltem Farbprofile - ohne Filter - mit KB15
    iso6400-ref-ohne-kb15s.jpg


    Die KB15 Aufnahme ist was Rauschen angeht definitiv nicht besser.

    Zusammenfassend würde ich sagen, an der Sony lohnt sich der Einsatz von KB Filtern nicht. Um optimale Farbwiedergabe zu erhalten, ist eine individuelles Farbprofile für die aktuelle Lichtsituation das beste. Mache ich aber auch fast nie, obwohl ich die Referenzfarbtafel habe.

    Grüße Roland

  2. 7 Benutzer sagen "Danke", ropmann :


  3. #2
    Spitzenkommentierer Avatar von Waldschrat
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    Standard

    Hallo Roland!

    Freue mich über die konkrete Gelegenheit, zum Erkenntnisgewinn beizutragen.

    Auch wenn dies das Ergebnis für die A7(n) vermutlich kaum grundlegend verändern wird:
    Hast Du auf - soweit möglich - identische Durchbelichtung des Sensors ohne/mit Filter geachtet?

    (An den Sigmas ist ein entscheidender Teil des Konversionsfilter-"Tricks", dass durch den zurückgedrängten Rotüberhang
    viel mehr durchbelichtet werden kann (ETTR), bevor der Rotkanal an der Oberkante der Möglichkeiten anschlägt.)

    Grüße und schönes Wochenende!

  4. Folgender Benutzer sagt "Danke", Waldschrat :


  5. #3
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    Hallo,

    nein die Aufnahmen sind ohne ETTR gemacht - obwohl ich es sonst gerne verwende. Ich glaube aber nicht, dass sich dadurch etwas grundlegend ändern würde.

    Ich habe aber die Aufnahmen heute mal weiter bearbeitet und und jeweils den Schwarz- und Weißpunkt gesetzt. Bei der Aufnahme ohne Filter hat das Clipping beim Schwarzpunkt im blauen Kanal früher eingesetzt. Deshalb ergibt sich jetzt ein anderes Bild:


    ISO 100 mit Tonwertspreizung: Referenz mit erstelltem Farbprofile - ohne Filter - mit KB15

    iso100_tonwert-ref-ohne-kb15s.jpg


    Referenz und Aufnahme ohne Filter sind nun fast identisch. Die Aufnahme mit KB15 Filter hat das sattere Schwarz und die kräftigeren Farben. Durch die Verwendung des KB15 Filters hat man beim Bearbeiten tatsächlich mehr Spielraum.

    Grüße Roland

  6. 4 Benutzer sagen "Danke", ropmann :


  7. #4
    Teilzeit-Mod. ;) Avatar von LucisPictor
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    Im Grund hilft ein (möglichst reinweißes) Blatt Papier schon richtig viel weiter.
    Manche Kameras können einen sehr guten automatischen Weißabgleich, andere zeigen da Schwächen. Vor allem, wenn ein Raum mit LED-Lichtern beleuchtet ist. So toll LED-Lampen sind, sie bringen aufgrund ihres speziellen Farbspektrums so manche Digitalkamera in Schwierigkeiten.

    Meine Leica D-Lux (109) ist eine ganz fantastische Kamera, doch mit der AWB hat sie gelegentlich so ihre Probleme. Der flott durchführbare manuelle Abgleich auf ein weißes Blatt Papier, oder sogar nur eine weiße Serviette, aber zeigt exzellente Ergebnisse.

    Meiner Erfahrung nach ist man dann so nah an den "echten" Farben, dass man die weiterhin bestehenden Differenzen ignorieren kann. Ich zumindest.
    (Bei RAW-Aufnahmen ist das ja ohnehin nicht so wichtig.)
    Carsten, berufsbedingt immer mal wieder auf Forum-Pause. In grün schreibe ich als Mod.
    ​Leica, Sony, Nikon, Fuji, Olympus, Pentax, Panasonic, Canon, Sigma und viel zu viele Linsen sowie andere digitale und analoge Kameras.
    >> Einführung | Meine "Uralt" (Stand 2015) Linsenliste | Noch eine Linsenliste | RetroCamera.de (Blog) | Altglasphase : 10
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