Liebe Altglasfreunde,
ich möchte euch hier das
Meyer-Optik Görlitz Primagon 35mm f4.5 in Verbindung mit einem Helicoid-Adapter an der Sony A7II vorstellen.
Von praktinafan gibt es hier http://www.digicamclub.de/showthread.php?t=10147 bereits einen Testbericht.
Neben meiner obligatorischen "Testrunde" habe ich mich auf Testbilder im Nah-/"Makro"-bereich konzentriert.
Mittels des Helicoids kommt man beim fokussieren fast bis an die Frontlinse ran,
ein schöner Vergrößerungsmaßstab mit bei 35mm schönem und interessantem Blickwinkel.
Meine Linse hat Altix-Bajonett, es gab sie aber auch mit M42-, Exakta- und Praktina-Anschluss.
Technische Daten:
Linsen: 4 Elemente in 4 Gruppen
Blende: 4,5 bis 22
Blendenlamellen: 12
Naheinstellgrenze: 40cm
Länge: 58mm
Gewicht: 155g
Gehäuse: Aluminium
Ich habe mein Altix-Exemplar folgendermaßen adaptiert:
Bei einem M42-EOS-Adapter habe ich das Innengewinde befeilt, so dass man das Objektiv unverändert dort "einstecken" kann.
Mittels EOS-Nex Helicoid habe ich das Ojektiv dann an die A7II angeschlossen.
Bilder von Objektiv und Adaption:
Meine ersten Eindrücke vom Objektiv sind postitiv:
Meyer-Objektive in blankem Aluminium sind einfach traumhaft schön.
Der Fokussierring ist ziemlich schmal und anscheinend ist bei meinem Exemplar das Fett etwas zäh, aber die Fokussierung läuft gleichmäßig.
Alle Bilder (bis auf den Blendenvergleich) sind bei Offenblende entstanden.
Es sind jpg OOC in den Einstellungen Portrait - Schärfe +2, Sättigung +2 und Kontrast +1.
Zuerst möchte ich euch Bilder aus dem Nahbereich zeigen:
Eine tolle Naheinstellgrenze mit dem Helicoid.
Man stößt sich quasi die Nase am Objekt und hat trotzdem noch Bildhintergrund mit drauf -
und das auch noch mit einem weichen Bokeh - sehr schön!
Zum Vergleich die oben gezeigte Szene aus "normaler Distanz":
Noch ein paar Blümchen, die sich gerade frisch aus der Erde trauen:
Beim 1. Bild swirlt es sogar sehr schön:
Hier auf die mittlere Blütenspitze fokussiert:
Diese Blüten sind (vgl. mit den Beeren) wirklich klein:
Zum Abschluß noch ein kleiner Vergleich:
Jeweils auf den im Vordergrund abgeschnittenen Ast fokussiert - das 1. Bild aus normaler Distanz, beim 2. extrem nah an der Astspitze.
Fazit für den Einsatz im Nahbereich:
Die Brennweite macht das Objektiv in Verbindung mit der sehr guten Abbildungsleistung als "Pseudo-Makro" interessant,
weil man auch den Hintergrund viel besser als bei längeren Brennweiten in die Bildgestaltung miteinbeziehen kann.
Neben den Nahbereichsbildern habe ich auch meine kleine "Testrunde" abfotografiert, die Bilder möchte ich euch auch zeigen.
Die Motive kommen euch wahrscheinlich bekannt vor....
"Bokehbach": Die ersten beiden Bilder sind aus normaler Fokusdistanz. Einmal auf das Geländer, beim 2. Bild auf die kleine Brücke fokussiert.
Für ein Weitwinkel ist das Bokeh relativ gleichmäßig und ruhig, auch die Schärfe (2.Bild) bei Offenblende ist gut. Einzig die Kontraste sind eher flau.
Hier in ich mittels des Helicoids ganz nah ans Geländer ran - schöner Bildeindruck und das Bokeh verläuft sehr malerisch, finde ich.
Der "Portraitesel": Bei 35mm und f4,5 ist mit Freistellung nichts drin,
deshalb muss man versuchen eine stimmige Gesamtszene zu treffen. Der Bildeindruck ist aber schön plastisch.
Fokussiert habe ich auf das Auge.
Der Weidenbaum: Hier ist der Bildeindruck (im Gegensatz zu längeren Brennweiten) zwischen Fokussierung aufs Astloch und auf die vorderen Weiden fast gleich. Allerdings zeigt sich bei diesen Bildern, dass ein nervöser Hintergrund wie hier nicht gerade die Paradedisziplin des Primagon ist. Auch fällt hier die Vignettierung gut ins Auge.
"CA-Baum" und Kirchturm: Was die chromatischen Aberrationen angeht, schlägt sich das Primagon altersgerecht: Bei 1. Bild grüne Ränder an den Ästen, Beim Kirchturmbild etwas violett an den Blättern.
Kleiner praxistauglicher Blendenvergleich: Das 1. Bild bei Offenblende, das 2. Bild bei f8.
Der Fokus lag jeweils auf dem rot-weißen Geländer vorne links.
Bei f8 ist die bei Offenblende starke Vignettierung weg, und die Schärfe ist bis zu den Rändern toll für ein Objektiv seiner Zeit.
Ein paar gemischte Bilder:
Fazit:
Mich hat die optische Leistung überzeugt, auch wenn einige Schwachpunkte zu bemerken sind:
Gute Zentralschärfe schon bei Offenblende, bei f8 über den gesamten Bildbereich scharf.
Starke Vignettierung bei OB, verschwindet bei f8.
Bokeh ist für ein Weitwinkel relativ ruhig, Wunder sollte man aber keine erwarten. Wenn man mittels des Helicoid den Blickwinkel extrem verändert, ist es schön weich!
Das Primagon zeigt grüne und lila Ca's, beides per LR aber gut zu beherrschen.
Größter Schwachpunkt sind die sehr schwachen Kontraste, der Bildeindruck ist einfach flau. Auch hier kann man sich per EBV behelfen.
Subjektiv: Das Primagon passt perfekt in meine 3er-Meyer-Kombo aus 35er Primagon, 50er Trioplan und 90er Telefogar.
Alle 3 zeigen gute Abbildungsleistungen mit Charakter und Charme, und außerdem sehen sie richtig gut aus an der A7II
@Admins/Moderatoren: Ich hoffe, dass aufgrund einer anderen Schwerpunktsetzung (Nahbereich), ein neuer Testbericht über das Objektiv in Ordnung ist.
Ich wollte das nicht einfach an den alten anhängen. Falls dies ein Fehlgedanke meinerseits war, könnt ihr ja verschieben.