Liebe Altglasfreunde,
bei meiner letzten Runde habe ich auch das
Canon FD 85mm f1.8 S.S.C.
dabeigehabt. Erstaunt habe ich dann festgestellt, dass über dieses Glas noch gar kein Testbericht existiert, obwohl es ja nicht gerade eine Seltenheit ist.
Bei meinem Exemplar handelt es sich um die alte Chromring-Variante.
Technische Daten:
Linsen: 6 Elemente in 4 Gruppen
Blende: f1,8 bis f16
Blendenlamellen: 8
Länge: 67mm
Gewicht: 425 Gramm
Filterdurchmesser: 55mm
Die neuere FD(n)-Variante hat die identische optische Rechnung, allerdings ein anderes Design. Sie ist leichter, die Blende reicht bis f22 und sie hat nur 52mm Filterdurchmesser.
Bilder von Objektiv und Adapter:
Haptisch ist das Objektiv schön. Schwer, massiv wirkend, sanfte Fokussierung.
Meines hat ein paar Kratzer am Gehäuse, die Linsen sind wie neu.
Los gehts mit der Runde:
"Bokehbach": Beim ersten Bild liegt der Fokus auf dem Geländer. Die Schärfe ist sehr gut, beim Fokussieren springt einen der Schärfepunkt direkt an. HAbe ich selten erlebt in dieser Form. Das Bokeh ist sehr schön weich und auch die unterschiedlichen Farbtöne verlaufen gut ineinander. Störende Spitzlichter oder Strukturen kann ich keine ausmachen.
Beim zweiten Bild liegt der Fokus auf der kleinen Brücke. Auch hier gibt es , was die Schärfe innerhalb der Fokusebene angeht, nichts zu meckern.
Blendenvergleich: Das 1. Bild bei f1,8, das 2. Bild bei f8 - Fokusebene ist die Grillhütte an rechten Bildrand
Selbst bei Offenblende vignettiert das 85er so gut wie nicht, bei f8 ist gar nichts mehr zu sehen.
Die Schärfe nimmt moderat zu, ist jedoch auch bei f1,8 schon gut.
CA-Baum: Wie man bereits beim 2. Bach-Bild erahnen kann, zeigt das Glas an den oberen dünnen Ästen lila und grüne CAs.
Nichts, was man nicht mit LR leicht beheben könnte.
Der Weidenbaum: Hier kann das FD seine Stärken voll ausspielen. Es kann nervöse Strukturen unheimlich gut beruhigen. Beim 1. Bild (Fokus liegt auf den vorderen Weiden) werden die vielen Halme usw. des Hintergrunds fast zu einer Fläche. Auch swirlt es ein kleines bisschen. Beim 2. Bild werden die im Vordergrund in der Unschärfe liegenden Weiden sehr schön weichgezeichnet. Man wird quasi zum Schärfepunkt hingeführt.
"Portraitesel": Hier sind wir im Element des 85er. Beim 1. Bild liegt der Fokus auf dem Auge. Tolle Schärfe, gute Freistellung, weicher Übergang von Schärfe zu Unschärfe - klasse!
Beim 2. Bild liegt der Fokus auf dem Schild mit dem Text. Die Schärfe, wenn man den Fokus an den Bildrand legt, ist ordentlich, aber nicht überragend. Auch hier fällt die schöne Zeichnung der in der Unschärfe liegenden Objekte auf.
Weitere Beispiele:
Fokus liegt auf dem Schild mit der Schrift:
Hintergründe "rendern" kann das 85er einfach
Mein Fazit:
Gute Schärfe bereits bei Offenblende, abgeblendet sehr gut. Die Schärfeebene springt einen beim Fokussieren richtig an, die Sucherlupe braucht man fast nur zur kurzen Kontrolle, nachkorrigieren muss ich selten.
Wenn der Schärfepunkt weit am Rand sitzt, ist die Schärfe ordentlich - Bildfeldwölbung?
Die Kontraste sind etwas flau (inwieweit das aber dem total trüben Wetter zuzuschreiben ist, kann ich schlecht abschätzen).
Das Bokeh ist sowohl im Hintergrund als auch im Vordergrund sehr schön weich und harmonisch.
CA's sind bei Offenblende leicht vorhanden, aber gut korrigierbar.
Insgesamt gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung, mit einem guten Exemplar kann man nichts falsch machen.
Da ich auch die moderne EF-Version besitze, werde ich mal ein paar Vergleichsfotos mit den beiden zeigen.
Dafür warte ich aber mal auf besseres Wetter (bei uns ist es die letzten Tage so trübe, das macht nicht wirklich Spaß....).