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Thema: Nikon Nikkor AI-S 5.6/100-300mm

  1. #1
    Förderndes Mitglied Avatar von Helge
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    Standard Nikon Nikkor AI-S 5.6/100-300mm

    Hat eigentlich noch ein anderer Objektivhersteller in den letzten 50 Jahren eine solch endlose Zahl von unterschiedlichen Objektiven auf den Markt gebracht wie Nikon? Jedenfalls erscheint der Fundus an interessantem Spielzeug nahezu unerschöpflich und die meisten Nikkore, die ich bis jetzt in der Hand hatte, waren auch jeden Euro wert, den sie auf dem Gebrauchtmarkt kosten.

    Diesmal möchte ich ein Zoom vorstellen, das von der Papierform her eher langweilig klingt: Das Nikkor AI-S 5.6/100-300mm




    Ein ziemlich langes, dünnes Rohr ist das, und das Erscheinungsbild ist etwas gewöhnungsbedürftig mit dem ewig langen Schiebezoom-Ring.
    Die technischen Daten:

    Länge min. 200 mm
    Gewicht ca. 935 g
    Filtergewinde 62 mm
    Blende 5.6 - 32 in ganzen Stufen
    9 Blendenlamellen
    Schiebezoom
    Naheinstellgrenze 2 m + Nahbereich bis 0.7 m bei 100 mm
    Fokusweg ca. 340°
    Baujahr 1984-1998
    14 Linsen in 10 Gruppen
    Linsenschnitt: HIER

    Die Verarbeitung ist wie bei manuellen Nikkoren gewohnt sehr solide und alles ist leichtgängig und spielfrei. Der Zoom- und Fokusring verändert beim Zoomen nicht die Länge des Objektivs und ist bei aller Leichtgängigkeit noch stramm genug, dass er auch im "schrägen" Betrieb nicht selbständig wandert. Das vordere Element dreht sich beim Fokussieren mit.

    Das Nikkor 5.6/100-300 ist an sich ein typisches "Consumer-Zoom", wendet sich also nicht an den Profi sondern an den Hobbyfotografen, der nicht Preis und Gewicht der lichtstarken Profi-Zooms oder Festbrennweiten akzeptiert und auch nicht die Lichtstärke braucht. Das Schönwetter-Telezoom für den Urlaub sozusagen, und daher auch nicht mit Stativschelle ausgestattel. Bei Schönwetter macht das Objektiv auch durchaus anständige Bilder - jedenfalls bessere als so manches moderne Kit-Zoom. Besonders angenehm ist die kurze Naheinstellgrenze von 2 m im gesamten Brennweitenbereich plus eine zusätzliche Möglichkeit, bei 100 mm Brennweite bis auf 70cm zu fokussieren. An dieser Naheinstellgrenze bei 100mm ist die Bildqualität sehr ansprechend und das Bokeh ist auch erfreulicher als man bei der geringen Lichtstärke erwarten würde.

    100mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_g-57gsvj.jpg


    Glänzende Oberflächen werden am "kurzen Ende" sauber abgebildet mit kaum CA. Die Kontraste könnten hier und da etwas besser sein aber das ist ja per Nachbearbeitung problemlos zu korrigieren.

    100mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_g-6cfsf6.jpg


    Auf mittlere Entfernung bei 100 mm ist die Bildschärfe absolut überzeugend. In dem untenstehenden Bild sind in der hohen Auflösung die Blattadern der beleuchteten Blätter sauber zu erkennen.

    100mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_g-7xdsty.jpg


    Auch im mittleren Brennweitenbereich bei Offenblende alles in Ordnung - keine Vignettierung, gute Schärfe. Nichts spektakuläres aber solide Abbildungsleistungen.

    ca. 200mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_g-18uss6.jpg


    Bei 300mm wird es wegen der geringen Lichtstärke etwas schwierig, sauber zu fokussieren - zumindest mit der Eg-S Einstellscheibe in der 5D MkII. Aber selbst wenn man korrekt fokussiert hat, ist die Schärfe nicht gerade sensorzerschneidend. Es genügt auch für große Bildschirmauflösungen aber in 100%-Ansicht sieht man schon einen Unterschied zu absoluten Spitzenobjektiven.

    300mm - f/5.6 - ca. 50%-Crop

    Link zur Vollauflösung: http://abload.de/img/nik100-300_g-3lasmp.jpg

    Auf f/8 abgeblendet ist die Schärfe dann wirklich überzeugend. Wenn man noch etwas beanstanden will, dann leichte CAs an extremen Kontrastkanten, z.B. in dem untenstehenden Bild an der Grenze zwischen Bugwelle und Schiffsbug:

    300mm - f/8

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_g-4isskc.jpg


    So weit, so gut: Ein ordentliches aber kein besonderes Objektiv.Aber es kommt noch etwas interessantes, denn ehrlich gesagt bin ich überhaupt nur aufmerksam auf dieses Zoom geworden weil sich bei dem Nikon-Experten Bjørn Rørslett folgende Anmerkung dazu findet:

    "The real surprise of the 100-300, however, comes when you put a close-up lens onto its front threads. I employed my standard Nikon 6T (reverse-mounted) and was absolutely floored by the high quality close-ups produced by this combination. High image sharpness and contrast, perfectly flat field, and virtually no CA are features you associate with an expensive Micro-Nikkor, not a makeshift combination of an achromatic attachment and a consumer zoom lens. Food for some real thoughts.
    "

    Und nachdem ich inzwischen eine 5T- und eine 6T-Nahlinse aufgetrieben und aus zwei Filteradaptern eine Kupplung für die umgekehrte Montage der Nahlinsen gebaut habe, kann ich diesen Eindruck bestätigen - Bildbeispiele folgen in der Fortsetzung.
    Geändert von RetinaReflex (28.01.2020 um 20:01 Uhr)

  2. 4 Benutzer sagen "Danke", Helge :


  3. #2
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    Ich freu mich schon! Aber wenn du bei jeder Objektivvorstellung so gute Bilder einstellst kann man ein Objektiv doch überhaupt gar nicht mehr als schlecht deklarieren
    Altglasphase:
    5+6 laufen munter weiter während 7 und 8 gerade beginnen. 9 läuft auch nebenher

    http://www.flickr.com/photos/96812928@N04/

  4. #3
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    Standard

    --- Fortsetzung ---

    Man glaubt ja nicht einfach alles was man im Internet liest, selbst wenn es von Spezialisten stammt. Daher habe ich mir die Mühe gemacht, bei verschiedenen Brennweiten Bilder mit der Nikon 6T-Nahlinse in "normaler" Stellung und "reversed" zu vergleichen und tatsächlich ist die Bildqualität mit umgekehrt montierter Nahlinse noch einen Tick besser (Vergleichsbilder kann ich bei Bedarf nachreichen). Alle folgenden Bilder sind daher in dieser Konfiguration fotografiert. Man erreicht mit diesem Achromaten einen Abbildungsmaßstab von ca. 1:2 bei 100 mm Brennweite und Fokussierung an der Naheinstellgrenze:

    100 mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_6t_g-1kosa1.jpg

    Bei 300mm Brennweite erreicht man dagegen sogar den Maßstab 1:1 wobei es sich im Sinne der Bildqualität empfiehlt, dabei auf unendlich zu fokussieren und nicht auf die Nahgrenze (bei 100mm ist es genau umgekehrt). Diese Konfiguration ist zwar nicht ganz einfach zu handhaben, denn bei 300mm im Makrobereich hat man zum einen einen sehr geringen Schärfentiefebereich und zum anderen ist das Fokussieren speziell wenn man noch weiter abblendet kaum mehr über den Sucher möglich sondern nur noch über Live-View. Aber dafür kann man 1:1 Makros aus einer Entfernung fotografieren, die mit den normalen Makroobjektiven nicht möglich ist. Ein Ringblitz ist auf jeden Fall hilfreich und durch den geringen Durchmesser der Frontlinse kann man den auch ohne Vignettierung anbringen.

    100 mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_6t_g-3jks3p.jpg


    100 mm - f/5.6

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_6t_g-2dus34.jpg


    ca. 200 mm - f/11 - Ringblitz

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_6t_g-4zesxb.jpg


    ca. 200 mm - f/11 - Ringblitz

    Link zur hohen Auflösung: http://abload.de/img/nik100-300_6t_g-5zvsry.jpg

    100%-Crop aus dem obenstehenden Bild:


    ca. 300mm - f/11 - Ringblitz - ca. 30% des Originalbildes

    Link zur Vollauflösung: http://abload.de/img/nik100-300_6t_g-6rrsnm.jpg


    Wenn man mit dem etwas schwierigen Handling einmal klarkommt, ist es auch durchaus interessant, den Bildausschnitt im Makrobereich per Zoom und nicht nur per Abstand festlegen zu können und die Qualität der Ergebnisse ist wirklich erstaunlich. Man muss bedenken: Das ist ja nicht ein spezialisiertes Makroobjektiv sondern ein relativ simples Zoom ohne ED-Elemente ohne jede Optimierung für den Nahbereich. Dass es so hervorragend mit den Nikon-Achromaten zusammenpasst, ist wohl schlicht und einfach ein großer Zufall.

    Auf diese Weise kann das Nikkor 5.6/100-300 tatsächlich zu einer interessanten Option für das kleine Urlaubsgepäck sein wenn man sowohl hier und da ein Tele als auch ein Makro verwenden will.


  5. #4
    Spitzenkommentierer Avatar von OpticalFlow
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    Danke fuer den Bericht.

    Was Rorslett ueber die Nikkor-Linsen schreibt hat Hand und Fuss und widerspricht gelegentlich zu 100% den Aussagen von Ken Rockwell.
    Bei den Objektiven, die ich selbst habe oder hatte stimmt meine Erfahrung meist genau mit der Rorslett-Meinung ueberein. Insofern wundert es mich nicht, dass der Tipp mit der Vorsatzlinse auch in der Praxis so gut funktioniert.

  6. #5
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    Heute habe ich mich mit dem Nikkor 5.6/100-300 an der 5D MkII ins Wasser begeben: Eine Runde im Baggersee schwimmen mit Flossen an den Füßen und einem Mini-Luftkissen zur Unterstützung der Arme beim Halten der Kamera. Alle Bilder bei f/5.6. Auf diese Weise kommt man erstaunlich nah ran an Wasservögel - da reichen dann auch 300mm ohne Cropkamera:

    Bachstelze


    Nilgans


    Kanadagans


    Haubentaucher
    Geändert von Helge (27.07.2013 um 18:54 Uhr)

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