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Thema: Von der Idee zum Bild - Ein Making off

  1. #1
    Hardcore-Poster Avatar von Kabraxis
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    Standard Von der Idee zum Bild - Eine Entstehungsgeschichte



    Guten Abend

    Immer wieder überkommt mich doch die Lust mal wieder irgendetwas zu schreiben, da mir langsam das Material für wirklich umfangreiche Tests ausgeht (bzw. mir fällt immer mehr ein was man noch ausprobieren könnte :-)).
    Ich habe mir heute mal zum Ziel gemacht ein Bild von der Idee bis zum Print komplett zu begleiten. Das Bild ist schon vor einem Monat aufgenommen worden aber der Druck ist jetzt erst komplett. Vielleicht ist das ja dem ein oder anderen eine Hilfe und vor allen Motivation sich ein wenig mit dem Material auseinander zusetzten anstatt gleich beim ersten Zweifel am Bild dieses zu verwerfen. Nun aber zum Bild selber!



    Die Aufnahme:

    Den Aufnahme Ort kenne ich sehr gut, ist er doch ein Teil meines Arbeitsweges (je nach Verkehrsmittel). Auch meine Freizeit verbringe ich gerne mit der Kamera hier das sich das Gebiet einfach gut zum Fotografieren eignet (sieh auch: http://kabraxis.de/?p=3016).

    Ich hatte mir den Abend vorgenommen den Prime Tower zu fotografieren während die Wolkendecke von hinten beleuchtet wird. Aufgrund einer kleinen Hügelkette ist hier schon 1-2 Stunden vor Sonnenuntergang der beste Zeitpunkt für den Aufnahmestandort (der Hügel wirft Schatten, siehe auch Karte).




    Wer sich mal dort umschauen will dem Empfehle ich Google Streetview das für weite Teile der Schweiz bereits Aufnahmen bereitstellt.

    Link Google Streetview: http://goo.gl/maps/b7Qg
    Link Google Maps: http://goo.gl/maps/4ga6

    Die Aufnahme

    Die Aufnahme selber war noch der kleinste Teil des Bildes. Ein Vorteil den ich gleich am Anfang voll ausspielen konnte war das die Kamera "Shiftbar" ist um die Perspektive zu korrigieren und später auch um die beiden Aufnahmen für das Panorama zu realisieren. Wer sich dafür interessiert findet hier etwas zu lesen: http://ichbins.de/index.php/fotowiss...shop-zeitalter

    Die Belichtung wurde geschätzt und anschließend mittels Histogramm korrigiert. Um die Wolken später stark betonen zu können wurde darauf geachtet das die Lichter am Himmel nicht ausreißen (Fast alle Kamera haben mitterweile eine Funktionen die das schon in der Kamera anzeigen lassen kann, bei Canon findet man diese unter "Überbelichtungswarnung" .Für die erste Aufnahme wurde dabei das Rückteil an den linken Rand des Bildkreises geschoben und ganz nach rechts für die zweite Aufnahme (Siehe Rohbilder). Hätte ich die Kamera einfach bewegt bei der Aufnahme hatte das in etwa den gleichen Effekt gehabt.

    PT-3.jpg PT-4.jpg

    Die Rohaufnahmen - erste Begutachtung

    Die beiden Rohaufnahmen wurden danach in Lightroom importiert um diese auch nach der Bearbeitung als Rohbilder in der Bilddatenbank zu haben. Nach dem Import wurden die beiden Bilder wieder exportiert (ohne Bearbeitung als TIFF). Auf ein paar Fehler die ich bei der Aufnahme gemacht habe, und die hier schon sichtbar werden möchte ich kurz eingehen.

    Sicherlich ist das Bild 1/2 bis 1/1 Blende unterbelichtet. Die korrekt belichteten Aufnahmen waren nicht zu gebrauchen da der Wind bei der Aufnahme doch etwas am Stativ gewackelt hat. So sind die Ausgangsbilder nicht wird perfekt für das was kommt aber immerhin nicht überbelichtet (wesentlich schwieriger bis gar nicht zu beheben).

    Ein zweiter Fehler bezieht sich auf den grün/pinken Schimmer der sich praktisch über das ganze Bild legt. Diese Farbfehler haben ihren Ursprung in der Konstruktion der Linse. Ein "normales" Weitwinkelobjektiv ist heutzutage ein sogenanntes Retrofokusobjektiv. Bei Retrofokusobjektiven wird die Schnittweite künstlich verlängert. Dieses ist notwendig damit man Weitwinkelobjektive (z.B. ein 20mm am Kleinbildsensor) auf unendlich scharfstellen kann ohne das Objektiv im Spiegelkasten zu versenken. Nun zurück zum Farbfehler, bei Retrofokusobjektiven werden die Lichtstrahlen relativ gerade auf den Sensor geworfen, deswegen tritt dieser Fehler nicht bei DSLR's auf da hier Retrofokusdesigns verwendet werden um starke Weitwinkel zu produzieren.
    Bei Kameras mit großem Sensor und sehr kleinem Auflagenmaß (Einfach: Abstand Linse/Sensor) fallen die Strahlen sehr viel schräger auf den Sensor. Je nach Einfallswinkel kann es nun sein das nicht jeder Pixel jede Lichtwelle eines Bildpunktes "sieht". (Hier am Beispiel der Nex http://www.flickr.com/photos/episa/6315302815/) Das fehlen dieses Teils der Welle wird dann als Farbfehler sichtbar. Mittlerweile könnte ich diesen Fehler auch beheben da der Kalibrationsfilter endlich seinen Weg als England zu mir gefunden hat. Wer sich dafür interessiert: http://www.jd-photography.de/worksho...verwenden.html


    (Bild zeigt nicht exakt die Aufnahmen welche verwendet wurden hier ist rechts nur die Testbelichtung - upps da hab ich wohl das falsche ausgewählt)


    Nach dem Export wird das Bild nun in einem x-beliebigen Panorama Programm zusammengesetzt. Das Ergebnis sieht natürlich immer noch sehr bescheiden aus. Das ganze wird zur Bearbeitung wieder in Lightroom importiert. Jetzt kann es endlich losgehen mit dem freilegen des eigentlich gewünschten Bildes. Kleinigkeit noch vorweg, ich arbeite bei bearbeiten von Wolken gerne mit +100 Klarheit da fällt schneller auf wie sich die Struktur der Wolken verhält also nicht wundern.



    Der erste Schritt lag im ausmerzen der Objektivfehler und dem Aufhellen der dunklen Partien. Um die CA's in den Griff zu bekommen wurde einfach die manuelle CA Korrektur von Lightroom verwendet.
    Die Schatten wurden im erstem Schritt durch die Tiefen / Schwarz Regler aufgehellt. Der eine hellt alle Tiefen auf, der andere nur sehr dunkle Partien. Was hier noch gemacht werden sollte ist den Kontrast so niedrig einzustellen damit die Helligkeitsübergänge im ganzen Bild weicher verlaufen (in Kombination mit einer sehr hohen Klarheit wirkt das Wunder). Um den Himmel generell etwas abzudunkeln (und mir Spielraum zu geben das ich am Belichtungsregler spielen kann wurde noch ein Verlaufsfilter auf das Bild gelegt welcher den oberen Bereich leicht abdunkelt.



    Der wichtigste Schritt zum fertigen Bild war es den Tower in Sättigung und Brillianz von dem restlichem Bild abzuheben. Dafür wurde mittels Pinsel der Tower nachgezeichnet (in Lightroom hat man so die Möglichkeit einen lokalen Bereich in Kontrast, Schärfe und Belichtung anzupassen). Der Tower wurde dabei aufgehellt und der Kontrast wurde gesteigert um diesen zu betonen. In einem späteren Schritt wurde die Sättigung noch angehoben, diesen zeige ich aber nicht separat.



    Der nächste Schritt war als erstes das freistellen und das festlegen des Bildformates, das ich den Rahmen schon ausgesucht hatte stand das Format fest es wird in 4x5 ausgegeben.



    Jetzt steht die Korrektur der Farbe an, das finale Bild soll relativ grau wirken und nur der Tower sollte etwas poppiger sein. Zu dem sind auch immer noch die Farbfehler zu sehen. Um diese zu entfernen werden die beiden Farbkanäle fast vollständig entsättigt. Da diese Farben praktisch nicht im Bild vorkommen fällt dies kaum auf.



    So die letzten Schritte die auch noch das zufrieden werden beinhalten ;-) bestanden aus der Anpassung der Bereits gemachten Änderungen. Hier noch etwas aufgehellt, dort noch etwas mehr Kontrast hier noch ein Staubkorn weg gestempelt.
    Das Finale Bild ist dann oben im Post zu sehen. Anbei nur noch ein 100% Ausschnitt aus der Bildmitte (hier in voller Auflösung: http://kabraxis.de/samples/PT_Bild_7.jpg)



    So nach dem die ganze Bearbeitung nun abgeschlossen ist kann es weitergehen, das Bild wird für den Druck zurecht gemacht. Das heißt ein letztes Mal nach schärfen, Papier auswählen und sicherstellen das alle Profile i.O. und vor allen geladen sind. Der Druckprozess läuft dann praktisch von alleine nur herausnehmen und zum trocknen platzieren muss man das Bild selber. Nach einem Tag Zeit bekommt das gute Stück dann auch sein letztes Kleid.



    Ich hoffe die kleine Vorstellung hat dem ein oder anderem gefallen, so endlich ist auch der Druck weg noch etwas gescheites am Feierabend getan zu haben :-)

    Schönen Abend noch - Gruss aus der Schweiz Pascal
    Geändert von Kabraxis (19.10.2012 um 12:35 Uhr)
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  2. 2 Benutzer sagen "Danke", Kabraxis :


  3. #2
    de Vörstand Avatar von hinnerker
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    Genial,

    vielen dank für dieses Making Of.. ich denke, Du hast Deine Zeit nach Feierabend hervorragend genutzt, um uns einen Einblick in konzeptionelle Arbeitsweisen beim Fotografieren zu geben.

    Sehr schön auch die grundsätzliche Vorgehensweise, sich vor der Aufnahme entsprechende Gedanken über Aufnahmeort, die Lichtsituation und die beabsichtigte Stimmung zu machen.

    Vielleicht hast Du noch ein paar technische Daten zur Aufnahme für uns? Kamera, Belichtungszeiten und Belichtungsmessertyp und Meßverfahren.. etc.

    Ich sehe da eine Horsemann Kamera.. welches Objektiv wurde benutzt.. (apropos seit wann bist Du denn auf Horsemann aufgesprungen?.. Tolle Kamera!!)

    Auf jeden Fall eine interessant gemachte Story von der Bildentstehung zum fertigen Bild..

    klasse

    LG
    Henry
    Canon EOS 5D MKIII, 5D MKI, Canon 1D MK IV, Sony A7, NEX7, A7 II.. und viele, viele feine Objektive aus dem Altglas-Container..

  4. #3
    Hardcore-Poster Avatar von Kabraxis
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    Aber natürlich habe ich noch mehr Infos

    Das verwendete Objektiv war ein 35mm Rodenstock APO Sinaron f4.5 bei Blende 16. Einen Haufen Informationen zur dieser Reihe gibt es direkt und gut aufgearbeitet vom Hersteller:
    http://www.rodenstock-photo.com/de/m...ronar-digital/
    Auf der Seite ist auch ein hervorragendes Datenblatt verlinkt (würden doch alle Hersteller solche Infos immer liefern). Für die Brennweite hat das Objektiv einen extremen Bildkreis und die Verstellwege lassen sich fast ohne Kompromisse in alle Richtungen voll ausnutzen.

    Die Belichtung wurde mit folgenden Parametern durchgeführt 1/15 sek bei Blende 16 und ISO 50. Die Belichtung wurde wie schon erwähnt nicht gemessen sondern geschätzt (Ausgehend von der Sunny-16 Regel -> Heller Tag = ISO 100; Blende 16; 1/100 sek http://en.wikipedia.org/wiki/Sunny_16_rule). Welche Korrektur dann notwendig wird sieht man dieses ja leicht im Histogramm.

    Die Horseman ist wirklich ein Schmuckstück, die ursprüngliche Idee war eigentlich einen Shift Adapter für die Hasselblad zu benutzen. Da die Lösungen aber alle irgendwie nur Kompromisse sind hab ich mich nach Technischen Kameras umgeschaut. Eigentlich wollte ich ja keine kaufen, aber die Horseman ist mir zu einen Schnäppchenpreis mit Linse angeboten worden (auch noch in der Konfiguration die ich brauche). Also hab ich dann meine Weitwinkel für die Hasselblad verkauft und mir die Horseman zugelegt. Fühlt sich an als hätte man eine Kamera in der Hand die aus einem Block gefräst wurde (aus der Hand fotografieren geht übrigens bestens :-) ). Wer mehr über den "Block" wissen möchte findet hier eine tolle Vorstellung vom Hersteller: http://www.komamura.co.jp/e/digital/SWD2pro.html

    Gruss Pascal
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  5. Folgender Benutzer sagt "Danke", Kabraxis :


  6. #4
    Förderndes DCC Mitglied Avatar von cdgh
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    Hallo Pascal,

    solche Berichte sind eine sehr schöne Bereicherung des Forums.
    Selbst wenn ich nie auf den Gedanken kommen würde, Deiner Anleitung folgend, eine neue Kamera zu kaufen,
    war der Bericht mit den Aufnahmedaten ein theoretisches Nacharbeiten wert und machte mir Spass.

    LG
    Gerd

  7. #5
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    Hallo Pascal,

    klasse Beitrag der Making Off- Bericht vor allem die "Sunny 16"-Regel die ich noch nicht kannte, man lernt doch nie aus hier.....

    LG
    Thomas
    "Klar war die Ausrüstung teuer und ich mache keine besseren Bilder dadurch...aber ich habe jetzt mehr Spaß an meinen schlechten Bildern... " (Heiko Kanzler)

  8. #6
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    Was ich noch nicht begriffen habe: hast du auf Film oder auf Sensor belichtet? Welcher Sensor, welcher Film?

  9. #7
    Hardcore-Poster Avatar von Kabraxis
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    Das ganze ist mittels Sensor aufgenommen, genauer gesagt einem Phase One P45+. Das ist ein fast 49,1 x 36,8 mm grosser Sensor (1,1 Crop vom Nettofilmformat 6x4,5 cm). Die gleiche Aufnahme mit KB hätte also 4-8 Bilder (je nach Überlappung) mit einer 35mm Linse benötigt. Das finale Bild misst freigestellt übrigens 79,4 Megapixel.

    Auf Film hab ich mir das ganze noch nie überlegt, da hätte ich viel zu viele Sorgen das alle Aufnahmen nicht genau (von der Gleichmäßigkeit der Entwicklung) übereinander passen.

    Gruss Pascal
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  10. #8
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    Wer mal mit einem Bild aus dem Back herumspielen möchte kann sich gerne hier bedienen:
    http://kabraxis.de/samples/CF002353.IIQ
    Vorsicht 42MB!!

    Alle Programme die mit .Tiff umgehen können sollten das Format beherrschen.

    Gruss Pascal
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